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EPvP im Fokus: Geldwäsche & Schwarzmarkt für MMORPGs

Das Forum EPvP betreibt unter der URL elitepvpers.com seit März 2004 ein fulminantes wie illegales Angebot für Fans von Online-Rollenspielen.

Seit 19 Jahren ist das Forum www.elitepvpers.com (EPvP) ein Schwergewicht in der Games-Szene mit Präsentationen illegaler P-Server sowie einem Marktplatz namens The Black Market (TBM) für Hack-, Bot- und Exploit-Angebote. Als legales Community-Forum war EPvP offenbar nie geplant.

Team von Moderatoren räumt bei elitepvpers auf

EPvP ist vor allem im deutschsprachigen Raum dominant. Laut den verfügbaren Online-Analysetools generiert das Projekt insgesamt fast 10 Millionen Seitenaufrufe pro Monat. Mehr als 8,2 Millionen Nutzer haben im Laufe der Jahre 4,7 Millionen Threads mit insgesamt 33,7 Millionen Einzelbeiträgen erstellt. Ein großes Team von so genannten „Global Moderators“, angeführt von „Legends“, „Administratoren“ und „Community Managern“, sorgt dort für Ordnung. Ergänzung: Uns wurde mitgeteilt,  die Personen mit dem Rang „Legends“ besitzen auf elitepvpers keine Moderationsrechte. Es geht nur noch darum, ehemalige Team-Mitglieder zu ehren.

Eigene digitale Währung: das e*gold

EPvP, The Black Market
Screenshot vom 04.07.2023

Großes Wachstum erfahren im WWW oft illegale Anbieter, so ist es hier auch. The Black Market bietet die Möglichkeit zum Tausch von anderen Währungen gegen die digitale Gaming-Währungen elite*gold, auch e*gold genannt, Zeta Yang vom Game Aeldra Zeta u.v.m.

Man tauscht die virtuelle Währung abzüglich der Gebühren gegen ein Guthaben von einem PayPal- oder Revolut-Konto. Möglich ist auch die Bezahlung per Amazon Gutschein, Kreditkarte, eine Kryptowährung und vieles mehr.

elite*gold ist übrigens die virtuelle Währung, die auf ganz elitepvpers genutzt wird, um beispielsweise den dortigen Account zu verbessern. Damit kann man aber auch alle möglichen virtuellen Güter für MMORPGs kaufen.

Die Händler bieten zudem gute Google Bewertungen, positive Trustpilot- Rezensionen, Steam Keys, Discord Nitro Keys, uPlay Accounts, Flixbus bzw. Flixtrain Gutscheine und vieles zum Kauf an. Der Fantasie, was man alles bei EPvP käuflich erwerben kann, hat man keine Grenzen gesetzt.

Möglicherweise hat man sich bei der Namensgebung von e*gold vom Zahlungssystem e-gold inspirieren lassen, was bis 2009 von der Karibinsel Navis aus betrieben wurde. Beweise dafür gibt es keine.

Im Marktplatz warten unzählige illegale Angebote

Doch das ist noch lange nicht alles, was im Untergrund-Marktplatz TBM verfügbar ist. Für PC-Egoshooter, MMORPGs und weitere Browser-Spiele, Smartphone Games und solche für Spielkonsolen wird wirklich alles veräußert, was nur denkbar ist und dem Spielspaß der Käufer dienen könnte. Das können kostenpflichtige Hacks, Bots, Cheats, Exploits etc. sein. Die Liste der unterstützten Spiele, dessen Verlauf man damit manipulieren kann, ist sehr lang. Ergänzung: Man schrieb in unserem Forum, illegale Exploits sollen angeblich schon nach kurzer Zeit gelöscht werden.

Klage im Oktober 2010 durch Frogster Interactive

EPvP
Screenshot vom 04.07.2023

Das Vorhaben blieb natürlich nicht unbemerkt. Im Oktober 2010 reichte der Betreiber von Runes of Magic, die Berliner Firma Frogster Interactive, Klage gegen Dominik Isen ein, der als Admin und Geschäftsführer von Elitepvpers galt.

