Im Rahmen des Programms "Karma Police" überwacht das GCHQ die Website-Besuche praktisch aller Internet-Nutzer und erstellt daraus bei Bedarf Profile.
Der britische Technik-Geheimdienst „Government Communications Headquarters“ (GCHQ) hat ein Programm, „Karma Police“, das die Surf-Aktivitäten von „jedem sichtbaren Nutzer im Internet“ überwacht. Darüber berichtete das Newsportal The Intercept.
Das GCHQ: Die weltgrößte Überwachungsmaschine
Das GCHQ ist für seine exzessive Überwachung bekannt. Auch Edward Snowden deutete einmal an, der britische Geheimdienst sei diesbezüglich noch weitaus schlimmer als die berüchtigte US-amerikanische NSA. Die neuesten Veröffentlichungen scheinen das zu bestätigen.
Das GCHQ-Programm „Karma Police“ hat sich nichts geringeres als die Überwachung sämtlicher Website-Besuche zum Ziel gesetzt. Es wurde vor sieben Jahren – ohne öffentliche Diskussion – gestartet. Seitdem haben sich Milliarden von Einträgen über Website-Besuche – seien es harmlose Informations-Websites, Soziale Netzwerke, oder auch Porno- und ähnliche Seiten – angesammelt. Das geht aus Dokumenten aus dem Fundus des NSA-Whistleblowers Edward Snowden hervor.
Daneben überwacht das GCHQ auch die über das Internet gehende Kommunikation (Instant Messaging, E-Mails, Skype-Anrufe und Social-Media-Kommunikation) sowie SMS und Mobilfunk-Positionsdaten sehr engmaschig. Weitere Programme dienen der Identifikation „verdächtiger“ Google-Suchanfragen und Google-Maps-Nutzung. Daneben darf das GCHQ in großem Umfang und ohne Richterbeschluss auf gespeicherte Verbindungsdaten – ähnlich der in Deutschland diskutierten Vorratsdaten – zugreifen. Betroffen sind Menschen aus aller Welt – Briten ebenso wie Bewohner anderer Länder.
Weiterer Ausbau des Überwachungs-Apparats geplant
Derzeit bemühen sich das GCHQ und seine politischen Unterstützer um einen weiteren Ausbau der Überwachungskapazitäten. Erst kürzlich gab es einen entsprechenden Vorstoß von Innenministerin Theresa May. Angesichts des bereits möglichen Ausmaßes der Überwachung – Karma Police und die damit zusammenhängenden Programme ermöglichen die Erstellung detaillierter Profile einer Vielzahl von Internet-Nutzern, unabhängig davon, ob diese sich kriminell oder auch nur verdächtig verhalten – sollte das Anlass zur Besorgnis geben. In Großbritannien allerdings wird die Macht des GCHQ kaum kontrolliert oder öffentlich diskutiert. Zu fest verwurzelt ist wohl noch die positive Assoziation mit den heldenhaften Codeknackern von Bletchley Park, die im Zweiten Weltkrieg maßgeblich zum Sieg über Nazideutschland beitrugen. Aber die Zeiten haben sich geändert – und die Geheimdienste sind ungleich mächtiger geworden. Es wird Zeit, dass man dies öffentlich diskutiert.
Foto rechts: AJ CANN, thx! (CC BY-SA 2.0)
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