Die Festnahme von Pilipp K. aus Marburg, ein Waffenhändler der den Todesschützen von München beliefert hat, sorgt für Angst vor Entdeckung im Darknet.
Nach der Festnahme des 31-jährigen Waffenhändlers Philipp K. ist die illegale Waffenszene in Unruhe geraten. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet von einer wachsenden Angst vor verdeckten Ermittlern im Darknet.
Das ergaben Recherchen im Darknet-Forum „Deutschland im Deep Web“ (DIDW), in dem auch der Münchner Amokläufer David S. und sein mutmaßlicher Waffenlieferant Philipp K. aktiv waren. So warnten Anhänger der Waffenszene nach der Festnahme des 31-jährigen: „Löscht ALLES!“ und „Sorgt dafür, dass man in eurer Bude NICHTS findet!“.
Darknet: Täter reagieren mit Panik
Der mutmaßliche Händler der Amok-Pistole soll im Darknet mit seinen Geschäften geprahlt und genaue Angaben zu seinen Verkäufen gemacht haben. So hatte er angegeben, dem Amokschützen von München die Pistole und die Munition für 4350 Euro verkauft zu haben. Damit hatte der 18-jährige am 22. Juli an einem Einkaufszentrum neun Menschen und sich selbst erschossen. In der Szene sorgt das zurzeit für Aufruhr, weil die Käufer und Verkäufer nun befürchten, entdeckt zu werden.
Forumsmitglieder wollen den festgenommenen Waffenhändler Philipp K. inzwischen unter dem Pseudonym „Rico“ identifiziert haben. „Rico“ beschrieb in Forumsbeiträgen, wie er Waffen illegal in der Schweiz, Tschechien und der Slowakei erworben habe. Schießübungen habe er nachts in der Nähe einer Autobahn bei Köln durchgeführt. Statt Waffen anonym per Post zu verschicken, setzte „Rico“ auf persönliche Übergaben, sogenannten „Real Life Treffs“. In den Chats habe der arbeitslose Verkäufer auch ausführlich über seine private Lebenssituation geklagt. Ob „Rico“ das Pseudonym des festgenommenen Philipp K. war, wollte die Frankfurter Generalstaatsanwalt aus ermittlungstaktischen Gründen nicht kommentieren und ob der Platz bei der Kölner Autobahn auch jener ist, an dem eine vergrabene Munitionskiste des Festgenommenen sichergestellt wurde, ist ebenso noch offen. In der Kiste fanden die Ermittler eine Maschinenpistole, vier halbautomatische Pistolen und Munition. Der 31-Jährige hatte nach seiner Festnahme von der Kiste erzählt.
Verhafteter schweigt zu Vorwürfen
Der mutmaßliche Verkäufer der Amok-Pistole von München schweigt auch Tage nach seiner Festnahme weiter zu den Vorwürfen. Der 31-jährige Mann aus Marburg habe sich in der U-Haft nicht mehr zu den Anschuldigungen geäußert, sagte der Sprecher der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, Alexander Badle, am Freitag auf Anfrage. Der Anwalt des mutmaßlichen Waffenhändlers aus dem Darknet werde sich jetzt sicherlich erst einmal ein Bild machen. Folglich ist auch das wahre Ausmaß der Waffengeschäfte des Beschuldigten noch unklar. «Es wird eine geraume Zeit dauern, bis alles ausgewertet ist», sagte Badle.
Die gut vernetzte Waffenhändlerszene, die viele Verkäufe über das Darknet abwickelt, sei nach dem Ermittlungserfolg in Aufruhr, sagte Badle. «Die Verunsicherung ist ein gewünschter Nebeneffekt unserer Arbeit.»
Tarnkappe.info