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Bildquelle: Mostafa Merajii, Lizenz

Dropbox hat fremde KI-Tools mit den Kundendaten trainiert

Der Online-Speicherdienst Dropbox hat offenbar die Daten zahlreicher Nutzer als Trainingsmaterial für die KI-Dienste Dritter missbraucht.

Seit Mittwoch ist der Wirbel beim Cloud-Speicherunternehmen Dropbox groß. Auch der CTO von Amazon, Werner Vogels, ist davon überzeugt, dass Dropbox, das im Juli eine Reihe von KI-Tools wie Dash eingeführt hat, standardmäßig OpenAI, den Hersteller von ChatGPT und DALL-E 3, mit Benutzerdateien als Trainingsmaterial für KI-Modelle fütterte.

Dropbox erlaubt die Nutzung ihrer KI nur gegen Offenlegung der eigenen Daten

Man forderte bei X alle Nutzer dazu auf, zu überprüfen, ob sie einer Weitergabe in den Einstellungen zugestimmt haben. Bei manchen war ohne jedes Zutun oder Wissen per Voreinstellung der Datenabfluß zu den KI-Tools garantiert, was für Ärgernis bei den Betroffenen sorgte.

Karla Otiz schrieb bei x.com (ehemals Twitter), sie glaube, Dropbox habe ihre Kunden JETZT automatisch angemeldet. „Bedeutet das also, dass sie Modelle auf Ihren wertvollen und geheimen Daten trainieren, wenn Sie sich nicht manuell abmelden?

Dropbox ist der Vorfall keine Pressemitteilung wert

Dropbox

Der Hersteller hat dazu im Pressebereich oder Blog keine Stellungnahme zur Verfügung gestellt. Bei X antwortete man gestern auf Karlas Posting, dass man die KI-Funktionen nur nutzen kann, wenn man dazu bereit ist, mit dem Unternehmen seine eigenen Daten zu teilen.

Es werden angeblich keine Einstellungen in der Form vorgenommen, dass die Nutzer ihre Dropbox-Daten per Voreinstellung mit einem KI-Dienst teilt. Doch wer die KI-Funktionen bei Dropbox nutzen will, müsse der Datenweitergabe zustimmen. Man arbeite noch an einer Aktualisierung, um dies im Hilfstext noch deutlicher zu formulieren.

Unterschiedliche Einstellungen für verschiedene Länder?

Otiz antwortete, dass das Problem offenbar nur in den USA und anderen Regionen besteht. Wie es aussieht, hat man die EU-Nutzer standardmäßig ausgenommen. „Wenn das stimmt, warum nicht auch für US-Kunden?“ Die Antwort erklärt sich eigentlich von selbst. In den USA werden die Daten von Privatpersonen nicht juristisch geschützt. Das ist innerhalb der EU glücklicherweise anders.

Die KI als allumfassender Heilsbringer?

Warum also sollte Dropbox überhaupt Nutzerdaten an OpenAI & Co. senden? Im Juli kündigte das Unternehmen eine KI-gestützte Funktion namens Dash an, die es KI-Modellen ermöglicht, universelle Suchen auf Plattformen wie Google Workspace und Microsoft Outlook durchzuführen.

OpenAI stellte auch GPT-4 Turbo vor: Größerer Speicher, geringere Kosten, neues Wissen. Laut FAQ ist der Schalter für Drittanbieter-KI in den Konto-Einstellungen standardmäßig aktiviert, wenn man die Dropbox-KI-Alpha nutzt.

Mehrere Mitarbeiter von Ars Technica, die keine Kenntnis von der Dropbox-KI-Alpha hatten, stellten jedoch fest, dass ihre Einstellung standardmäßig aktiviert war, als sie dies überprüften. Tja, ganz so korrekt hat man sich bei Dropbox wohl doch nicht verhalten.

Fazit: Sperrt man Datenschützer bald aus allen Diensten aus?

Mittlerweile bieten immer mehr Online-Dienste KI-gesteuerte Zusatzdienste an. Irgendwann wird es wohl soweit kommen, dass man diese nur noch dann sinnvoll nutzen kann, wenn man auch bereit ist, die eigenen Daten mit Gott und der Welt zu teilen.

Die Causa Dropbox hat auch deswegen so viele aufgeregt, weil ausgerechnet die Microsoft-Tochter OpenAI in der Vergangenheit nicht zimperlich war, wenn es um den Bezug von Daten ohne jede Einwilligung ging. Beim Training von ChatGPT ignorierte man auch gerne das eine oder andere Mal das bestehende Copyright der Werke, woraufhin sich die betroffenen Autoren beschwert haben. Wenn die Daten ungewollt an solche Quellen fließen, ist höchste Vorsicht angesagt, wie die Kollegen vom Register völlig zurecht bemängeln.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.