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Bildquelle: Tara Winstead, Lizenz

Vorsicht bei Chatanfragen von Alphabase.capital

Wenn eine hübsche Hamburgerin bei Telegram eine österreichische Handynummer verwendet, wird es kriminell. Sie warb für Alphabase.capital.

Gestern kontaktierte mich erstmals eine „Anja Kraemer“ via Telegram, der es letztlich nur darum ging, mich auf die Finanzdienstleistungen von alphabase.capital hinzuweisen. Sie wohne angeblich in Hamburg, schrieb sie mir. Auf dem Profilfoto spielt die etwa 30-jährige Frau auf einem Klavier mit einem zauberhaften Lächeln. Ein zweites Foto zeigt sie im Schnee. Sie könnte der anderen Frau ähnlich sehen. Es muss sich aber nicht um dieselbe Person handeln. Das sollte jeden skeptisch machen.

Hamburgerin mit ausländischer Vorwahl?

Aufgrund der unzureichenden Privatsphäre-Einstellungen kann man ihre Handynummer sehen. Die Musikerin behauptete anfangs in Hamburg zu wohnen und kam mit einer Ausrede, als ich sie auf ihre ausländische Vorwahl ansprach. Der Anfang des Chats war typisch für Abzocker (Scammer), die für ihre Auftraggeber auf der Suche nach neuen Opfern sind.

Sie bot mir dann selbst an, sie könne mich beim Business Netzwerk LinkedIn kontaktieren. Klar, warum nicht? Ich gab ihr meine Daten und war neugierig. Es erfolgte aber keine Kontaktanfrage. Auch gibt es dort keine dunkelhaarige Frau, die diesen Namen trägt und zum Gesicht bei Telegram passt. Angeblich könne sie mich nicht bei linkedin.com finden, schrieb mir die Anbieterin von alphabase.capital.

Doppelte Benutzer“ lautete dann die merkwürdige Erklärung. Allerdings gibt es dort keine zwei Personen mit meinem Namen und mit ihrem ja sowieso niemanden, der zu ihrem Aussehen passt. Sie bot mir unter einer anderen Nummer mit österreichischer Vorwahl einen Wechsel zu WhatsApp an, worauf ich nicht eingegangen bin. Wofür den Messenger wechseln? Online-Betrug findet auf allen Messengern statt, nur geht die Betreibergesellschaft von Telegram nicht so schnell dagegen vor.

alphabase.capital

Online wenig Informatives über Alphabase.capital verfügbar

Dann kam die Dame, die wahrscheinlich ein Mann ist, endlich zum Geschäftlichen. „Bin bei Alphabase.capital und es ist das rentabelste und vertrauenswürdigste Programm … Ich investiere seit 5 Monaten bei Alphabase.capital, warum nicht mal einen Blick darauf werfen?“ Auf meine Rückfrage, warum es niemanden mit ihrem Aussehen bei LinkedIn gebe, kam keine Antwort. Ob ich mir Alphabase.capital denn mal angeschaut hätte, fragte sie lediglich zurück. Auf eine Frage mit einer Gegenfrage reagieren, bei Online-Betrügern kein unübliches Vorgehen.

Sie hatte endlich mein Interesse geweckt. Aber sicher nicht auf die Art und Weise, wie man sich das erhofft hatte. Im World Wide Web gibt es sehr wenig, was man über dieses Unternehmen finden kann. Laut der Webseite kann man bei Alphabase Capital die eigenen Broker mit allen möglichen Finanzwerten handeln lassen, wenn es denn überhaupt welche gibt.

Nach eigenen Angaben handelt es sich um eine Finanzinvestitionsplattform, die angeblich den Zugang zu mehr als 4.000 verschiedenen Fonds und Vermögenswerten anbietet. Neben den klassischen Aktien handelt man dort mit Kryptowährungen, Cannabis-Investments, NFTs, Gold, aber auch Renten und Versicherungsanleihen (On- und Offshore) etc. pp. Also alles und nichts.

Domain-Eintrag von alphabase.capital wie leer gefegt

So alt, wie man behauptet, kann das Unternehmen eigentlich nicht sein. Die Domain wurde statt 2016 erst Ende des Jahres 2022 registriert. Im Domain-Eintrag steht rein gar nichts, außer, dass namesilo.com alle Angaben zur Wahrung der Privatsphäre des Domain-Mieters geschwärzt hat. Scamadviser.com gibt an, auf dem gleichen Server sollen sich gleich mehrere andere fragwürdige Online-Angebote befinden. Viel mehr findet man aber auch nicht im WWW.

alphabase.capital
„Redacted for Privacy“ – Auszug aus dem Domain-Eintrag von alphabase.capital.

Auch die Suche nach dem Eintrag des Unternehmens ergab keinen passenden Treffer. Es gibt zwar eine Alphabase Limited. Doch das ist ein Einzelhandel mit Waren verschiedener Art, vor allem mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren. Es gibt lediglich eine Alphabase Investments Limited, in dessen Windschatten man offenkundig segelt. Die haben tatsächlich mit Finanzdienstleistungen zu tun, doch das Unternehmen wurde erstmals eingetragen im November 1979 und sie sitzen auch in einer anderen Stadt. Das können sie also auch nicht sein.

Photoshop statt echtem Eintrag im Handelsregister?

Ein ladungsfähiges Impressum bei Alphabase.capital? Eine Anschrift? Fehlanzeige! Ein Firmen-Account bei LinkedIn? Nein. Twitter? Negativ. Selbst der offizielle Telegram-Account ist für Kontaktanfragen nicht mehr existent. Auch die Links zur Telefonnummer und der E-Mail-Adresse hat man deaktiviert. Und da es eine solche Firma auch beim britischen Handelsregister Companys House nicht gibt, bleibt außer Scam wirklich nicht mehr viel anderes übrig.

Die Masche ist immer wieder die gleiche. Man nehme ein Profilbild einer attraktiven jungen Frau, beginnt das Gespräch mit allgemeinen Fragen wie: Wie geht es Dir? Was machst Du so? Woher kommst Du? Und dann kommt das Gegenüber früher oder später endlich zur Sache. Man soll investieren, es lohne sich, damit habe man selbst mit Alphabase.capital etc. schon gute Erfahrungen gemacht, heißt es dann. Kontakt aufnehmen, das Gespräch einfädeln, Vertrauen aufbauen, dann das Thema ändern und fertig ist die Laube.

Finger weg von Fremden, die einem ungefragt Tipps geben!

Wenn dich jemand anspricht, um dir eine „Empfehlung“ oder einen „wichtigen Hinweis“ zu geben: Finger weg! Sorry, aber das kann nur ins Auge gehen. Dabei ist es egal, ob es sich um Telegram, WhatsApp, Instagram oder einen anderen Kanal handelt. Selbst in den Netzwerken mancher Flirt-Apps tummeln sich Online-Betrüger. Denn sie wissen, wenn es um die Liebe geht, schalten sich beim Gegenüber häufiger die Gehirne aus.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.