Der ehemalige Torboox-Pressesprecher Spiegelbest hat erneut ein Archiv mit unzähligen illegalen Kopien von E-Books bei The Pirate Bay eingestellt.
Der selbsternannte „eBook Befreier“ Spiegelbest hat vor wenigen Tagen ein Archiv mit mehr als 47.000 kostenpflichtigen Büchern ins Netz gestellt. Es handelt sich dabei um das Torboox-Archiv (boox.to), welches seit dem Hack der Webseite um einige Tausend Bücher angewachsen ist. Es ist seit der Downtime von Torboox nun bereits das zweite Mal, dass diese Werke per BitTorrent verbreitet werden. Die Kollektion wurde bei The Pirate Bay (TPB) als „Archiv Ebookspender“ deklariert.
Spiegelbest leakt komplettes Archiv
Das dürfte den deutschen Verlegern bestimmt nicht gefallen. Wir reden hier von knapp 50.000 Werken, die man der breiten Masse kostenlos zur Verfügung stellt. Das Archiv, das auf dem bekannten Filesharing-Portal The Pirate Bay indiziert wird, beinhaltet 47.402 deutsche digitale Bücher. Lesestoff für mehrere Jahre also. Das Archiv bietet Spiegelbest nun via BitTorrent zum Download an.
Eintrag des Uploads auf dem BitTorrent-Tracker The Pirate BayAbuse-Mails verhindern Verbreitung über Filehoster
Nach dem deutschen Teledienstegesetz ist ein Provider (auch Sharehoster) dann für fremde Inhalte verantwortlich, wenn er von einem Urheberrechtsverstoß in Kenntnis gesetzt wird, die Nutzung technisch verhindern könnte und dies trotz Kenntnisnahme nicht tut (Notice-and-Takedown). Der Digital Millennium Copyright Act (DMCA) ist in den USA ganz ähnlich aufgebaut. Anfangs wurde das E-Book-Archiv auf sogenannten One Click Hostern (OCH) gespiegelt, doch durch die häufigen Abuse-Mails bei den einzelnen Diensten war es schwer, das Archiv längerfristig online zu halten. Für einen Uploader dürfte es auch viel Arbeit sein, jedes Mal aufs Neue knapp 50 Gigabyte auf die Sharehoster hochzuladen. Bei Torrents besteht der Vorteil darin, dass man die Daten nicht einfach offline nehmen kann, weil sie dezentral auf mehreren Rechnern (Quellen) gespeichert sind. Die Betreiber von TPB reagieren sowieso auf keine Abuse-Mails von Rechteinhabern.
Der Nachteil beim Datenaustausch via BitTorrent ist die mangelnde Anonymität und somit die Gefahr von Abmahnungen. Wer eine Datei herunterlädt, bietet sie gleichzeitig anderen Usern an. Man wird damit automatisch auch zur Quelle und verschickt Teile des Archivs an andere Tauschpartner. Je mehr Quellen existieren, umso schneller wird der Download.
Nie ohne VPN eine P2P-Tauschbörse nutzen!
Bei urheberrechtlich geschütztem Material macht man sich zivil- und möglicherweise sogar strafrechtlich gesehen strafbar. Für Abmahner ein gefundenes Fressen, denn die tatsächliche IP-Adresse der einzelnen Tauschpartner wird angezeigt, solange man seine Verbindung nicht mittels eines Proxys oder durch einen VPN Service schützt.
Daraus ergibt sich aber auch wieder ein Vorteil, denn die Uploader kann man nicht so einfach abschalten. Es bringt auch nichts die Torrent-Datei von Seiten wie The Pirate Bay löschen zu lassen. Denn die Quellen existieren weiterhin und tauschen sich untereinander aus. Für Urheber ein Alptraum.
Der Krieg zwischen Buchpiraten und den deutschen Verlagen scheint gerade erst so richtig loszurollen. Immer mehr Sympathisanten veröffentlichen mittlerweile eigene E-Books und vergrößern damit das schon jetzt riesige Archiv von Spiegelbest. Auf diversen Seiten, wie Lesen.to wird ebenfalls ein Archiv angeboten, was mehr als 48.000 deutsche ePub’s beinhaltet. Das ist kein Einzelfall. E-Book Warez sind so beliebt wie noch nie.
Hollywood macht es vor!
Wer wird die Schlacht gewinnen? Wird es überhaupt einen Gewinner geben? Denn in erster Linie ist der Krieg gegen die Buchpiraten ein Kampf gegen Windmühlen. Es ist ein altes Lied, das sich schon die Musikindustrie und die Filmverbände seit vielen Jahren anhören müssen. Das Konsumverhalten der Endnutzer hat sich extrem verändert. Man denke nur an Cloud Computing. Daten abrufbar, überall, jederzeit und mit verschiedenen Geräten. Oftmals gilt: lieber ausleihen statt kaufen. Heutzutage reicht Einigen der reine Konsum, anstatt etwas zu besitzen. Das ist ja auch viel komfortabler und platzsparender.
Es hat lange gedauert, aber auch Hollywood hat sich an das veränderte Konsumverhalten angepasst. Mit Services, wie Netflix, Amazon Prime Video oder die deutschen Anbieter Joyn (Maxdome) etc., ist es möglich Filme anzuschauen, wann und wo man will. Mittlerweile gibt es Film-Flatrates, die einen Zugriff auf tausende Filme bietet ohne jeden einzelnen Film kaufen zu müssen. Auch die Plattenlabels haben es verstanden und gehen endlich neue Wege.
E-Book Flatrates, eine Randerscheinung!
Doch warum funktioniert das bei digitalen Büchern nicht? Es gibt mittlerweile einige Anbieter für E-Book-Flatrates. Leider ist das Angebot eher mager. Oftmals sind dort vergleichsweise wenige deutschsprachige Bücher verfügbar. Dabei stehen nicht unbedingt die Verleger sondern auch Autoren der digitalen Bücherrevolution im Weg. Die Angst vor Gewinneinbußen ist wahrscheinlich die größte. Nur so nebenbei: Spotify schreibt auch noch keine schwarzen Zahlen. Viele fragen sich vielleicht, warum man für die digitale Version eines Buches fast genau soviel zahlen muss, wie für ein Hardcover, sogar Hörbücher sind meist preiswerter. Hier sollte jedenfalls nachgebessert werden, um neue Kunden zu erreichen.
Genau aus diesen Gründen boomen Seiten, wie Torboox, LuL.to und Co. Wenn sich an der bestehenden Problematik nichts ändert, profitieren weiterhin die Buchpiraten und nicht die Kunden, Verlage oder Autoren.
Tarnkappe.info