Der Spielehersteller forderte gar die Schließung von EPvP wegen Wettbewerbsverstößen und gewerbsmäßigem Handel mit virtuellen Gütern. Außerdem forderte man die Zahlung von Schadensersatz. Die gegnerische Partei habe ohne das Einverständnis von Frogster über das Forum Cheats und Accounts von Runes of Magic etc. angeboten.

Das Ganze ging bis vor das Landgericht Hamburg, das eine „gezielte Behinderung des Geschäftsbetriebs von Frogster“ feststellte und dem Kläger in den meisten Punkten Recht gab. Inzwischen hatte sich Isen öffentlich an seine Nutzer gewandt, siehe Screenshot weiter unten. Vermutlich um Stimmung gegen die erfolgte Abmahnung und anschließende Klage zu machen. Ein anderer Rechteinhaber klagte gegen Isen und erreichte eine außergerichtliche Einigung.

Aktueller Betreiber unbekannt, alle Spuren verwischt

Sowohl im Dezember 2011 als auch im Juni 2012 änderte man die Daten des Domaininhabers. Der Eintrag wechselte von der Isener Heroic Studios UG (haftungsbeschränkt) zur Firma Global Gateway auf der Insel Mahé (Seychellen) und später zur Firma Los Hermanos in Mexiko.

Nachdem EPvP in erster Instanz vor Gericht verloren hatte, gab man bekannt, dass man das Online-Projekt Ende Juni 2011 verkauft hat. Aber ob das stimmt, wer weiß das schon? Die Anwälte von EPvP legten zwar erfolglos Berufung ein und verloren letztlich vor dem LG Hamburg.

Thread, lowfyr, elitepvpers
Screenshot: Der „ex-Drahtzieher“ Lowfyr wendete sich wegen der Frogster-Klage an die User.

Der Name der neuen Eigentümer ist hingegen nirgends zu finden. 2016 wurden die beiden ehemaligen EPvP-Betreiberfirmen „Heroic Studios GmbH“ und „Divide by Zero (UG) haftungsbeschränkt“ liquidiert. Dominik Pierre Isen, Marc Isen, Anton Frick und Lukas Bartels, die früheren Gesellschafter, sind damit immerhin offiziell aus der Haftung raus.

Unbekannte gründeten daraufhin in England die „Divide by Zero Ltd.“. Welch ein Zufall, dass die aufgelöste UG (haftungsbeschränkt) in Hohberg den gleichen Namen trug.

EPvP
Screenshot vom 04.07.2023

Englische Limited als Bulletproof-Firewall

Wem auch immer die Ltd. gehört, sie dient als Schutzwall gegen alle straf- oder zivilrechtlichen Ansprüche. Die Spuren sind alle verwischt.

EPvP wurde nach eigenen Angaben verkauft, die Domain-Einträge von elitepvpers.com hat man entsprechend geändert. Sie zu lesen, lohnt sich nicht. Da steht sowieso nur bei jeder Zeile „REDACTED FOR PRIVACY“.

Die Server verbirgt man hinter dem CDN von Cloudflare. Wie man es dreht und wendet. Eines steht fest: Die englische Firma können Kläger aus der EU nur noch mit viel Aufwand versuchen haftbar zu machen.

Betrug, Geldwäsche, Wettbewerbs- & Urheberrechtsverletzungen u.v.m.

Wären die alten Betreiber noch greifbar, stünde wahrscheinlich der Vorwurf der Geldwäsche im Raum, angesichts der vielen angebotenen Tauschgeschäfte und einer eigenen digitalen Währung. Auch Wettbewerbsverstöße gegen so ziemlich jeden Spielehersteller, der in der Gaming-Community Rang und Namen hat, werden in diesem Forum begünstigt. Neben Bots und Cheats bot und bietet EPvP illegale „Private Server“ für mindestens 14 verschiedene Online-Spiele an. So für „Conquer Online 2“, „Lineage 2“, „Metin 2“ oder „Silkroad Online“, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Rechtlich pikant sind auch die detaillierten Anleitungen zur Durchführung illegaler Aktivitäten. Dazu kommen Verstöße gegen das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (wegen dem e*gold), Beihilfe zu gewerbsmäßigen Urheberrechtsverletzungen, Beihilfe zu gewerbsmäßigem Betrug (gefälschte Online-Bewertungen etc.), Verdacht auf Geldwäsche und fortgesetzte Wettbewerbsverstöße.

cheat-portal, cheat.win, gif anim

Last, but not least steht der Tatverdacht der Steuerhinterziehung im Raum. Die Divide by Zero Ltd. hat lediglich einen Jahresumsatz von umgerechnet 250.000 Euro angegeben. Wenn man bedenkt, wie aktiv dieses Forum ist und womit man dort so alles Geld verdienen könnte, erscheint dieser Umsatz viel zu gering.

