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Bildquelle: monkeybusiness, Lizenz

Amazon: Autoren prangern Kindle-Rückgaberichtlinie an

Weil E-Book-Käufer auf Amazon komplett gelesene Bücher zurüchgegeben haben, schuldete die Autorin L. Kessler der Plattform am Monatsende Geld

Neben zahlreichen anderen Autoren, fordert Lissa Kessler von Amazon in einer Pedition eine Änderung der Kindle-Rückgaberichtlinie. Mit ihrem Twitter-Tweet von Anfang Juni erinnerte die Autorin ihre Leser daran, dass Amazon keine Bibliothek sei. Sie gab an, Amazon sogar Geld zu schulden, weil E-Book-Käufer ihre bereits gelesenen E-Books zurückgaben. Kessler löste damit eine kontroverse Debatte aus. Mit bisher 25.938 Retweets und 134.041 „Gefällt mir“-Angaben ging der Tweet viral. Darüber berichtete Scoop Upworthy.

Die Indie-Autorin Lissa Kessler sorgte online für Gesprächsstoff mit ihrer Eröffnung, Amazon am Ende des Monats Geld zu schulden. Die Autorin schreibt bereits seit 10 Jahren und publiziert in den Genres paranormale Romantik und Thriller. Für ihren Debütroman Night Walker gewann sie einen San Diego Book Award für den besten Fantasy-Sci-Fi-Horror.

Missbrauch von Kindle-Rückgaberichtlinie verantwortlich für Geldeinbußen

Gemäß der Kindle-Rückgaberichtlinie von Amazon können E-Book-Käufer „eine versehentliche Buchbestellung innerhalb von sieben Tagen stornieren“. Während versehentliche Käufe durchaus vorkommen können, gaben mehrere Autoren an, dass aktuell vermehrt Bücherfreunde ein Buch innerhalb dieser Zeit vollständig lesen, bevor sie es an Amazon zurückgeben. Die Kunden erhalten ihr Geld zurück, aber den Autoren wird eine Gebühr von Amazon dafür in Rechnung gestellt. Lissa Kessler verdeutlicht in einem Interview mit BuzzFeed:

„Wenn ein eBook zurückgegeben wird, werden die Lizenzgebühren aus dem Verkauf vom Amazon-Konto des Autors abgezogen. Aber das ist nicht der einzige Preis für Autoren. Es gibt auch eine digitale Liefergebühr, die Amazon dem Autor in Rechnung stellt, und wir erhalten diese nicht zurück, wenn ein Buch zurückgegeben wird.“

Amazon-Rückgabetrend zurückzuführen auf TikTok-Post?

Laut Lissa Kessler hätten die Leser ihrer E-Books diese nach der Lektüre zurückgegeben. Für sie bedeutete dies, dass sie die Rückgabe aus eigener Tasche bezahlen musste. Andere Autoren mischten sich mit ihren eigenen Erfahrungen ein. Die Autorin K. Bromberg wies besispielsweise darauf hin, das vermutlich dieser neue Trend auf TikTok zurückzuführen sei. Konkret traf sich die Buch-Community von TikTok auf BookTok.

Dort tauchten Meinungen auf, die darauf hinwiesen: „Es ist in Ordnung, E-Books zurückzugeben“. In Diskussionen ging es darum, ob die Rückgabe eines gelesenen Buches Diebstahl ist oder nicht. Ob es falsch sei, einen Roman zu lesen, ihn nicht zu mögen und ihn zurückzugeben. Oder ob bestimmte E-Book-Freunde diese Kindle-Rückgaberichtlinie ausnutzen und in Amazon eine Bibliothek sehen. Die Meinungen darüber gingen auch auf TikTok auseinander.

Auch Lissa Kessler schloss sich der Meinung nach dem Ursprungs ihres Problems an. In dem Interview führte sie weiter aus:

„Ich habe entdeckt, dass es im März ein TikTok-Video gab, in dem die Leser über diese Lücke in Amazons Rückgaberecht informiert wurden, sodass sie Bücher schnell lesen und zurückgeben können. Es hatte sogar einen Hashtag, #ReadAndReturnChallenge, aber ich glaube nicht, dass sie wussten, dass Amazon es umdreht und Geld von den Autoren abzieht.“

Die Autoren behaupten, dass die Leser die Kindle-Rückgaberichtlinie missbrauchen, indem sie das Buch in diesen sieben Tagen vollständig lesen und es dann zurückgeben. Kessler teilte mit, dass sie von Hunderten von Autoren gehört hat, die von diesem TikTok-Trend betroffen seien:

„Im Mai sahen viele diese Rückgabewelle. Einer hatte allein im Mai über 250 E-Book-Rückgaben. Das ist niederschmetternd für einen Indie-Autor, der im Voraus für Buchumschläge und die Bearbeitung bezahlt und hofft, dass die Lizenzgebühren alle seine Ausgaben decken.“

Petition soll Änderungen herbeiführen

Als Fazit schloss sich Lissa Kessler einer Petition auf Change.org an, die Amazon auffordert, Kunden die Rückgabe bereits gelesener E-Books zu verbieten. In einem Appell bringen die Unterzeichner ihren Unmut zum Ausdruck. Bereits 76.546 Autoren haben schon unterzeichnet:

„Es gibt einen enormen Aufschwung bei den Ebooks von Autoren, die an Amazon zurückgeschickt werden, NACHDEM sie gelesen wurden. Als Leser ist das SEHR ärgerlich. Ja, Amazons Rückgabepolitik erlaubt dies. Aber das macht es nicht richtig. Wenn Sie das Buch gelesen haben, haben Sie das Produkt konsumiert. Ein Buch zurückzuschicken, nachdem man 10-20% gelesen hat, ist eine Sache. Aber wenn man das Buch vollständig gelesen hat, sollte man es nicht zurückgeben dürfen. Ende der Diskussion. Ein Autor hatte im März dreistellige Rückgaben! Derselbe Autor hatte in den vorangegangenen ZWEI Monaten zusammen einstellige Rückgaben. Die Autoren werden nicht korrekt für ihre Kunst bezahlt. Bitte, Amazon, ändern Sie Ihre Politik!“

Vertreter von Amazon reagierten bereits im Juni auf das Problem. In einer Erklärung gaben sie an:

„Amazon ist bestrebt, Kunden und Autoren die bestmögliche Erfahrung zu bieten … Wir haben Richtlinien und Mechanismen eingerichtet, um zu verhindern, dass unsere Rückgaberichtlinien für E-Books missbraucht werden. Wir hören immer auf Feedback und gehen allen Bedenken nach, die wir erhalten.“

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.