Das Handelsgericht des Kantons Zürich erteilte dem Fotografen Marco Verch kürzlich eine klare Absage. Seine Forderungen seien nichtig.
Marco Verch verlor Klage mit Leitcharakter

Die wenigsten wehren sich gegen Abmahnungen
Rechtsanwalt Martin Steiger schreibt, dass Abmahn-Anwälte und andere Rechteinhaber dort „gezielt“ eine große Anzahl an Bildern hochladen, damit eine große Wahrscheinlichkeit besteht, dass diese häufig gefunden und von Dritten benutzt werden. Wie der Jurist Markus Kompa herausfand, lud der beklagte Marco Verch aus dem vorliegenden Urteil beispielsweise über 12.000 Bilder (!!!) einer historischen Schreibmaschine bei Flickr hoch, die sich lediglich durch das jeweils getippte Wort unterscheiden. Martin Steiger kommt in seinem Blogbeitrag zu dem Urteil, „die massenhaften Bilder-Abmahnungen aus Deutschland funktionieren im wirtschaftlichen Gesamtergebnis, weil sich die meisten Abgemahnten nicht wirksam oder gar nicht zur Wehr setzen.“ Außerdem gebe es immer häufiger auch Rechteinhaber aus der Schweiz, die versuchen, Forderungen gemäß dem deutschen statt dem Schweizer Recht zu stellen. Dies beinhalte mehrere juristische Vorteile. Verch kassierte vor Gericht eine negative Feststellungsklage, ein Unikum im Schweizer Rechtssystem. Hinzu kam eine sogenannte Torpedoklage, die ebenfalls selten in der Schweiz angewendet wird. Diese soll verhindern, dass der Abmahner nach dem Urteil vor dem Schweizer Gericht anschließend in Deutschland klagen kann. Mit dem Urteil stellte das Gericht unmissverständlich klar, dass Creative Commons-Lizenzen nicht als Abmahnfallen taugen. Das funktioniere nur, sofern der Rechteinhaber nachweisen kann, dass er seine Bilder auch noch auf andere Weise gegen Entgelt lizenziert.Plaghunter: Marco Verchs Online-Tool für Fotografen
Eben dieser Marco Verch betreibt in Köln mit Plaghunter einen eigenen Online-Dienst. Dies ist eine Art Suchmaschine, mit der man von Dritten benutzte Fotos finden lassen kann. Hierbei geht es auch um die Möglichkeit, nachträglich Lizenzen einzufordern. Mit den so gewonnenen Informationen der unrechtmäßigen Benutzer könnte man natürlich auch Abmahnungen von einem Anwalt verschicken lassen. Nach der Anmeldung bei diesem Online-Tool kümmere man sich „um den Rest“. Dies stellte Plaghunter den entrechteten Fotografen schon im August 2016 in einem Blogbeitrag in Aussicht.Warum hält sich die Wikipedia-Community aus der Angelegenheit raus?

„Mein Eindruck ist, dass die Wikimedia-Stiftung versucht, sich aus allem rauszuhalten, solange es nicht um das Sammeln von Spenden geht. Allenfalls liegt das daran, dass einige Wikipedianer ihren Lebensunterhalt mit Wikipedia-Inhalten verdienen:Einige nutzen Wikipedia für sich und andere als Abmahnfalle, einige andere lassen sich für das Einstellen von Inhalten bezahlen. Die Stiftung fokussiert sich stattdessen auf politische Fragen wie beispielsweise gendergerechte Sprache oder die Umbenennung von Wikimedia–Stiftung zu Wikipedia–Stiftung.
Ist das Sammeln von Spenden wichtiger?
Tarnkappe.infoAls Wikipedianer der ersten Stunde bedaure ich, dass die Wikipedia inhaltlich heute in einem schlechten Zustand ist. Die reichlich alimentierte Wikimedia-Stiftung hat es nicht geschafft, Anreize für eine aktive Mitarbeit zu schaffen. Neue Inhalte entstehen heute bei Instagram, TikTok und YouTube, nicht bei Wikipedia.“