Oppo verlässt den deutschen Smartphonemarkt, nachdem das Unternehmen in einem Patentstreit gegen Nokia den Kürzeren zog.
Nach einem verlorenen Patentstreit mit Nokia, bei dem es um den Einsatz von 5G-Technologie ging, hat sich Oppo für ein Verkaufsstop in Deutschland entschieden. Dieser könnte dem deutschen Smartphonemarkt letztendlich mehr schaden, als Oppo.
Rückzug von Oppo könnte Handyknappheit auslösen
Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche, zieht sich der Smartphone-Hersteller Oppo nach einem mehrere Jahre andauernden Patentstreit vom deutschen Markt zurück. Demnach habe Oppo seine Webseite bereits entsprechend überarbeitet und biete dort keine Smartphones mehr an.
Bis zu 10 Prozent des deutschen Smartphonemarkts würden damit wegfallen. Das könne sogar ausreichen, um eine Handyknappheit in Deutschland herbeizuführen. Patentexperte Florian Müller warnt: „Die Schlacht mit den Mobilfunkpatenten erreicht damit eine neue Dimension.„
Verkaufsverbot aufgrund verletzter 5G-Patente
Einer der Gründe für den Rückzug, war sicherlich der Rechtsstreit um 5G-Patente, den das Mannheimer Landgericht im Juli zugunsten von Nokia entschied. Da Oppo demzufolge keine gültigen Lizenzen für die eingesetzte 5G-Technologie besitzt, drohte das Gericht mit einem Verkaufsverbot. Nachdem der chinesische Konzern zunächst neue Rechtsmittel einlegte, wurde es jedoch ruhig um diesen Fall.
Doch nun zeigt sich Oppos Webseite in neuem Glanz und präsentiert sich von seiner minimalistischen Seite. Smartphones sind dort nicht mehr zu finden. Doch Oppo besänftigt seine Nutzer. „Du kannst deine OPPO Produkte weiterhin uneingeschränkt nutzen, auf den Support zugreifen und du erhältst selbstverständlich auch alle zukünftigen Updates„, heißt es auf der ansonsten ziemlich kahlen Seite. Außerdem dürfen Reseller Geräte aus ihrem Bestand weiterhin verkaufen. Ein Bezug neuer Smartphones durch einen Import aus Nachbarländern wäre grundsätzlich auch denkbar.
Laut dem Bericht der Wirtschaftswoche, war dies die Reaktion Oppos auf ein Verkaufsverbot, das das Landgericht München 1 kürzlich gegen Oppo und OnePlus ausgesprochen hatte. Und auch Vivo ist noch in einen solchen Patentstreit verwickelt, der ebenfalls in einem Verkaufsverbot für den deutschen Markt münden könnte. Damit würden nochmal weitere 10 Prozent des deutschen Smartphonemarktes wegbrechen.
Für Oppo ist Deutschland ein kleiner Markt
Für Oppo ist der Rückzug aus Deutschland rein rechnerisch ein logischer Schritt. So erzielt der Konzern lediglich ein Prozent seines gesamten Umsatzes auf dem deutschen Markt. Um dieses eine Prozent zu retten, wäre Oppo jedoch gezwungen, eine weltweite Lizenz zu nehmen. Denn darauf bestehen die deutschen Gerichte. Diese weltweite Lizenz würde jedoch die Kosten der verkauften Smartphones auch in allen anderen Ländern in die Höhe treiben.
Unklar ist noch, ob Oppo damit nur den Gerichtsbeschluss umsetzt und weiterkämpft, oder ob sich der Konzern damit dauerhaft aus Deutschland zurückzieht. Doch so oder so bleibt mit dem Urteil zumindest eine Signalwirkung. Denn Rechtsstreitigkeiten zwischen Nokia und Oppo laufen auch in anderen EU-Ländern. Eine Abkehr vom kompletten westeuropäischen Markt, wäre damit nicht auszuschließen.
Für Nokia ist dies nicht der erste Sieg gegen einen chinesischen Konzern. Denn auch beim Ausbau der deutschen Mobilfunkinfrastruktur, könnte Nokia als einer der Gewinner hervorgehen, wenn das kürzlich angekündigte Huawei-Verbot tatsächlich beschlossen wird.
Update 08.08.2022 19:45 Uhr
Wie aus dem angeführten Bericht der Wirtschaftswoche hervorgeht, hat Oppo nicht vor, sich generell vom deutschen Markt zurückzuziehen. So ließ Peter Manderfeld, der Pressesprecher von Oppo verlauten: „Abgesehen davon, dass wir den Verkauf und die Vermarktung von bestimmten Produkten aussetzen, wird Oppo den Betrieb in Deutschland fortsetzen.“ Es bleibt somit abzuwarten, ob Oppo in Deutschland wieder Smartphones verkaufen wird, oder ob sich das Unternehmen damit auf andere Produktkategorien ausrichtet. Eine Alternative wäre es außerdem, Smartphones ohne 5G-Technik zu verkaufen.
Des Weiteren ist anzumerken, dass sämtliche Tochtergesellschaften von BBK Electronics von Patentstreitigkeiten mit Nokia betroffen sind. Nach dem jetzt erteilten Verkaufsstop für Oppo und OnePlus, könnte ein solcher also nicht nur für Vivo, sondern auch noch für Realme folgen, da diese beiden Hersteller ebenfalls zum BBK-Konzern gehören.
Wir danken dem Telegram-User „general17“ für den Hinweis zu diesem Update!