Ein Millionär aus Florida verbrannte eine seltene Zeichnung von Frida Kahlo im Wert von 10 Mio Dollar, um sie mit Gewinn als NFTs zu verkaufen
Eine Welle der Empörung löste erst kürzlich der Kunstsammler und Geschäftsmann Martin Mobarak aus. In einem kontroversen bis schockierendem Akt zündete der Kryptowährungsunternehmer eine seltene Zeichnung der renommierten Künstlerin Frida Kahlo in einer Martini-Glasschale an. Mobarak zerstörte das einmalige Kunstwerk, um 10.000 NFTs zu promoten, die er nach der Zeichnung erstellte. Die Rechtmäßigkeit wird nun von den mexikanischen Behörden geprüft. Darüber berichtete The Telegraph.
Frida Kahlo war eine mexikanische Malerin, die für ihre zahlreichen Porträts, Selbstporträts und Werke bekannt war, die von der Natur und den Artefakten Mexikos inspiriert waren. In Mexiko gelten Werke der verstorbenen Kahlo als nationales Kulturgut. Kahlos Kunstwerke sind in den letzten Jahrzehnten zu den gefragtesten aller lateinamerikanischen Künstler geworden. Sie war Ehefrau des prominenten mexikanischen Wandmalers Diego Rivera. Nach ihrem Tod im Jahr 1954 im Alter von nur 47 Jahren wurde sie zu einer Ikone der Popkultur. Ihre Kunstwerke sind Millionen wert.
Der Unternehmer aus Florida, Martín Mobarak, ist mit den mexikanischen Behörden in Konflikt geraten, nachdem er ein wertvolles Kunstwerk von Frida Kahlo verbrannte, das aus den Seiten ihres Tagebuchs entliehen war. Die Zeichnung war dabei die Einzige, die man jemals aus dem Buch entfernt hat. Mobarak ist der Gründer von Frida.NFT.
Er zündete am 30. Juli während einer privaten Veranstaltung und Werbeaktion in seiner glamourösen Villa in Miami die Tusche- und Aquarellzeichnung mit dem Titel Fantasmones Siniestros (finstere Geister) vor etwa 200 seiner Gästen an. Auf seiner Website hieß es später, dass er „das Gemälde dauerhaft in das Metaversum überführt hätte“.
Ist Zerstörung von Frida Kahlo-Werk mit NFT-Erstellung gerechtfertigt?
Allerdings zeigten sich daraufhin Menschen aufgebracht. Sie meinen, dass man ein bedeutendes Kunstwerk nicht einfach zerstören kann, um den Wert der eigenen NFTs zu steigern. Da Mobarak den Vorfall auf Video aufzeichnete und mit anderen teilte, erregte er schließlich auch die Aufmerksamkeit des mexikanischen Nationalen Instituts für Bildende Kunst und Literatur (INBAL). Das Video zeigt, wie Mobarack das Blatt mit der Zeichnung aus einem Rahmen nimmt und in einer Martini-Glasschale verbrennt. Diese Handlung soll mit der digitalen Wiedergeburt der Schöpfung des Frida Kahlo-Werks gerechtfertigt werden. Die Institution zeigte sich indesseen beunruhigt:
„In Mexiko stellt die vorsätzliche Zerstörung eines Kunstdenkmals ein Verbrechen im Sinne des Bundesgesetzes über archäologische, künstlerische und historische Denkmäler und Zonen dar.“
Frida Kahlo-Werk als Nationaldenkmal – Handlung verstieß gegen Bundesgesetz
INBAL erklärte auch, dass Mobaraks Vorgehen, falls es sich um ein echtes Werk handelt, gegen Bundesgesetz verstößt. Frida Kahlos Werk ist seit 1984 als Nationaldenkmal ausgewiesen und seine Zerstörung daher illegal. Darüber hinaus besitzt die Bank of Mexico als Treuhänderin des Nachlasses von Diego Rivera und Frida Kahlo die Reproduktionsrechte an Kahlos Werk. Gemäß INBAL hat Mobarak keine Erlaubnis zur Reproduktion der Zeichnung eingeholt. Das National Institute of Fine Arts and Literature of Mexico beschloss, dass es „alle notwendigen Informationen untersucht und zusammenstellt, um mit Sicherheit festzustellen“, was mit dem Werk passiert ist.
