Der CEO von WhatsApp lehnt eine Lockerung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des beliebten Messengers zugunsten der Strafverfolgung ab.
Will Cathcart, der CEO von WhatsApp, spricht sich entschieden gegen clientseitiges Scannen privater Nachrichten durch den beliebten Messenger aus. Obwohl die europäische Politik immer mehr Druck ausübt, lehnt er den Einbau einer Hintertür in WhatsApp für Strafverfolgungsbehörden ab. Diese würde die Sicherheit der Verschlüsselung und damit die Privatsphäre der Anwender stark beschädigen.
CEO von WhatsApp verteidigt Verschlüsselung privater Nachrichten
Wie aus einem Interview der BBC mit Will Cathcart, dem CEO von WhatsApp, hervorgeht, will sich das Unternehmen auf gar keinen Fall den Plänen der EU und Großbritannien beugen, die Verschlüsselung des Messengers zu beschädigen, um den Behörden Zugriff zu Textnachrichten zu verschaffen.
Demnach plant WhatsApp nicht, sich an die Vorschriften des britischen Gesetzes zur Online-Sicherheit zu halten. Cathcart sieht in der Verschlüsselung privater Nachrichten ein hohes Gut, welches er für keine Regierung der Welt beschädigen will.
Online-Sicherheitsgesetz landet in technischer Sackgasse
Die Verabschiedung des Online-Sicherheitsgesetzes in Großbritannien, ist aufgrund der dort vorherrschenden politischen Lage mehrfach verschoben worden. Im kommenden Herbst steht das Thema jedoch wieder auf der Agenda.
Ähnlich wie in dem Gesetzesentwurf der EU-Kommission, über den wir erst kürzlich berichteten, zielt das Online-Sicherheitsgesetz im Vereinigten Königreich mitunter darauf ab, Fotos, die auf sexuellen Kindesmissbrauch hindeuten, aufzuspüren und den örtlichen Behörden zu melden.
Daraus ergibt sich jedoch das technische Erfordernis, die unter modernen Messengern wie WhatsApp vorherrschende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu lockern und damit unsicherer zu machen. Denn diese macht es, sofern technisch korrekt und sauber umgesetzt, selbst für die Kommunikationsdienstleister unmöglich, auf die Chatinhalte zuzugreifen. Ein Zugriff durch Strafverfolgungsbehörden ist dadurch ebenfalls technisch ausgeschlossen.
Clientseitiges Scannen aller Nachrichten ist keine Option
Wie Cathcart der BBC erklärte, kann „clientseitiges Scannen in der Praxis nicht funktionieren.“ Für einen Dienst, der weltweit Millionen von Menschen erreicht, sei es wichtig, in jedem Land die gleichen Datenschutzstandards durchzusetzen. Er sei sich sicher, dass Menschen nicht wollen, dass WhatsApp all ihre Nachrichten liest.
„Wenn wir die Sicherheit für die gesamte Welt verringern müssten, um den Anforderungen eines Landes gerecht zu werden, wäre das… ziemlich dumm von uns, zu akzeptieren, dass wir unser Produkt für 98% unserer Anwender weniger begehrenswert machen, um den Anforderungen der restlichen 2% zu genügen„, ergänzte Cathcart.
Auch Dr. Monica Horten, Policy Manager der Open Rights Group lehnt den Gesetzesentwurf entschieden ab. Sie meint: „Clientseitiges Scannen ist eine Form der Massenüberwachung – das ist ein tiefer Eingriff in die Privatsphäre.“