Zwei Release Groups bringen mit ihren vorzeitigen Leaks von TV-Serien die New Yorker Journalistin Jessica Silvester um ihre Karriere.
Zwei Release Groups haben diverse Episoden verschiedener TV-Serien mehrere Wochen vor der Erstausstrahlung in Umlauf gebracht. Die E-Mail-Adresse der New Yorker Journalistin Jessica Silvester wird in den DVD Screenern jeweils angezeigt.
Presseanfrage bei Jessica Silvester bleibt unbeantwortet
Wir haben vor rund 24 Stunden per E-Mail bei der Mitarbeiterin des New York Magazine, Jessica Silvester, angefragt. Oder besser gesagt: Wir haben versucht anzufragen, denn die E-Mail-Adresse ist nicht mehr gültig. In unzähligen Mitschnitten, die bei The Pirate Bay oder Kickass Torrents aufgetaucht sind, wird jeweils ihr Name bzw. jessica.silvester@nymag.gq angezeigt. So beispielsweise bei der britischen Miniserie The Spanish Princess“ des Pay-TV-Senders STARZ. Die Erstausstrahlung findet ab dem 05. Mai 2019 statt. Auch die erste Staffel von Hulus Serie Ramy ist bei den Leaks der letzten Tage dabei.
Unsere Kontaktanfrage via Twitter und LinkedIn blieb bisher unbeantwortet. Egal ob es sich um neue Episoden von American Gods, The 100, Bless This Miss, In the Dark, The Code, The Bold Type, Knightfall etc. handelt – immer steht der Name der Journalistin oder ihre E-Mail-Adresse als digitales Wasserzeichen mit drin. Höchst wahrscheinlich handelt es sich dabei um DVDs, die die Journalisten in ihrer Funktion als Senior Editor von den Filmfirmen als sogenannte Screener zur Verfügung gestellt bekommen hat. Jessica Silvester wurde entweder auf die ganz altertümliche Art beklaut. Oder Hacker haben Server vom New York Magazine bzw. ihr E-Mail-Konto übernommen, was noch wahrscheinlicher ist.
@jmsilves How comes a group called 1XBET is releasing masses of episodes with your e-mail in the watermark? https://t.co/W4XwTFz2iG
— Lars Sobiraj (@lsobiraj) 7. April 2019
Jessica Silvesters Watermarks nicht zu blurren, ist schlichtweg asozial!
Ein Kontakt, der uns gestern auf die Leaks aufmerksam gemacht hat, findet die Aktion so richtig daneben. Die Watermarks (digitale Wasserzeichen von Jessica Silvester) nicht zu entfernen, das sei eine „richtig asoziale Aktion„, schrieb er uns. Er sieht sich selbst absolut nicht als Copyright-Verfechter an, eher das genaue Gegenteil. Aber in diesem Fall bekommt eine Person, die wahrscheinlich nichts dafür kann, so richtig Ärger. Und das nur weil man zu faul war, die Spuren der Herkunft zu verwischen. Unser Kontakt geht davon aus, dass man den Account der Journalistin wohl schon vor längerer Zeit geknackt haben muss. Wir wollten ihren Namen raushalten, um sie bzw. ihre Karriere zu schonen. Doch spätestens seit dem heutigen Beitrag bei TorrentFreak ist der Vorfall sowieso öffentlich.
Wettportal 1XBET nutzt die Releases zu Werbezwecken
Als verantwortliche Group zeichnet sich TGx aus. Die Leaks werden aber zumeist als Werbung für ein Portal für Online-Wetten namens 1XBET missbraucht. Wer sich die letzten Releases ansehen will, braucht beim Nachfolger von KickAssTorrents (katcr.co) oder The Pirate Bay nur nach 1XBET oder TGx zu suchen. Täglich werden neue Files hochgeladen, die man größtenteils als Webrip deklariert. Es stammen aber nicht alle neuen Mitschnitte von Jessica Silvester.
Gegenüber Torrentfreak bestätigt der Mitarbeiter einer IT-Security Firma, dass Portale für Online-Poker oder Sport-Wetten in der Vergangenheit schon häufiger ihre URLs in neue P2P-Archive gepackt haben, um für ihre Dienste zu werben. Release Groups für derartige Werbung zu bezahlen ist schon deswegen wichtig, weil es in vielen Nationen schlichtweg verboten ist, für sie Werbung zu schalten. Das betrifft natürlich auch 1XBET, die lediglich über eine Lizenz der niederländischen Karibikinsel Curaçao verfügen.
Wer in Deutschland für Firmen ohne EU-Lizenz als Webmaster wirbt, macht sich bekanntlich strafbar, wie wir schon berichtet haben. Schon vor mehreren Jahren sind Cam-Rips aufgetaucht, die man mit der URL eines Online-Wettbüros versehen hat. Die Untertitel der abgefilmten Leinwand waren dabei zumeist in Russisch. Die Machart an sich ist also nichts Neues. Nur die Quelle ist diesmal eine andere. Und natürlich sind die neuen Mitschnitte im Vergleich von deutlich besserer Qualität.
Die Journalistin Jessica Silvester indes schweigt wie ein toter Fisch. Wahrscheinlich würde ich es auch nicht anders handhaben, wäre ich von ihrer Problematik betroffen.
Tarnkappe.info
Beitragsbild Julien Reveillon, thx! (Unsplash Lizenz)
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