Pearson mit neuer Geschäftsidee
Pearson mit neuer Geschäftsidee
Bildquelle: maxxyustas, Lizenz

Pearson prüft NFTs für Weiterverkauf digitaler Lehrbücher

Der Weiterverkauf von Lehrbüchern ist gängige Praxis für Studenten. Pearson möchte sich nun einen Anteil an diesen Weiterverkäufen sichern.

Pearson, einer der größten Lehrbuchverlage, sucht aktuell nach Möglichkeiten, steigende Umsätze aus online weiterverkauften Lehrbüchern zu erzielen. Um von Second-Hand-Verkäufen zu profitieren, plant der Verlag, seine Titel in nicht fungible Token (NFTs) umzuwandeln.

Unter Nutzung einer Blockchain-basierten NFT-Plattform für den Vertrieb seiner Lehrbücher erhofft sich Pearson, den sonst üblichen Gebrauchtverkauf zu reduzieren. Denn wenn mehr seiner Bücher online gehen, so eröffne sich dadurch für den Verlag eine Möglichkeit, auch am Gebrauchtmarkt mitzuverdienen.

Lehrbücher werden oft weiterverkauft, wenn Studenten die Ressourcen, die sie nicht mehr benötigen, anderen anbieten, wobei Studenten gebrauchte Bücher kaufen, um Geld zu sparen. Es wird geschätzt, dass US-Studenten zwischen 628 und 1.471 US-Dollar pro Jahr für Bücher und Zubehör ausgeben, während die Preise für Lehrbücher mit jeder neuen Ausgabe um durchschnittlich 12 Prozent steigen.

Neue Geschäftsidee führt zu erweiterten Vertriebswegen

Andy Bird, CEO von Pearson, legte gegenüber Bloomberg dar, der Verlag schaue sich die Blockchain und NFTs als gangbare Möglichkeit an, dem Unternehmen einen Teil der Erlöse aus dem Online-Verkauf von gebrauchten Lehrbüchern zu sichern:

„In der analogen Welt hat sich ein Buch bis zu 7 Mal weiterverkauft. Wir haben aber nur etwas vom ersten Verkauf. Der Übergang zur Digitalisierung trägt dazu bei, den Sekundärmarkt zu verringern. Technologien, wie Blockchain und NFTs, ermöglichen es uns, an jedem Verkauf dieses bestimmten Artikels ständig teilzunehmen. Die Möglichkeit, an nachgelagerten Umsätzen zu partizipieren, finde ich sehr interessant.“

Als konkretes Beispiel benannte der Verlag seine gedruckte Ausgabe von „Fundamentals of Nursing“. Diese geht neu für 57,99 £ (70,88 $) über die Ladentheke. Im weiteren Verlauf könne es mehrmals an andere Studenten weiterverkauft werden, ohne dass die in London ansässige Verlagsgruppe an den Einnahmen beteiligt wäre. Da ohnehin immer mehr Lehrbücher digitalisiert vorliegen, möchte CEO Andy Bird die alten Vertriebswege erweitern und so auch dem Verlag ein Stück von dem Kuchen sichern.

Ein NFT oder nicht fungibles Token ist eine digitale Datei, die Identität und Eigentum mithilfe der Blockchain-Technologie überprüft. NFTs wurden bisher hauptsächlich für Bilder und Grafiken verwendet. Allerdings birgt die Technologie, wie der Verlag derzeit gerade prüft, noch andere potenzielle Anwendungen.

Pearson lotet Optionen mit Blockchain-Technologie aus

Bird führte auf, das Unternehmen suche nach Möglichkeiten, Lehrbücher auch digitalisiert weiterzuverkaufen. Möglich wäre ein solcher Online-Weiterverkauf mittels NFT. Damit hätte das Lehrbuch infolge eine eindeutige Kennung und sei so zugleich vor Vervielfältigung geschützt. Diese könne man zurückverfolgen, während es von Eigentümer zu Eigentümer wechselt. Ein Sprecher von Pearson fügte gegenüber Business Insider hinzu, der Plan sei bisher allerdings noch Zukunftsmusik:

„Zum jetzigen Zeitpunkt hat Pearson keine konkreten Pläne in Bezug auf diese Technologie. Uns interessiert jedoch sicherlich, wie es das Lernen für Schüler verbessern und zudem anderen Beteiligten einen Mehrwert bringen kann. Technologien, wie Blockchain, könnten für alle Transparenz schaffen und würden das Potenzial haben, sich sowohl für Autoren, als auch für Studenten bezahlt zu machen. Wir haben ein ganzes Team, das an den Auswirkungen des Metaversums arbeitet und was das für uns bedeuten könnte.“

Ferner wies der Sprecher von Pearson noch darauf hin, das Unternehmen habe auch bisher schon digitale Lehrbücher preiswerter angeboten als gedruckte Versionen. Der Verlag werde diese Praxis auch künftig beibehalten, um seine Bücher einem möglichst weitem Kundenkreis zur Verfügung zu stellen. Konkret informierte Reuters seien die E-Lehrbücher des Verlages bereits zu einem Preis von 40 US-Dollar zu haben. Im Vergleich dazu kostet ein durchschnittliches Lehrbuch etwa 110 US-Dollar.

„NFTs wären nicht anders, weil sie es uns ermöglichen würden, Inhalte von besserer Qualität als gedruckte Bücher und zu einem niedrigeren Preis zu liefern.“

Stimme der Kritik

Auf dem freethoughtblogs.com ist diesbezüglich unter dem Titel „Ich schätze, ich werde ein neues Genetik-Lehrbuch finden müssen“ zu lesen:

„Nö. Nein nein nein. Lehrbuchverlage stechen bereits die Studenten aus – die neueste Ausgabe von Concepts of Genetics kostet 197,00 $ – und das reicht ihnen nicht, sie wollen für jeden Weiterverkauf Münzen bekommen. Das schadet auch den Studenten, denn wenn nichts anderes, können sie einen Teil der Kosten durch den Wiederverkauf zurückerhalten (übrigens zu einem extremen Preisnachlass), und jetzt will Pearson ihnen etwas von diesem Wiederverkaufswert wegschnappen.

Ich denke, ich kann einige Online-Texte finden, die die Arbeit für die Schüler kostenlos erledigen. Wenn die Buchhandlung ihren jährlichen Aufruf zum Kauf von Lehrbüchern veröffentlicht, frage ich mich, was sie denken werden, wenn ich ihnen sage, dass sie keine bestellen sollen? Das wird ihrem Geschäft ein wenig schaden.

Weißt du, wer noch von Pearsons Gier verletzt wird? William Klug, Michael Cummings, Charlotte Spencer, Michael Palladino und Darrell Killian, die Wissenschaftler, die Autoren des Lehrbuchs sind. Es ist bereits ein schlecht bezahlter Job, Lehrbücher zu schreiben, und sie haben gute Arbeit geleistet, aber jetzt wird der egoistische Egoismus von Pearson sie Tantiemen kosten.“

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.