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Bildquelle: archive.org

LiquidVPN zieht wegen Forderungen von 10 Mio. USD den Stecker

Das Marketing von LiquidVPN war wohl doch etwas zu feurig. Die Seite ist offline, ihre Anwälte erschienen vor kurzem nicht mal vor Gericht.

Wir haben bereits Ende August darüber berichtet, dass man vier andere VPN-Anbieter wegen vergleichbarer Vorwürfe vor den Kadi zieht. Die „No Log“ Politik von LiquidVPN nebst großer Sicherheitsversprechen sorgten dafür, dass der Anbieter komplett von der Bildfläche verschwunden ist. Lediglich der Support-Bereich unter der URL my.liquidvpn.com ist noch erreichbar. Bei liquidvpn.com erscheint nur noch die Fehlermeldung von Cloudflare.

Die Rechtsanwälte, die die Betreibergesellschaft eigentlich vertreten sollen, sind laut Ars Technica nicht einmal vor Gericht erschienen. Die Kläger beantragen beim Bezirksgericht von Florida folglich ein Versäumnisurteil.

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Die Überwachung ist online überall gegeben. Ursprüngliche Quelle liquidvpn.com, thx!

LiquidVPN ist kein sicherer Hafen mehr

Bei den Klägern handelt es sich um mehrere Filmproduktionsfirmen. Sie werfen LiquidVPN vor, man habe die Online-Piraterie geradezu gefördert. Auf der früheren Webseite warb das Unternehmen damit, dass dies der beste VPN-Anbieter zum Thema Torrents sei. P2P-Filesharer befänden sich laut der Ankündigung in einer „DMCA-freien Zone“, weil man die DMCA-Anfragen aufgrund der fehlenden Speicherung der Daten nicht bearbeiten könne. Auch warb man damit, ihr Dienst sei dazu geeignet, um damit vom Internet-Anbieter blockierte Streams zu entsperren.

Neben der Förderung von Urheberrechtsverletzungen kommen bei LiquidVPN noch Markenrechtsverletzungen dazu. Einer der Kläger, die 42 Ventures LLC, mit Sitz auf Hawaii besitzt in den USA die Rechte an der Marke „Popcorn Time„. Eigentümer der LLC ist der Anwalt für geistiges Eigentum und Patentrecht, Kerry S. Culpepper.

Ursprünglich war Popcorn Time eine Seite, wo man ab dem Jahr 2014 alle möglichen TV-Serien und Filme illegal per P2P konsumieren konnte. Popcorn Time tarnt sich mit unterschiedlichen Domains aber stets als reines Streaming-Portal.

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Überwachen Sie Ihre eigenen Kunden! Bildquelle liquidvpn.com, thx!

Forderungen der Kläger: Logs anfertigen, Downloader offenbaren & sperren

Culpepper & Co. fordern zudem, dass man die Identität der Filesharer preisgeben und die Konten von Wiederholungstätern dauerhaft sperren soll. Die Forderung von 9.900.000 US-Dollar umfasst den maximalen gesetzlichen Schadensersatz von 150.000 $ für jedes der 66 in der Klage aufgeführten Werke. Zusätzlich fordert man 1.650.000 USD gegen LiquidVPN aufgrund der „sekundären Haftung für DMCA-Verletzungen“.

VPN-Branche beobachtet Klage mit Sorge

Die Causa dürfte bei der gesamten VPN-Branche für viel Aufmerksamkeit sorgen. Auch wenn sonst kaum jemand so dumm war, öffentlich für ein Rundum-Sorglos-Paket für Downloader zu werben, so bieten die anderen VPN-Firmen exakt die gleichen Dienstleistungen an, wie LiquidVPN auch. Das Versprechen die Aktivitäten der Nutzer nicht mitzuschneiden, ist auf derartigen Webseiten omnipräsent. Damit werben sie alle.

Wenn der nächste Präzedenzfall zu Ungunsten des Beklagten ausgeht, droht den Firmen, dass man sie für die Rechtsverletzungen ihrer Kunden auch in Haftung nimmt. Oder aber, dass sie die Identität ihrer eigenen Kunden preisgeben müssen. Damit würden sie ihr Geschäftsmodell über kurz oder lang komplett vernichten.

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Ausschnitt der ehemaligen Website von LiquidVPN. Quelle WaybackMachine, thx!

Wer sich ein Bild von der Branche machen möchte, sollte sich unseren recht aktuellen VPN-Vergleichstest in Ruhe anschauen. Darin haben wir acht verschiedene Wettbewerber genauer unter die Lupe genommen.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.