Weltweit erstmals wird eine KI einen Mandanten vor Gericht beraten. Als Roboter-Anwalt wird ein Bot ihn in einem Strafzettel-Fall vertreten.
Erstmals soll eine künstliche Intelligenz einen Mandanten mit einem anstehenden Fall vor einem städtischen Verkehrsgericht anwaltlich beraten. Der KI-Chatbot startet mit seinem ersten Fall im kommenden Monat. Er läuft dabei per App auf dem Smartphone des Klienten.
Zunächst soll er alle Äußerungen im Gerichtssaal zur Kenntnis nehmen. Darauf aufbauend weist der Bot den Angeklagten in Echtzeit über Ohrhörer an, was er fallrelevant dazu vorbringen soll. Darüber berichtete New Scientist.
Ob mit dem Verfassen von Gedichten, Zeichnungen, Kompositionen, dem Schreiben von Büchern oder Computercodes, nie zuvor drängten KI-Chatbots so sehr in vielfältige Bereiche unseres Lebens vor, wie gegenwärtig. Aktuell übernimmt sogar ein KI-Chatbot die Rolle eines Anwalts. Den Roboter-Anwalt bietet das Unternehmen DoNotPay an.
DoNotPay hat den Roboter ursprünglich entwickelt, um Parktickets in Großbritannien anzufechten, als es die Technologie zum ersten Mal auf den Markt brachte. Seither hat man die Technik auf die USA ausgeweitet. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit bereits enormen Erfolg gehabt und dabei auf diese Weise geholfen, 160.000 Parkstrafen in New York und London in nur zwei Jahren anzufechten.
Weltweit erster Roboter-Anwalt schreibt Geschichte
Der KI-basierte Rechtsberater baut auf der GPT-3-API von OpenAI auf, die ChatGPT verwendet. Joshua Browder, CEO von DoNotPay, ein an der Stanford University ausgebildeter Informatiker, startete DoNotPay im Jahr 2015 mit einem Chatbot. Dieser bot Verbrauchern im Zusammenhang mit Mahngebühr-Zahlungen oder Bußgeldern Rechtsberatung. Allerdings wechselte das Unternehmen 2020 zu KI.
DoNotPay wirbt auf ihrer Website für den KI-Chatbot:
„Der weltweit erste Roboter-Anwalt – Die DoNotPay-App ist die Heimat des weltweit ersten Anwaltsroboters. Bekämpfe Unternehmen, schlage die Bürokratie und verklage jeden auf Knopfdruck.“
DoNotPay will mit KI Menschen helfen, verschiedene Bußgelder mit Chat-Bots anzufechten. Um seine Kompetenz unter Beweis zu stellen, wird er im kommenden Februar in realen Szenarios eingesetzt. Mit einem Ohrhörer wird ein Mandant im Gerichtssaal von DoNotPay gecoacht, um seinen Fall darzulegen. Im Gerichtsfall geht es darum, die Bußgelder für eine Geschwindigkeitsüberschreitung zu vermeiden.
Sollten der KI-Chatbot den Fall verlieren, hat sich DoNoPay bereit erklärt, alle Bußgelder zu übernehmen, so der Gründer und CEO des Unternehmens, Joshua Browder.
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KI-Chatbot agiert im Gerichtssaal in rechtlicher Grauzone
Wie Gizmodo berichtete, sei aus technologischer Sicht fraglich, ob AirPods überhaupt vor dem Supreme Court zugelassen würden. Laut der Website des Gerichts ist es offenbar verboten, während einer Sitzung des Obersten Gerichtshofs elektronische Geräte mitzubringen. Allerdings erlauben einige Gerichte Angeklagten das Tragen von Hörgeräten. Einige Versionen davon sind Bluetooth-fähig. So hat Browder festgestellt, dass die Technologie von DoNotPay in diesem Fall legal eingesetzt werden kann.
Jedoch ist die Technologie in den meisten Gerichtssälen nicht legal. Einige Staaten verlangen, dass alle Parteien der Verwendung zustimmen. Dies würde die Möglichkeit ausschließen, dass ein Roboter-Anwalt viele Gerichtssäle „betritt“. Von den 300 Fällen, die DoNotPay für einen Prozess unter Einsatz seines Roboter-Anwalts in Betracht zog, waren nur zwei realisierbar.
Joshua Browder führte gegenüber New Scientist aus:
„Die KI wurde auf sachliche Aussagen trainiert, um die gesetzliche Haftung zu minimieren. Der Roboter-Anwalt, der 160.000 Parktickets aufhob, kann Ihnen jetzt kostenlos in 1.000 Rechtsgebieten helfen. Die Beauftragung eines Anwalts kann teuer sein, aber der KI-Chatbot könnte es Ihnen ermöglichen, kostenlos auf denselben Rat zuzugreifen.“
Man hat auch das Audio-Tool so angepasst, dass es nicht sofort auf Aussagen reagiert, sondern die Gegner ihre Diskussion beenden, Kommentare analysieren und dann eine Lösung präsentieren lässt. Browder ergänzt:
„Es dreht sich alles um Sprache, und dafür verlangen Anwälte Hunderte oder Tausende von Dollar pro Stunde“. Er ist überzeugt, dass diese Technologie eines Tages Anwälte ersetzen wird:
„Es wird immer noch genügend gute Anwälte da draußen geben, die vielleicht vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte argumentieren, aber viele Anwälte verlangen einfach viel zu viel Geld für das Kopieren und Einfügen von Dokumenten, und ich denke, sie werden definitiv ersetzt werden und sie sollten ersetzt werden.“
Gemäß BuissenessInsider können sich Verbraucher, die einen Bußgeldbescheid anfechten, eine Rückerstattung beantragen oder gegen Spam-Anrufe kämpfen möchten, für DoNotPay-Technik mit einem Jahresabonnement für 36 $ pro Jahr anmelden.