Betreiber von EPvP an weiteren Portalen beteiligt?

Spannend auch, dass man für das Cheating-Portal cheat.win per Banner (siehe oben) wirbt und das Symbol von EPvP unten mit eingebunden hat. Von daher darf man getrost annehmen, dass es enge Zusammenhänge zwischen den beiden Seiten gibt. Ergänzung: Es ist Pflicht für verlinkte Seitenbetreiber auch EPvP bei sich zu verlinken, was das Symbol des Forums auf der Cheat-Seite erklären könnte.

Unser Kommentar zum Thema elitepvpers.com

Das Ganze ist möglich, weil das Internet international strukturiert ist, die Gesetze eines Landes aber an dessen Grenze enden. Außerhalb der EU kann man auch als Deutscher ein funktionierendes Offshore-Geschäft aufbauen, wenn man nur genug Geld in die Hand nimmt, um die Dienstleistungen von IT- und Rechts-Spezialisten einzukaufen.

Genügend Paragrafen zum Schutz von geistigem Eigentum sind vorhanden. Das ist nicht das Problem. Woran es mangelt, ist die internationale Rechtsdurchsetzung. Klar, das gilt natürlich auch für die Verfolgung von Online-Piraten, die häufig vom deutschem Boden aus agieren und natürlich für andere Delikte.

Die Spielehersteller sind dagegen machtlos

Die Rechteinhaber können dagegen nur herzlich wenig tun. Sie können lediglich versuchen, irgendwie die Identität der wahren Hintermänner herauszufinden. Und zu versuchen, die Verbreitung des Quellcodes der eigenen Online-Games zu verhindern, sofern dies nicht schon geschehen ist.

Denn das Auftauchen jedes funktionierenden Source Codes eines beliebten Online-Rollenspiels hatte stets nach kurzer Zeit jede Menge illegale Server zur Folge. Dort kann man teils ältere Versionen zocken. Die Betreiber verdienen ihr Geld mit dem Angebot von virtuellen Gegenständen oder speziellen Fähigkeiten, für die man bezahlen muss. Fakt ist, das Interesse an MMORPGs ist hierzulande ungebrochen groß. Das Geld fließt zwar zweifellos und in Massen, aber halt in fremde Taschen.

Der zentrale Umschlagplatz dieser speziellen Community, elitepvpers.com, ist und bleibt wohl bis auf weiteres online. Bisher sieht es so aus, als wenn die neuen Eigentümer genügend zu ihrem eigenen Schutz unternommen haben.

Onlne-Shop
Eigener Online-Shop mit Devotionalien.

Den Plattenlabels kann man vorwerfen, dass sie ihre Werke nicht zeitgemäß verkauft haben, als der illegale Konkurrent Napster im Jahr 1999 am Horizont aufgetaucht ist. Den Filmstudios kann man aktuell vorwerfen, dass sie sich mit ihrer Verwertungskette und dem Zerteilen des Streaming-Marktes in kleine Stücke selbst ihr Geschäft kaputt machen. Doch was will man den Anbietern von MMORPGs vorwerfen? Dass sie auch Geld verdienen wollen? Oder vielleicht, dass die Teilnahme oder das Hochleveln bei ihren Online-Games zu teuer ist?

EPvP, banner

Wenn euch etwas einfällt, schreibt es uns bitte in den Kommentar-Bereich in unserem Forum rein. Und selbst wenn, rechtfertigt das auch die Steuerhinterziehung, Geldwäsche und weitere Straftaten, die mit dem Urheberrecht so rein gar nichts zu tun haben? Oder handeln die Macher schlichtweg kriminell?

Übrigens. Wer sich für ein paar geschichtliche Daten dieses populären Forums interessiert, sollte sich dieses Posting anschauen: elitepvpers.com/forum/blogs/436415-looneytune/14416-elitepvpers-oldies.html

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.