Vor 12 Jahren gegründet, suchen die Entwickler der P2P-Streaming-Software Ace Stream nach Erlösmodellen. Jetzt soll eine DAO Geld generieren.
Bereits im Jahr 2010 ging Ace Stream mit dem Namen Torrent Stream ans Netz. Dies ist ein plattformübergreifender Streaming-Client, der auf den Code vom VideoLAN aufbaut. Die Tatsache, dass die Verbreitung des Programms legal ist, hat die Rechteinhaber nicht davon abgehalten, für eine gerichtlich angeordnete Blockade der Webseite von Ace Stream in Spanien zu sorgen.
In Südeuropa und darüber hinaus nutzt man das Programm gerne für die unerlaubte Übertragung von Fußballspielen und anderen Sport-Events via P2P.
Wer will, kann die Software für Linux, macOS und Windows kostenlos herunterladen. Dann allerdings muss man die eingebaute Werbung über sich ergehen lassen. Wer das nicht möchte, muss monatlich 1,50 US-Dollar bezahlen. Wer mittels Ace Stream einen eigenen Stream ausstrahlen will, kommt um die kostenpflichtige Premium-Version nicht herum. In dem Fall sind 3 USD pro Monat fällig. Andere Unterschiede zwischen den einzelnen Versionen sind nicht vorhanden. Ansonsten kostet der eingehende Datenverkehr über das hauseigene Ace Stream Protokoll 0,01 USD pro einem Gigabyte. Ace Stream zahlt Streamern exakt den gleichen Preis pro GB, sofern ihr Content irgendwelche Zusachauer anzieht.
Ist die Nutzung von Ace Stream legal?
Die Nutzung der Software selbst ist natürlich erlaubt. Ansonsten kann man durch die Teilnahme am P2P-Datenverkehr natürlich eine Abmahnung kassieren, sofern es sich dabei um urheberrechtlich geschützte Werke handelt. Wer Ace Stream für offensichtlich rechtswidrige Zwecke nutzt, kommt um ein VPN nicht herum.
Anderenfalls muss man damit rechnen, dass im heimischen Briefkasten früher oder später ein Brief von einer süddeutschen Medienkanzlei eintreffen wird. Die Gefahren sind exakt die gleichen wie beim Download via Vuze, BitTorrent, uTorrent oder mit einem der vielen anderen Clients, die dafür im Web angeboten werden.
Sperre ein gefährlicher Akt, der unsere Normen verletzt
Wir haben uns mit Roman Morozyuk, einem der Verantwortlichen von Ace Stream, eingehend unterhalten. Auf die Frage, was er von den spanischen DNS-Sperren hält, schrieb er uns:
„Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich etwas klarstellen: In Spanien wurde nur der Zugang zu unserer Website für die Einwohner dieses Landes blockiert. Aber es war keine Blockierung unserer Software und es hat ihre Arbeit in keiner Weise beeinträchtigt. Die Ace Stream Software arbeitet dezentral und kann nicht behindert werden!
Gleichzeitig ist der Fall der Sperrung der Ace Stream-Website in Spanien, die keine Inhalte enthält, die die Urheberrechte von irgendjemandem verletzen; die zu einem absolut legalen Projekt gehört; deren Produkte nicht gegen die DMCA-Bestimmungen verstoßen und die in voller Übereinstimmung mit den gesetzlichen Bestimmungen der Europäischen Union, der USA und anderer Länder arbeitet – ein empörender Fall und ein sehr gefährlicher Schritt, der alle demokratischen und rechtlichen Normen der zivilisierten Gesellschaft verletzt!
Es ist absolut inakzeptabel, dass private kommerzielle Unternehmen in Spanien, um ihre kommerziellen Interessen zu befriedigen, die Möglichkeit haben, unabhängig und nach eigenem Ermessen (ohne Gericht) zu entscheiden, welche Websites für Einwohner Spaniens zugänglich gemacht werden und welche nicht. Selbst China, das oft des Autoritarismus und der Einschränkung von Rechten und Freiheiten beschuldigt wird, erlaubt sich so etwas nicht! Dieser Fall zeigt deutlich, dass die demokratischen Werte und die Freiheit in China sehr viel stärker geachtet und priorisiert werden als in Spanien! Ist dies nicht eine Angelegenheit, die alle angeht (wie die Menschen in Spanien, der Europäischen Union und anderen Ländern)?
P.S. Um größtmögliche Klarheit über die rechtlichen Aspekte unseres Projekts zu erhalten, empfehle ich die Lektüre der Informationen, die wir speziell für Urheberrechtsinhaber erstellt haben.“
Antwort an die Redation von Tarnkappe.info auf unsere Presseanfrage.
Eigene DAO soll Finanzierung von Ace Stream sichern
Zur Finanzierung des Projekts Ace Stream hat man eine eigene DAO ins Leben gerufen. Im Rahmen der Finanzierungsphase beteilgt man sich durch den Kauf von speziellen Token und erwirbt damit auch ein entsprechendes Mitbestimmtungsrecht.
Diese Blockchain basierte Finanzierung hat beim Wikileaks-Mitgründer Julian Assange prächtig funktioniert. Innerhalb der ersten drei Tage wurden beim AssangeDAO $JUSTICE Token im Wert von umgerechnet 30 Millionen US-Dollar veräußert. Für die Verteidigung des verurteilten Silk Road-Betreibers Ross Ulbricht sammelte man auf diese Weise immerhin über 5,5 Millionen Euro.
Die Abkürzung DAO steht übrigens für Decentralized autonomous organization. Somit will man in Zusammenarbeit mit den eigenen Nutzern die Weiterentwicklung finanzieren und das Projekt gemeinsam planen.
Wir wollten vom Head of Business Development, Morozyuk, wissen, ob er die Vorgehensweise für eine gute Idee hält.
„DAO ist kein Zauberwort, das an sich schon Aufmerksamkeit und Geld für das Projekt bringt!
Dezentralisierung ist die Ideologie des gesamten Ace Stream Projekts, die wir seit über 10 Jahren verfolgen. Für uns ist die Schaffung von DAO nichts anderes als eine systematische und evolutionäre Entwicklungsstufe von Ace Stream, in der eine dezentralisierte Streaming-Plattform durch eine leistungsfähige dezentrale Wirtschaft ergänzt wird, die ein Netzwerk mit enormen neuen Möglichkeiten für den gesamten Markt bildet. Und gemäß unserer Ideologie sollte ein solches Netzwerk von der Gemeinschaft verwaltet werden, und folglich sollte jeder die Möglichkeit haben, sein voller Miteigentümer zu werden. Daher ist der einzige Weg für Ace Stream die DAO.“
Ace Stream-Sprecher Roman Morozyuk heute per E-Mail gegenüber Tarnkappe.info.
Konkrete Zahlen konnte oder wollte uns der Sprecher hingegen keine nennen. Auf die Frage, wie erfolgreich die DAO bis dato war, antwortete er:
„Die Ace Stream DAO befindet sich im Prozess der Registrierung und durchäuft verschiedene rechtliche Verfahren in Übereinstimmung mit den Vorschriften der Vereinigten Staaten.“
Eigener Browser, Plug-in & Medienserver geplant
Auch bei der Frage nach der Zukunft der Software erhielten wir eine eher ausweichende Antwort. Der Manager verwies uns lediglich auf die Webseite, die weitere Informationen für alle Interessenten bereithält. Dort gibt es Pläne für einen eigenen Webbrowser namens Ace Surf, das Plug-in Ace Meta Search und den Ace Media Hub, ein selbst entwickelter Medienserver.
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