Denuvo verliert wieder ein Stück Fassade. Das Windows-Game Shin Megami Tensei III Nocturne HD Remaster steht jetzt ganz ohne Schutz da.
Manchmal reicht es aus, lange genug zuzusehen. Shin Megami Tensei III Nocturne HD Remaster hielt sich erstaunlich lange, obwohl kaum noch jemand daran dachte. Ein Remaster, das still vor sich hin lebte, während sein Denuvo-Schutz so tat, als sei er unantastbar. Nun ist der Moment gekommen, an dem auch dieser Schutz nicht länger durchhält. In Szene-Kreisen tauchte das gecrackte Spiel nun selbst auf, begleitet von einer vollständigen NFO von Voices38, die jeden Zweifel beseitigt.
Shin Megami Tensei III Nocturne HD Remaster erschien im Mai 2021
Ein Blick zurück zeigt die Ironie. Shin Megami Tensei III Nocturne HD Remaster erschien am 25. Mai 2021 auf Steam, damals noch ausgestattet mit dem selbstbewusst präsentierten Hinweis auf Denuvo Anti Tamper. Ein Schutz, der zu diesem Zeitpunkt als ernstzunehmende Hürde galt. Heute wirkt diese Angabe wie ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der man noch daran glaubte, dass solche Mechanismen länger Bestand hätten.
Mehrere internationale Übersichten haben inzwischen reagiert und den Status angepasst. Eine populäre Liste führt das Spiel nun mit dem Eintrag CRACKED D+1644. Eine Zahl, die mit ihren 1.644 Tagen fast schon stolz präsentiert, wie lange sich Nocturne gegen das Unvermeidliche stemmte.
Auch in der Community gelten die Zweifel als erledigt. Im Subreddit CrackWatch wird das Spiel seit Kurzem ebenfalls als gelöst geführt. Ohne Aufregung, ohne Diskussion. Nur ein weiterer Eintrag in einer langen Liste gefallener Schutzmechanismen. Das ist nicht weiter verwunderlich, weil der Cracker Voices38 in den letzten Monaten fast wöchentlich einen neuen funktionierenden Denuvo-Crack veröffentlicht hat.
Cracker benötigt aktuelle Hardware, um Denuvo zu analysieren
Die NFO selbst liefert zusätzliche Würze. Zwischen den üblichen kurzen Bemerkungen findet sich erneut der Hinweis, wie viel Hardware heute notwendig ist, um die aktuellen Schichten von Denuvo überhaupt noch sauber analysieren zu können. Die Szene beschreibt diesen Trend seit Monaten, während der Hersteller selbst gerne das Gegenteil behauptet. Nocturne zeigt eindrucksvoll, wie weit diese Selbsteinschätzung von der Realität entfernt ist.
Routine für Publisher und Spielehersteller?
Für den Publisher SEGA und die Spieleschmiede ATLUS ist der Fall wahrscheinlich nichts weiter als reine Routine. Der Kopierschutz verzögert die illegale Publikation, er verhindert aber nichts. Und je älter ein Spiel wird, desto weniger lohnt es sich, diesen Schutz aktiv zu pflegen. Geschweige denn, die Gebühren für Denuvo weiterhin zu bezahlen. Shin Megami Tensei III Nocturne HD Remaster hat mehrere Jahre lang niemand angetastet, das Spiel überstand den Zeitraum beinahe unbemerkt. Doch am Ende landete der Titel dort, wo alle Denuvo Spiele früher oder später enden: auf einem Sharehoster, in P2P-Tauschbörsen, im Usenet etc.
Mythen und Versprechen können sich schnell auflösen
Spieler selbst werden von alldem wenig mitbekommen. Das Remaster ist längst erschienen, die Updates hat man abgeschlossen. Für die nie endende Diskussion rund um das Thema DRM ist Nocturne jedoch ein weiteres Beispiel dafür, dass der Kopierschutz in den seltensten Fällen länger durchhält als das Spiel selbst. Nocturne ist übrigens ein apokalyptisches Rollenspiel, das passend zum eigenen Thema zeigt, wie schnell Mythen und Versprechen in sich zusammenfallen können.
Shin Megami Tensei III Nocturne HD Remaster
Am Ende bleibt eine einfache Feststellung. Publisher und Spielehersteller sind jetzt dort angelangt, wo die meisten DRM-Titel landen: in der Realität. Und die fällt für Denuvo selten freundlich aus. Doch immerhin hat es bis zum Crack über viereinhalb Jahre gedauert. Das war wahrscheinlich mehr Zeit als notwendig für SEGA und ATLUS, um mit den Verkäufen Geld zu verdienen.


















