Mit der Überprüfung des Eigentümers mittels Blockchain könnte man E-Books verkaufen und verleihen. Doch hilft das gegen die Online-Piraterie?
Die Schweizer lyrx GmbH hat neue Pläne, E-Books zu schützen. Mit der Überprüfung des Eigentümers mittels Blockchain (bekannt von der Kryptowährung Bitcoin) könnte man sogar E-Books verkaufen oder verleihen. Die Frage ist nur: Kann man damit effektiv die Piraterie eindämmen?
Die Schweizer lyrx GmbH mit Sitz in Binz möchte zum Schutz von E-Books auf eine ganz neue Technologie zurückgreifen. Die Idee des Blockchain ist zwar durch die virtuelle Währung Bitcoin publik geworden. Aber mit diesem digitalen Register kann man nicht nur Zahlungsgänge festhalten. Dieser digitale Kontoauszug, wenn man die Technik so bezeichnen möchte, könnte auch dafür eingesetzt werden, ohne den Einsatz von zentralen Servern Informationen im E-Book selbst festzuhalten. Jede Veränderung wäre nachvollziehbar und könnte nur mit sehr hohem Aufwand manipuliert werden. Der Grund dafür ist einfach: Die Transaktionen werden innerhalb eines P2P-Netzwerkes gespeichert und nicht nur auf einem einzelnen Computer.
E-Books mit Registrierungszwang?
Die Voraussetzung für ein Gelingen dieses Planes wäre allerdings, dass die Verlage ab sofort auf alle DRM-Maßnahmen und Wasserzeichen verzichten würden. Man müsste den Markt komplett umkrempeln, ansonsten würde sich an den vielen Schwarzkopien nichts ändern. Piraterie-Experte Manuel Bonik findet die Blockchain Technologie durchaus interessant. Er hinterfragt aber, warum die Konsumenten auf diese Technik zurückgreifen sollen, so lange es Alternativen gibt!? Unklar ist leider auch, warum die Verlage von den Wasserzeichen auf die neue Technologie umsteigen sollten. Manche Verlage haben sich schon mit dem letzten Wechsel (dem Aus des Adobe-DRM) sehr schwer getan.
Auch werden schnell Überwachungsphantasien laut. Wieso muss man überhaupt digital speichern, wer was wann gekauft hat? Das sind Informationen, die man nie wieder aus dem Netz tilgen kann. Gerade für Wissenschaftler oder Journalisten ist es sehr wichtig, dass niemand weiß, welche Literatur sie gerade käuflich erwerben. Man könnte sonst Rückschlüsse daraus ziehen, woran sie gerade arbeiten. Somit werden Fragen nach dem Datenschutz laut.
Blockchain: perfektes Werkzeug zur Überwachung
IT-Berater Bonik erkennt zudem im wissenschaftlichen Bereich den Trend zur Umstellung auf Open Access. Manche Verlage wie Springer geben ihre Bücher frei, die das Alter von zehn Jahren überschritten haben. Für diese Werke wäre die Blockchain sinnlos, weil die Ausarbeitungen sowieso frei verbreitet werden. Das Thema Schutz könnte für wissenschaftliche Verlage überflüssig werden, sofern sie sich eines Tages nur noch über die Abgaben der Autoren oder Fakultäten finanzieren. Das gilt natürlich nur für wissenschaftliche Werke, die älter als 10 Jahre sind.
Die Frage ist auch, ob bzw. mit welchem Aufwand man diese Markierung im Werk entfernen kann. Bei den Wasserzeichen ist dies für technikaffine Piraten ohne weiteres möglich. Bietet die Blockchain den ultimativen Schutz?
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