Ein italienischer IPTV-Anbieter wurde hochgenommen. Auch die Nutzer werden ermittelt. Ihnen drohen straf- und zivilrechtliche Konsequenzen.
Man verdächtigt einen Mann aus der süditalienischen Stadt Canosa di Puglia einen verbotenen IPTV-Anbieter betrieben zu haben. Man wird ihn nach Angaben der Guardia di Finanzia (GdF) laut dem kürzlich verschärften Anti-Piraterie-Gesetz bestrafen.
Ursache der behördlichen Aktion der Finanzpolizei war vor allem das kostenpflichtige Angebot von Fernsehkanälen des Bezahlsenders Sky Italia. Unter Bezugnahme auf das bei der Razzia beschlagnahmte Material erklärte die Polizei, dass es möglich sein wird, auch die Namen der Endnutzer in Erfahrung zu bringen.
Neue Rechtslage erleichtert DNS-Sperren und führt Strafen für Nutzer ein
Das neue Gesetz gegen rechtswidrige IPTV-Angebote zielt einerseits darauf ab, den Zugang zu den Pirateriediensten zu sperren. Dadurch verschärfen sich andererseits auch die Strafen für die Anbieter und Kunden derartiger Streams.
Nachdem die Ermittler bereits im Vorjahr auf erfolgreich gegen vergleichbare IPTV-Anbieter vorgingen, bestand der Anfang der Ermittlungen erneut darin, dass man einen eigens dafür angemieteten Serverraum entdeckt hat, diesmal in der Stadt Canosa.
Ausrüstung des IPTV-Anbieters beschlagnahmt
Nach Angaben der GdF führte die Arbeit der Ermittler des Provinzkommandos Barletta zu einer Razzia. Dabei entdeckte man fünf Hochleistungscomputer und 33 Decoder, die man zur Erfassung der Originalsendungen verwendet hat. Dazu kommen 12 Video-Encoder, die man für die Wiederausstrahlung an die zahlende Kundschaft eingesetzt hat.
Auf einem der von der GdF zur Verfügung gestellten Fotos sieht man neben Computern, ein Gewirr von Kabeln und neun Netzteilen, die gefährlich an ein einziges Stromkabel angeschlossen sind. Bestandteil der Ausrüstung des illegalen IPTV-Anbieters war auch ein Monitor mit einer violetten Oberfläche.
Der Text und die Schnittstelle auf dem Bild lassen vermuten, dass die Bild-Quellen zumindest einiger ursprünglicher Stream-Satellitenübertragungen waren, die vor Ort mit relativ billigen Empfängern dekodiert wurden, die man für die gemeinsame Nutzung von Karten (CCCAM) konfiguriert hatte. Die eingesetzten Decoder waren offenbar GT Media V8-Geräte, von denen die meisten noch mit einer Schutzfolie versehen waren. Sie gelten als preiswert und gut verfügbar.
Provider hat Kanäle an Tausende Kunden verkauft
„Die festgestellten Geräte, die zum Zeitpunkt des Zugriffs der Finanzbeamten funktionstüchtig und einsatzbereit waren, wurden zur illegalen Übertragung von Pay-TV-Inhalten an Tausende von Nutzern verwendet, die derzeit ermittelt werden“, kommentierte die GdF die Funktionsweise. Den Betreiber des illegalen IPTV-Anbieters hat man wegen Urheberrechtsverletzungen angezeigt. Er muss im Falle einer Verurteilung mit verschärften Strafen nach dem neuen Gesetz rechnen.
Die Polizei geht zudem davon aus, dass sie auch gegen die Kunden des Anbieters vorgehen werden. Aufgrund des beschlagnahmten Materials wird es offenbar möglich sein, die Namen der Endnutzer zu ermitteln. Anschließend wird man etwaige Verfahren gegen sie einleiten.
Italien hat zwar viel Erfahrung mit der strafrechtlichen Verfolgung von Anbietern. Allerdings ist die Verfolgung der Nutzer neu. Natürlich hoffen die Behörden auf eine breite Wirkung ihrer Aktion in den Medien bzw. in der Öffentlichkeit, um weitere Interessenten für illegale IPTV-Anbieter abzuschrecken.