Indie-Autorin Catalina Cudd gewann den Eindruck, dass man ihr mit den vielen illegalen Downloads wortwörtlich "in die Fresse" hauen will.
Die Indie-Autorin Catalina Cudd ist eigentlich bekannt für ihre düsteren Romane. In einem aktuellen Blogbeitrag regt sie sich hingegen darüber auf, wie man ihr aktuelles E-Book verbreitet ohne sie an den Einnahmen zu beteiligen. Offenbar hat sie beim dritten Band mit höheren Einnahmen für ihren Fortsetzungsroman Bullhead MC gerechnet und wurde herbe enttäuscht.
Catalina Cudd lässt sich über E-Book Piraten aus
Brother’s Keeper ist der dritte Teil der Bullhead MC-Serie. Indie-Autorin Catalina Cudd beobachtete, dass kurz nach der Veröffentlichung mehrere Amazon-Kunden dieses E-Book zurückgegeben haben, obwohl es sich dabei nicht um Fehlkäufe gehandelt hat. Die Werke wurden dann in ein offenes Format umgewandelt (wahrscheinlich ePub), um es bei einem der einschlägigen Piraten-Portale bzw. Warez-Foren öffentlich verfügbar zu machen. Zwei Tage nach der Veröffentlichung von Brother’s Keeper, am 02. Oktober 2016, brach der Verkauf um 80% ein.
Warum? Die Leute haben es sich lieber für lau bei einem Sharehoster heruntergeladen, statt etwas dafür zu bezahlen. Bei den meisten P2P-Tauschbörsen werden ihre Werke nicht gehandelt. Die verschickten Takedown-Mitteilungen an die Sharehoster konnten nur bewirken, dass es nach kürzester Zeit zu Re-Upps kam, womit das Werk fast ohne Unterbrechung verfügbar war und bis jetzt ist. Das Dumme dabei: Frau Cudd muss die von ihr beauftragte Antipiraterie-Firma sogar für die völlig nutzlosen DMCA-Mitteilungen bezahlen. Das tut natürlich doppelt weh, zumal jeder Autor dazu berechtigt ist, eigenhändig DMCA-Takedown-Notices zu verschicken. Da es in ihrem Fall keinen Verlag gibt, ist sie sogar die einzige Rechteinhaberin, die die Löschung ihrer Werke veranlassen darf.
Catalina Cudd: Piraterie ist ein „herzhafter Schlag in die Fresse“
Nachdem Cudd über 8.500 Downloads von unterschiedlichen Foren gezählt hat, gab sie ihre Online-Recherche auf. Sie sei an dieser Stelle „heulend ins Bett gekrochen“, nachdem sie ihren PC heruntergefahren hat. Das fehlende Verständnis für die finanziellen Belange der Autorin und die mangelnde Bereitschaft, für Digitales Geld auszugeben, empfindet sie wie einen herzhaften „Schlag in die Fresse“. Mehr als zwei Drittel ihrer Leser haben für den dritten Teil nichts bezahlt, rechnet sie aus. Dabei wollen alle Leser natürlich sobald wie möglich die Fortsetzung sehen, die erstmal in monatelanger Arbeit erdacht, geschrieben und redigiert werden muss, bevor sie überhaupt verkauft werden kann.
Piraten sind wie Restaurantbesucher, die nichts bezahlen wollen!
Catalina Cudd vergleicht die Downloader ihrer Bücher mit Restaurantgästen, die sich dort zwar mit leckerem Essen verköstigen lassen, die aber dafür nichts bezahlen wollen. Der Vergleich hinkt, weil die fehlende Moral in Wirklichkeit noch viel weiter geht. Wäre sie Pizzabäckerin, so würden die Gäste ihre Pizzen mitgehen lassen, um sie woanders (beispielsweise bei LUL.to) gegen Bares anzubieten. Dann würde die Mahlzeit zwar nur noch einen Bruchteil des ursprünglichen Preises kosten, dafür bekommt Madame Cudd davon aber keinen einzigen Cent ab.
Oder aber die Piraten verschenken ihre Pizzen, im Gegenzug müssen die sparwütigen Gäste nervige Werbebotschaften über sich ergehen lassen. Doch was tut man in den heutigen „Geiz ist geil-Zeiten“ nicht alles, um etwas für lau zu kriegen?
Als Autorin ohne Verlag im Rücken gibt es zur finanziellen Absicherung keinen Vorschuss für die Erstellung des nächsten Teils. Die fast 1.000 Seiten ihres aktuellen Buches haben sich natürlich auch nicht von selbst geschrieben. Dabei sind in den knapp fünf Monaten diverse Tage und Nächte drauf gegangen, keine Frage. Doch Frau Cudd vergisst dabei, dass wir es leider gewohnt sind, im Internet alles umsonst zu bekommen. Wer wäre noch bei WhatsApp, Google Plus oder Facebook, müsste man dort 5 Euro monatlich entrichten? Kaum jemand.
Wer würde noch Gmail oder einen anderen Anbieter nutzen, wenn es kostenpflichtig wäre? Auch so gut wie niemand. Wir leben in einer Zeit, wo es leider normal ist, dass wir für die Nutzung von Webseiten und den damit verbundenen Dienstleistungen mit unseren Daten statt mit einem festen Geldbetrag bezahlen.
Geiz ist ungeil
Wenn Musiker, Filmemacher oder Buchautoren in einer Welt wo alles umsonst ist, uns plötzlich zur Kasse bitten wollen, werden sie folglich auf wenig Verständnis stoßen. Das mag die Autorin der Bullhead MC-Serie kaum trösten. Es erklärt aber, warum es so schwer ist, sich für etwas Digitales bezahlen zu lassen. Den Journalisten geht es freilich auch nicht besser. Auch dort ist es die Leserschaft gewohnt, bei eingeschaltetem Adblocker, alles für lau zu lesen.
Die künstlich errichteten Bezahlschranken von Spiegel Online & Co. werden daran auch nichts ändern, kann man diese mit wenigen Handgriffen umgehen. Ein kurzer Blick bei einer Suchmaschine klärt zudem alle Sparwütigen darüber auf, wie sie die redaktionellen Inhalte ohne Bezahlung kriegen können.
Wie dem auch sei. Die Fanbase von Catalina Cudd hat prompt reagiert. Ihr Blog schwillt über vor mitfühlenden Kommentaren, die in kürzester Zeit verfasst wurden. Das wird sie natürlich motivieren. Davon kann man sich aber auch nicht den Kühlschrank füllen oder die nächste Miete überweisen. Was tun? Ein Spendenkonto angeben und hoffen, dass die echten Fans nicht nur ihre Treue beteuern. Hoffen, dass sie handfest dabei mithelfen, dass der dritte nicht gleichzeitig der letzte Teil sein wird.
Als Autor ist man das ganze Jahr über „das Arschloch des Tages“, wie ein Kommentator treffend bemerkt. Die schockgefrorene Indie-Autorin sollte sich im Idealfall ganz schnell aus ihrer Starre befreien und ihren Lesern mehrere Spendenmöglichkeiten eröffnen, sollten sie das E-Book schon „anderweitig“ bezogen haben. Vielleicht hätte sie dann nicht mehr den Eindruck, dass man ihr weiterhin aus der Ferne mit den ganzen illegalen Downloads wortwörtlich in die Fresse hauen will.
Tarnkappe.info