PayPal ist bei Facebooks StableCoin Libra ausgestiegen. Visa und Mastercard stehen kurz davor. Wird die Kryptowährung von Zuckerberg kommen?
Der Zahlungsdienstleister PayPal hat seinen Abschied aus der Libra Association bekannt gegeben. Weitere wichtige Partner wie die zwei führenden Kreditkartenanbieter Visa und MasterCard denken derzeit ebenfalls über einen Ausstieg nach. Wenn auch diese gehen, würden noch 26 wichtige Handelspartner verbleiben.
Der Libra, ein „Schattenbanksystem„?
Der Internetbezahldienst PayPal steigt aus. Die vielfach geäußerte Kritik von Seiten diverser amerikanischen Politiker und Vertreter der Notenbanken haben ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt. Eine Pressemitteilung im Newsroom war PayPal der Ausstieg nicht wert. Auch Facebook schweigt sich derzeit über das Thema aus.
Vertreter von Zentralbanken und aus der Politik haben lautstark ihre Zweifel an der zentral organisierten Kryptowährung von Facebook geäußert. Mit mehr als 2.4 Milliarden Nutzern habe das Unternehmen eine viel zu große Marktmacht, heißt es. Im Finanzsystem könne die Einführung des neuen Stablecoin für disruptive (zerstörerische) Effekte sorgen. Manche Sprecher fühlen sich an die Einführung von Uber erinnert, die den Taxi-Markt aufgemischt hat. Hinderlich für einen Vertrauensaufbau waren natürlich die zahlreichen Datenschutz-Skandale in den letzten Monaten und Jahren. Wenn ungewollt Millionen Nutzerdaten abfließen können, wie gut kann der Zuckerberg-Konzern unter solchen Vorzeichen seine eigene Währung kontrollieren?
Libra: die Blockchain als Brandbeschleuniger?
In Banker-Kreisen fällt mitunter sogar der Begriff „Schattenbanksystem„, obwohl diese Bezeichnung falscher nicht sein könnte. In Wahrheit haben die Finanzvertreter schlichtweg Angst um ihre Position. Sollte Facebook nächstes Jahr trotz des Ausstiegs mehrerer wichtiger Kooperationspartner ihren eigenen Stablecoin Libra etablieren können, so wäre dies eine Finanzlösung an der keine Bank mehr einen Cent verdienen wird.
Die Rolle der Banken wird sowieso schon seit vielen Monaten in den Hintergrund gedrängt. Nicht nur, dass man schon seit Jahren immer mehr Mitarbeiter und Filialen wegrationalisieren musste, um die Kosten zu senken. Nein, auch die Auszahlung von Bargeld an die Kunden haben mittlerweile die Einzelhandelsketten wie Aldi, Lidl oder Rewe übernommen. Wer dort einen Mindestwert einkauft, kann sich von seiner EC-Karte zusätzlich an der Kasse Bargeld auszahlen lassen. Die Auszahlung von Bargeld an die Kunden war bislang eine der häufigsten Funktionen von Bankfilialen. Doch währnd die Anzahl der Einzelhandelsfilialen weiter zugenommen hat, müssen die Bankkunden immer längere Strecken bis zur nächsten Filiale ihres Kreditinstituts überwinden.
Banken verlieren ihre Funktion nach und nach…
Doch noch andere Player übernehmen die Rolle der Banken. Bei der Finanzierung von Autos oder Möbeln haben die hauseigenen Banken von Ikea, Tchibo, Audi, VW & Co. schon längst das Kreditgeschäft der Banken übernommen. Letzteres ist für die Bankhäuser wenig problematisch, denn bei den Krediten werden sie noch immer gebraucht. Bei einer Kryptowährung wären sie hingegen komplett überflüssig. Sven Wagenknecht, der Chefredakteur von BTC-ECHO, hat die aktuelle Situation sehr schön in einem einzigen Satz zusammengefasst:
Was für den Taxifahrer Uber ist und für den Hotelier Airbnb, das ist für den Banker Libra.
Die Bankmanager sehen den Coin als regelrechtes Schreckgespenst an. Man wünscht sich eine staatliche Steuerung wie zu Zeiten des Sozialismus. Sie glauben, in dem Fall müssten sie zumindest nicht um ihre Existenz fürchten.
Manche Banker wünschen sich eine Volkswirtschaft wie zu Zeiten der DDR
Von einer Schattenwirtschaft kann ehedem keine Rede sein. Der Libra wird zentral verwaltet, privates Mining ist komplett ausgeschlossen. Einzig die Open Source Blockchain des Libra mit einer Apache 2.0 Lizenz erinnert noch an herkömmliche Kryptowährungen wie den Bitcoin. Alles andere reguliert man zentral. Facebook möchte sicher gerne wissen, was im Detail mit ihren Coins passiert, um die Ausgaben der Nutzer zu Werbezwecken ausschlachten zu können. Außerdem soll der zentrale Aufbau größere Kursschwankungen dieses Stablecion verhindern. Noch können die Mitglieder Stripe und PayU die Lücke von PayPal schließen. Wenn Visa und Mastercard aber wie erwartet aussteigen, dürfte es eng werden, wenn es um die Realisierung der Finanzdienstleistungen mithilfe des Libra geht.
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