Juicy Fields
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Juicy Fields: mutmaßlicher Cannabis-Betrug zog Razzia nach sich

Am 16.08.2022 erfolgte eine Razzia bei den Verantwortlichen der Internetplattform Juicy Fields. 12 Verdächtige hatte das LKA dabei im Visier.

Gemäß Informationen der Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt das LKA Berlin gegen zwölf mutmaßlich Verantwortliche der Internetplattform Juicy Fields (juicyfields.io). Bei am vergangenen Dienstag vorgenommenen Durchsuchungen von deren Wohnungen und von Geschäftsräumen von fünf Firmen an zwei Standorten stellten die Beamten zahlreiche Unterlagen sicher.

Juicy Fields gilt als Crowd-Growing-Plattform. Das Unternehmen reiht sich damit in eine ganze Reihe anderer Plattformen ein, die einer ähnlichen Geschäftsidee folgen. Der wesentliche Unterschied bestand allerdings darin, dass sie sich in erster Linie an Kleinanleger wandten. Im Gegensatz zu anderen Crowd-Growing-Plattformen konnten hier potenzielle Investoren schon ab 50 EUR pro Anlage einsteigen. Sie warben damit, Menschen mit Unternehmen für medizinisches Cannabis zu verbinden, die nach einer Finanzierung suchen.

Hohe Renditeversprechen lockten Investoren an

Laut Projektangaben verwendeten die Betreiber das Geld jedes Investors, um Cannabis für Einrichtungen anzubauen, die über eine gesetzliche Genehmigung verfügen. Demgemäß konnten sich Investoren über virtuelle Gewächshäuser an Anbau, Ernte und Verkauf der medizinischen Cannabis-Pflanzen beteiligen. Gemäß den Betreibern würden die Pflanzen nach 108 Tagen geerntet, verkauft und die Anfangsinvestition mit Zinsen zwischen 33 und 66 % zurückgezahlt, was mindestens 130 % an Rendite pro Jahr bedeutet.

„Unsere Plattform bietet Ihnen die Möglichkeit, Geld zu verdienen, indem Sie kleinen Unternehmen in der Cannabisindustrie helfen, zu expandieren und sich zu verbessern. Das Ziel unseres Projekts ist es, eine globale Marke für die Herstellung von medizinischen Cannabisprodukten (Vapes und Öle) zu schaffen.“

Mit dieser vielversprechenden Geschäftsidee lockten die Betreiber der Plattform entsprechend zahlreiche Investoren an. In nur drei Monaten garantierten sie ihren Kunden Renditen von bis zu 66 Prozent, wie die spanische Zeitung ElDiario berichtete. Mit aggressiven Werbekampagnen in sozialen Netzwerken und auf Cannabis-Events, die Juicy Fields in ganz Europa durchführte, machten sie auf sich aufmerksam. Seinen Sitz hatte das Unternehmen in den Niederlanden und zudem Büros in sieben Städten.

Die Betreiber sagten seit dem Start der Plattform, im Jahr 2020, zu, mit ein paar Klicks und ohne auch nur ein einziges Ausweisdokument anzufordern (geben Sie einfach eine E-Mail an), vermag man bei ihnen bis zu 180.000 Euro zu investieren. Das Geld könne man per Banküberweisung oder in Kryptowährungen begleichen. Investoren müssen nur die Anzahl der zu finanzierenden Pflanzen auswählen und schon kommt ein Zahlungsauftrag. „Ohne Komplikationen, ohne Papierkram, völlig legal“, gab das Unternehmen an. Sie stellten sicher, dass die Investition „zu 99 %“ garantiert wäre. Ziel des Geldes war dabei eine Bank im Steuerparadies Zypern.

Noch im März diesen Jahres ließ der damalige Unternehmenssprecher und Chief Business Development Officer von Juicyfields, Daniel Gauci, verlauten, „Die Leute sind es einfach nicht mehr gewohnt, gute Gewinne zu machen“, als ihn DW zum Geschäftsmodell des Unternehmens befragte.

Juicy Fields entpuppte sich als mutmaßlicher Cannabis-Investitionspyramiden-Betrug

Das böse Erwachen kam für die Investoren frühestens Mitte Juli, als Juicy Fields ihren Investoren zunächst bekannt gab, dass sich ein Teil der Arbeiter im Streik befinden würden. Bargeldabhebungen wurden infolge eingefroren. Es hieß, dass die Sperrung ca. 48 Stunden dauern würde. Nur zwei Tage später waren alle Juicy Fields-Accounts aus den sozialen Netzwerken entfernt. Desgleichen verschwunden waren die von Mitarbeitern des Unternehmens moderierten Telegram-Gruppen, in denen sich alle Investoren befanden.

Anleger fühlen sich um ihr Geld betrogen und klagen

Kurz danach erhielten die Anleger schon keinen Zugriff mehr auf ihr persönliches Juicy Fields-Konto im Internet. Darüber war es den Investoren möglich, ihr Guthaben und den Status ihrer Anlagen einzusehen. Die Kunden befürchteten daraufhin einen Exit-Scam. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin spricht davon, dass ihnen bisher Anzeigen von 230 Anlegern vorliegen würden. ElDiario vermeldete diesbezüglich, dass Investoren sich in einer neu gegründeten Telegram-Gruppe zusammengefunden hätten. Darin befänden sich bereits mehr als 6.000 Betroffene. Auch davon hätten einige Anzeige bei der Polizei erstattet.

