Mangamura.org screenshot
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Mangamura: Werbeagenturen zu Schadensersatz verurteilt

Ein Gericht hat zwei Werbefirmen zur Zahlung von Schadensersatz an einen Manga-Schöpfer verurteilt. Dessen Werke landeten auf Mangamura.

Das Bezirksgericht Tokio verurteilte aktuell zwei Werbeagenturen, MM Lab und Global Net, zur Zahlung von 11 Millionen Yen (ca. 84.760,32 Euro) Schadensersatz an Manga-Schöpfer Ken Akamatsu (Love Hina , Negima!, UQ Holder!). Diese schalteten Werbung auf der japanischsprachigen Manga-Piraterie-Site Mangamura. Akamatsu reichte Klage gegen beide Agenturen ein. Die von ihm kreierten Manga, waren illegal auf Mangamura gepostet worden. Dafür forderte er Schadenersatz auch von den Werbeagenturen, berichtet Anime News Network.

Werbe-Anbieter für Urheberrechtsverletzung haftbar

Richter Kо̄ichi Tanaka entschied, dass die Werbeagenturen mit der Zahlung von Anzeigengebühren an den Websitebetreiber von Mangamura auch die Urheberrechtsverletzung unterstützen, da Mangamura durch Piraterie das Urheberrecht verletzt. Darum sollten sie für die Verluste des Manga-Schöpfers haftbar gemacht werden. Wie der Richter zudem feststellte, seien die Verkäufe von Akamatsus Mangas aufgrund der Piraterie zurückgegangen. Akamatsus Anwalt erklärte, dass dies das erste Mal sei, dass eine Werbeagentur für Manga-Piraterie haftbar gemacht werde.

Mangamura.org: Zugriff auf mindestens 600 GB Daten

Romi Hoshino hat Mangamura.org zwischen Januar 2016 und April 2018 betrieben. Er stellte auf der Site beliebte Mangas kostenlos zum Lesen zur Verfügung. Auf der Website hatte Hoshino ca. 5.300 Manga Comics angeboten, was etwa 600 GB an Daten entspricht.

Mangamura hatte nach Angaben der in Japan ansässigen Anti-Piraterie-Gruppe General Incorporated Association „Contents Overseas Distribution Promotion Organization“, kurz CODA, allein in sechs Monaten, zwischen September 2017 und Februar 2018, insgesamt 620 Millionen Zugiffe. Der Verband schätzte, dass dies in dieser Zeit den Urheberrechtsinhabern in Japan einen Schaden in Höhe von 319,2 Milliarden Yen (etwa 2,92 Milliarden US-Dollar) verursacht hat. Bei Alexa befand sich die Webseite mit 16 Millionen Besuchern monatlich auf dem Rang 940.

Nur wenige Tage, nachdem die Regierung in Japan Notmaßnahmen zur Sperrung von Webseiten gegen mehrere Seiten, darunter auch Mangamura, angekündigt hatte, schloss die Download-Plattform am 17.04.2018 seine Pforten. Zu diesem Zeitpunkt schien der Schritt freiwillig zu sein. Hinter den Kulissen zeichnete sich allerdings bereits ab, dass strafrechtliche Untersuchungen eingeleitet wurden, die schließlich zur Verhaftung des Betreibers führten.

Kodansha, ein großer japanischer Literatur- und Manga-Verlag, und weitere Verlage reichten bereits 2017 im Namen von Eichiro Oda (One Piece) und Hajime Isayama (Attack on Titan) eine Klage gegen Mangamura ein. Anschließend gaben die japanischen Behörden bekannt, dass man aktiv gegen die Betreiber ermittelt.

Betreiber des Manga-Portals verhaftet

Über ein Jahr, nachdem die Seite offline gegangen war, nahm die philippinische Polizei den Betreiber des Manga-Portals Mangamura.org fest. Behörden verhafteten am 07.07.2019 schließlich den japanisch-deutsch-israelischen, damals 28-jährigen Romi Hoshinko, am Ninoy Aquino International Airport. Hoshino hielt sich zum Zeitpunkt seiner Verhaftung im Jahr 2019 in den Philippinen auf.

Er wollte jedoch gerade nach Hongkong ausreisen. Die philippinische Einwanderungsbehörde nahm ihn dann im Juli 2019 aufgrund einer Anfrage der japanischen Botschaft in Gewahrsam und lieferte ihn zwei Monate später, im September 2019, an Japan aus. Die Inhaftierung hatte die japanische Botschaft in Manila beantragt. An der Aktion war auch die japanische Polizei beteiligt.

Verurteilung zu drei Jahren Haft und Zahlung einer Geldstrafe von 650.000 USD

Richter Kamihara am Bezirksgericht Fukuoka verurteilte den Administrator Romi Hoshino alias Zakay Romi hinter der japanischen Piraterie-Website Mangamura infolge am 2. Juni 2021 zu drei Jahren Gefängnis und zudem zu einer Geldstrafe von 10 Millionen Yen (91.146 US-Dollar). Kamihara verhängte außerdem eine zusätzliche Geldstrafe in Höhe von 62 Millionen Yen (565.105 US$). Letzteres basiert auf den Einnahmen von 62 Millionen Yen, die Hoshino mit der Website verdient und auf ein ausländisches Bankkonto eingezahlt hatte.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.