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Bildquelle: Simon Bak, Lizenz

Alexa-Whistleblower fordert nach Folter Entschuldigung von Amazon

Ein 43-Jähriger Alexa-Whistleblower beklagte die illegalen Arbeitsbedingungen in einer Foxconn-Fabrik, die mehrere Amazon-Produkte herstellt.

Der Alexa-Whistleblower befindet sich jetzt schon seit zwei Jahren in Haft, weil er die Arbeitsbedingungen in einer Fabrik angeprangert hat, wo Schulkinder an der Herstellung der Amazon-Produkte Echo, Echo Dot und dem Kindle beteiligt sind. Mingfang hatte Zugang zum Computersystem der Fabrik. Er glaubt, Foxconn habe systematisch Schulkinder eingesetzt, um Kosten zu sparen.

Nächtliche Arbeit von Schulkindern sollten Kosten senken

whistleblower

Tang Mingfang gibt an, vor der Inhaftierung gefoltert worden zu sein. Da die Mitarbeiter von Hengyang Foxconn im Auftrag von Amazon gehandelt haben, verlangt er eine öffentliche Entschuldigung vom Amazon-Gründer Jeff Bezos. Dieser müsse seiner Verantwortung als Geschäftsführer endlich gerecht werden.

Wie der Guardian berichtet, hat man Mingfang bei Verhören mehrfach geschlagen und gefesselt, um ihn zu einem schriftlichen Geständnis zu drängen. Der Alexa-Whistleblower sollte zugeben, er habe angeblich Geschäftsgeheimnisse veröffentlicht, was ihm untersagt sei.

Alexa-Whistleblower verweigerte Unterschrift unter Geständnis 7 Mal!

Mingfang möchte, dass Amazon eine Erklärung dazu abgibt. Er möchte von ihnen wissen, ob er es verdient hat, so behandelt zu werden. Wenn keine Gefängnisstrafe angemessen sei, müsse sich Amazon bei ihm entschuldigen. Zusammen mit dem Geschäftspartner Foxconn müsse man ihn dabei unterstützen, Rechtsmittel einzulegen und eine Entschädigung zu erhalten.

china labor watch

Ein Amazon-Sprecher gab gegenüber dem Guardian bekannt, man dulde keine Verstöße gegen die Standards ihrer Lieferketten. Wie es dennoch zur nächtlichen Herstellung ihrer Geräte durch minderjährige Schulkinder kommen konnte, erklärte der Sprecher hingegen nicht.

Amazon wäscht Hände in Unschuld

Die illegalen Arbeitspraktiken in der Fabrik wurden erstmals in einer Untersuchung des Observer und der US-amerikanischen Organisation China Labor Watch im Jahr 2018 aufgedeckt. Ein Jahr später ergab eine zweite Untersuchung, dass Foxconn versucht hatte, Schulkinder mit fadenscheinigen Begründungen zu illegalen Überstunden zu verpflichten.

Fotos des Alexa-Whistleblowers Grundlage für Ermittlungen

Interne Foxconn-Dokumente, die Tang Mingfang weitergegeben hatte, bildeten die Grundlage für weitere Ermittlungen gegen die Fabrikbetreiber. Amazon schickte eigene Mitarbeiter in die Fabrik, um die Verstöße gegen das Arbeitsrecht zu untersuchen. In der Folge musste Foxconn mehr als 165.000 Britische Pfund als Entschädigung an die unterbezahlten Arbeiter zahlen, die in Hengyang Echo und Echo Dot Geräte herstellen.

Polizei sollte Hinweisgeber herausfinden

In der Zwischenzeit schaltete Foxconn die chinesischen Behörden ein. Sie sollten herausfinden, wer für das Informationsleck zuständig war. In der Folge klagte man den Alexa-Whistleblower an und verurteilte ihn wegen Geheimnisverrats zu zwei Jahren Gefängnis. Tang Mingfang findet, Amazon hätte ihn schützen müssen, weil laut US-Gesetz Whistleblowern Redefreiheit und Schutz zusteht. Er habe vor dessen Tod nicht einmal seinen eigenen Vater sehen dürfen, weswegen er in Berufung gegangen ist.