Zudem hätte eine Gruppe von 200 spanischen Kunden, die sich unter dem Verband „Affected by Investments in CBD Crops“ zusammengeschlossen haben, die erste Sammelklage eingereicht. Die Betroffenen werfen Juicy Fields eine „angeblich fortgesetzte Straftat des schweren Betrugs, der Unterschlagung, der kriminellen Vereinigung und der irreführenden Werbung vor“.

Von dem vermeintlichen Betrug Betroffene, kommen dabei aus vielen Ländern wie Spanien, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, den Vereinigten Staaten, Frankreich, Kolumbien, Venezuela und Mexiko. ElDiario gegenüber äußerte ein Investor in einem Telefongespräch, dass er mehr als 50.000 Euro eingezahlt habe.

Die Klage richtet sich gegen die Juicy Fields-Händler. Diese hätten ein komplexes Netzwerk von Unternehmen mit Sitz in der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden aufgezogen. Die Unternehmen sind Juicy Fields AG, Juicy Holdings BV, Juicy Grow GmbH und ihre Geschäftsführer sind die Brüder Stefan und Friedrich Graf von Luxburg, Robert Michael Muller, Thomas Stieger, Birgit Naumann, Alan Glase, Daniel Gauci, Hans Van de Ven, Licet Osorio und Fanny Skoglung. Gemäß Business Insider soll der Hauptanteilseigner von Juicy Fields ein Russe namens Paul Bergolts sein, dem 51 Prozent der Firmenanteile gehören.

Geleerte Wallets legen Exit Scam nahe

Wie ElDiario weiter berichtete, hätten sich die Verantwortlichen von Juicy Fields (nicht alle Angeklagten sind Teil derselben Unternehmen) gegenseitig vorgeworfen, alle Gelder der Investoren behalten zu haben. Gleichzeitig verzeichneten die Kryptowährungs-Wallets, mit denen das Unternehmen operierte, seit Tagen ein hohes Aktivitätsvolumen. Zig Millionen Euro seien abgehoben worden, die eigentlich den Kunden von Juicy Fields gehörten.

Ebenso hätten sich eingegangene Handelsbeziehungen als falsch herausgestellt. ElDiario führte aus, dass Juicy Fields im Jahr 2020 angab, sie hätten Kooperationsvereinbarungen mit Canopy Growth und Aurora. Jedoch hätten beide Unternehmen elDiario.es versichert, dass sie zu keinem Zeitpunkt eine solche Vereinbarung mit JuicyFields geschlossen haben.

BaFin warnte vor Juicy Fields-Anlagen bereits im Vorfeld

Verschiedene europäische Regulierungsbehörden, aus Deutschland, Spanien und den Niederlanden, warnten bereits im Vorfeld, dass das Projekt ein „möglicher Betrug“ sei. Sie empfahlen, nicht darin zu investieren. Mitte Juli untersagte die BaFin der Juicy Holdings BV (auch bekannt als „Juicy Fields“), Kapitalanlagen in Form von Investitionen in Cannabispflanzen wegen eines Verstoßes gegen das Kapitalanlagegesetz öffentlich anzubieten. Das Verbot verhängten sie, „weil die Juicy Holdings BV keinen von der BaFin gebilligten Prospekt für das öffentliche Angebot solcher Kapitalanlagen veröffentlicht hat“. Ein nicht befolgtes, zuvor von der BaFin verhängtes Verkaufsverbot, ahndete die Regulierungsbehörde mit einer Zwangsgeldzahlung in Höhe von einer Million Euro.

Aktuell will die Generalstaatsanwaltschaft Berlin durch Ermittlungen klären:

„… ob die erworbenen Pflanzen tatsächlich existierten oder ob möglicherweise Anlegerinnen und Anleger im Rahmen eines sogenannten „Schneeballsystems“ betrogen wurden – Altforderungen wären dann direkt aus neu eingenommenem Geld beglichen worden, ohne dass es zu der tatsächlich bezweckten Geldanlage gekommen wäre. Auch die Höhe eines etwaigen Schadens ist Gegenstand der Ermittlungen. Gegen vier Gesellschaften wurden bereits jetzt Vermögensarreste über jeweils 2.557.197,97 Euro vollstreckt.“

Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei Juicy Fields um einen „Exit Scam“ handelt. Business Insider resümiert, „das Geld neuer Anleger wurde also dafür benutzt, um anfängliche Ausschüttungen zu finanzieren. Bis sich die Strippenzieher mit dem Geld davon machten und viele Anleger viel Geld verloren haben könnten“.

Handlungsempfehlungen für Anleger

Dominika Kula, Sprecherin der Bafin, führt gegenüber Business Insider auf die Frage, wie Anleger ihr Geld zurückbekommen können, aus, dass die Handlungsmöglichkeiten tatsächlich limitiert sind.

„Wer befürchtet, Opfer eines Betrugs geworden zu sein, sollte so schnell es geht Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten“

Dabei sollen die Betroffenen „den jeweiligen Beamten den eigenen Sachverhalt schildern. Wie viel Geld wurde investiert? Welche Verträge wurden gegebenenfalls mit Juicy Fields abgeschlossen?“ Ferner sollen sie „erklären, dass niemand auf Ihre Mails oder Anrufe reagiert. Und dass sie deshalb davon ausgehen, betrogen worden zu sein“. Mit einer Strafanzeige könne man sich an jede Polizeidienststelle oder Staatsanwaltschaft wenden. Es empfehle sich zudem, einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen. Alternativ bestehe noch die Möglichkeit, sich an eine Verbraucherzentrale zu wenden.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.