Echt oder nicht echt – das ist hier die Frage
Bisher allerdings ist die Frage noch offen, ob es sich bei der zerstörten Zeichnung wirklich um das echte Werk von Frida Kahlo handelt. Mobarak behauptet, er habe das Kunstwerk 2015 erworben. Es bewahrte es seither in einem Safe auf. Dazu verlinkte Mobarak auf der Website, die zum Verkauf der NFTs dient, auf ein Dokument mit einem Echtheitszertifikat.
Aktion stieß auf herbe Kritiken
Unabhängig jedoch davon, ob es sich um das echte Werk von Frida Kahlo handelt oder nicht, zeigen sich auch die Künstler und Kuratoren von Arte Capital besorgt darüber. Sie meinen, dass die Arbeit des Künstlers mit Zerstörung des Kulturerbes nicht respektiert werde, so Helue Nocedal, Direktorin für institutionelle Beziehungen bei Arte Capital. Für den bildenden Künstler Christian Borbolla ist dieser Akt unrechtmäßig und unmoralisch.
Gemäß Diego María, dem Urenkel des Wandmalers Diego Rivera, sollte diese Aktion die Aufmerksamkeit von Künstlern und Kulturbehörden in aller Welt auf sich ziehen. Dabei handle es sich um einen Angriff auf die Schöpfung, unabhängig davon, ob es Fridas Werk ist, wäre die Tat verwerflich. Der Kurator Jorge Caicedo betonte seinerseits, dass es notwendig und dringend sei, die NFT-Kunst gesetzlich zu regeln und die Gesetze zum Schutz der Werke zu verschärfen, da es keine Sanktionen für diejenigen gibt, die ein Kunstwerk weltweit zerstören. Dazu sei die Unesco angehalten, in diesem Fall zu intervenieren und das Gesetz zum Schutz der Künstler und des Schaffens zu ändern.
Teil des Gewinns soll in Spenden fließen
Mobarak beschwichtigt, dass er das Frida Kahlo-Werk auch der Wohltätigkeit geopfert hätte. Die Gewinne wären teilweise für wohltätige Zwecke bestimmt gewesen. Ein Teil des Geldes fließe an Wohltätigkeitsorganisationen für die medizinische Versorgung von Kindern und komme ebenso Museen zugute. Er beschrieb dies als „Spenden, die in Ewigkeit weiter wachsen werden“. Mobarak führte auf:
„Als derzeitiger Eigentümer der Gemälde habe ich die Vision, mit den Einnahmen aus dem Verkauf und der Sammlung der NFT dauerhafte Spenden an verschiedene Organisationen für Bedürftige zu leisten.“
Mobaraks Frida Kahlo NFTs wären damit die einzigen legitimen Kopien der Zeichnung. Für sein Projekt digitalisierte er die Vorder- und Rückseite des Bildmaterials im PNG-Format, um so originalgetreu wie möglich zu bleiben. Anschließend wandelte Mobarak die Datei in NFT um und generierte 10.000 Blockchain-Codes. Alle mit einem einzigartigen Inhaltsdatensatz, der ihre Authentizität sicherstellt.
Jeder NFT mit der Zeichnung soll für 3 Ethereum über die virtuelle Ladentheke gehen. Eine Kryptowährung im Wert von rund 1.300 $ pro Token. Käufer erhalten dafür hochauflösende digitale Dateien mit Vorder- und Rückseite der Skizze. Zudem animierte GIFs und kurze Filmschleifen zur Anzeige auf digitalen Rahmen. Mit dem Verkauf aller NFTs ließen sich somit 40 Millionen Dollar verdienen. Mobarak rechnet damit, dass sie im Laufe der Zeit an Wert gewinnen und ihren Wert ähnlich wie das Gemälde behalten.
Die Website, die die NFTs zum Verkauf anbietet, wirbt:
„Wie ein Phönix, der aus seiner Asche aufsteigt, wird die Kunst in die Ewigkeit wiedergeboren.“
Mobarak stellt sie als einen „Kunstalchemisten, der physische Kunst in digitales Gold verwandelt“ dar. Gegenüber Vice führt er an:
„Die Leute sehen es vielleicht, als ich es zerstört habe. Aber ich habe es nicht getan. Auf diese Weise bringe ich es in die Welt. Ich lasse es alle sehen. Ich denke, es tut mehr Gutes für die Welt und setzt ein Statement, anstatt nur in jemandes Privatsammlung zu verschwinden.“