Foxconn habe nach der ersten Untersuchung versprochen, die Arbeitsbedingungen der Arbeiter zu verbessern. Doch die internen Dokumente deuteten darauf hin, dass die Manager planten, den illegalen Einsatz von Arbeitern sogar noch auszuweiten. Viele seiner Kollegen vertraten hinter vorgehaltener Hand die Meinung, dass dies falsch sei.

Alexa-Whistleblower
Grafik Epictop100, thx! (CC BY 2.0)

Alexa-Whistleblower wandte sich an CLW

Irgendwann wandte sich Tang an die NGO China Labor Watch. Er erklärte sich bereit, zum Beweis vor Gericht einige der Unternehmensdokumente weiterzugeben, die er mit seinem Mobiltelefon fotografiert hatte.

Da ich glaube, dass die Ursache für all das darin liegt, dass ich die illegalen Aktivitäten von Hengyang Foxconn aufgedeckt habe, glaube ich, dass ich nicht schuldig bin“, sagte er. In einem Brief an Bezos forderte ihn der Alexa-Whistleblower auf, dafür zu sorgen, dass man die Rechte der Arbeitnehmer besser schützt.

Schreiben Sie eine E-Mail an Amazon!

China Labor Watch hat jetzt, nachdem man ihren Brief ignoriert hat, eine Aktion gestartet. Man fordert alle dazu auf, eine E-Mail an Amazon zu schreiben, damit die Bedingungen der teils minderjährigen Arbeiterinnen und Arbeiter künftig besser werden.

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Die E-Mail bitte an folgende E-Mail-Adressen schicken:

amazon-pr@amazon.com, kendraf@amazon.com, ajassy@amazon.com, parvizb@amazon.com, davecl@amazon.com, shareholder-board-communications@amazon.com amazon-ir@amazon.com, Aws-pr@amazon.com

Betreff: Handeln Sie für Tang Mingfang!

Sehr geehrte Damen und Herren,

heute wende ich mich als Amazon-Kunde an Sie. Ich fordere Amazon und Ihren Geschäftsführer Jeff Bezos dazu auf, Maßnahmen für Tang Mingfang zu ergreifen, der inhaftiert und gefoltert wurde, weil er Arbeitsrechtsverletzungen in Ihrer Lieferkette aufgedeckt hat.

Ich fordere Amazon dazu auf, folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  • Reagieren Sie auf den offenen Brief von Tang Mingfang an Jeff Bezos!
  • Erkennen Sie an, dass man Tang Mingfang zu Unrecht inhaftiert und gefoltert hat. Man wirft Mingfang vor, gegen Amazons Supply Chain Standards „Grievance Mechanism and Whistleblower Protections“ Policy verstoßen zu haben.
  • Fordern Sie Ihren Lieferanten Hengyang Foxconn auf, Tang Mingfang zu entschädigen und sich bei ihm zu entschuldigen, weil er ungerechtfertigte rechtliche Schritte gegen ihn unternommen hat, die zu seiner Folterung und Inhaftierung geführt haben, so dass er sich nicht von seinem kranken Vater verabschieden und an seiner Beerdigung teilnehmen konnte.
  • Fordern Sie Ihren Zulieferer Hengyang Foxconn auf, mit den örtlichen Gerichten in Kontakt zu treten, um das ungerechte Schuldurteil gegen Tang Mingfang aufzuheben.
  • Reformieren Sie Amazons Politik zum Schutz von Hinweisgebern und verstärken Sie die Aufsicht über die Arbeitsbedingungen bei Ihren Zulieferern, um sicherzustellen, dass das, was Tang Mingfang passiert ist, nie wieder passiert.

Mit freundlichen Grüßen,

gezeichnet

(Ihr Name)

Wir würden uns sehr freuen, wenn möglichst viele Leserinnen und Leser der Aufforderung zu dieser E-Mail folgen würden. Das Ganze kostet nichts und dauert nur wenige Minuten. Die E-Mails könnten möglicherweise wirklich etwas bewirken.

Dazu kommt: Wenn niemand etwas dagegen unternimmt, wird sich die Vorgehensweise von Foxconn und anderen Fabrikbetreibern im Auftrag von Apple, Amazon & Co. wohl niemals ändern.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.