Das Smartphone von Jolla kommt ohne die sonstige Leidenschaft für das Sammeln von Nutzerdaten daher. Trotzdem gibt es dafür viele Apps.
Immer wieder wird gefragt, ob es neben Android, iOS oder Windows Phone eine Firmware gibt, bei der die Benutzer nicht auf Schritt und Tritt beschnüffelt werden. Ja, es gibt sie. Nennt sich Jolla. Alternative Geräte mit offenen Betriebssytemen kommen zunehmend in Mode. Und sie sind aufgrund ihres geringen Preises nicht nur für den Einsatz im Kinderzimmer geeignet. Letzte Woche wurden in der c’t mehrere Modelle vorgestellt.Jollaphone: Viele Apps, trotzdem keine Datenkrake!
Der Clou: Beim Jollaphone arbeitet man mit dem flotten Betriebssystem Sailfish OS, das die langsame Hardware ausgleicht. Trotzdem ist man bei der Auswahl an Apps nicht eingeschränkt. Der Yandex.Store ist bei Sailfish OS vorinstalliert. Dort sind mindestens 120.000 verschiedene Spiele und Anwenderprogramme verfügbar. Die Apps hat im Vorfeld allesamt Kaspersky Lab auf Schadsoftware überprüft. Darüber hinaus lassen sich auf dem Gerät alternative App-Stores wie Aptoide oder F-Droid installieren. Auch Apps vom 1 Mobile Market können installiert werden, allerdings kam es dabei gelegentlich zu Problemen. Wer wirklich alle Apps vom Google Play Store nutzen will, muss diesen händisch installieren. Wer sich das wirklich antun möchte, muss sich auf eine zeitaufwändige Fummelei einstellen. Fazit: Dies ist kein Gerät für ausgemachte Technikfreaks. Apple-Jünger würden sich mit der Leistung dieses Smartphones niemals zufriedengeben. Dafür macht Sailfish OS mit wenigen Ausnahmen einen soliden Eindruck, zu diesem Ergebnis kommen auch die Kollegen von heise Open Source. Auf den Verzicht des Home-Buttons muss man sich erstmal gewöhnen. Die Gestensteuerung wirkt zwar echt fortschrittlich. Trotzdem vermisse ich die herkömmliche Bedienung. Wer von iOS oder Android umsteigt, muss sich erstmal umgewöhnen. Ansonsten läuft alles schnell und flüssig ab. Das zumindest ist mein Fazit vom ersten Tag. Die Tarnkappe wird in den nächsten Wochen einen ausführlichen Testbericht nachliefern. Die vielen Android-Apps, die beim Jollaphone über einen Umweg benutzt werden können, lassen einen schnell vergessen, dass man den Mainstream verlassen hat. Im Gegenteil: Damit ist man vor der Sammelleidenschaft von Apple, Google & Co. sicher. Das finnische Unternehmen baut sein Geschäftsmodell im Gegensatz zur Konkurrenz nicht darauf auf, die Informationen seiner Nutzer zu sammeln, zu verarbeiten und an Dritte zu verkaufen. Sie entwickeln und veräußern nur ihre Hardware. Diesen Sommer soll sogar ein selbst entwickelter Tablet-PC auf den Markt kommen. Dafür hat man bei Indiegogo eine neue Crowdfunding-Kampagne gestartet. Schon im Dezember waren 480% des Funding-Ziels erreicht. Wie dem auch sei. Bisher haben beim inoffiziellen Nachfolger von Nokia die Umsätze gereicht, um die Gehälter der 150 Entwickler zu zahlen. So klein der Anbieter im Vergleich zu Apple oder Samsung ist: Jolla dürfte lange genug bestehen bleiben, um mittel- bis langfristig den Support der eigenen Geräte zu gewährleisten. Außerdem muss hier und da noch ein wenig am mobilen Betriebssystem geschraubt werden. Frei von Fehlern ist Sailfish OS leider noch nicht. Es ist aber auf einem guten Weg. Auch wird zunehmend von Linux-Nutzern kritisiert, dass der Hersteller den Quellcode von Sailfish OS entgegen der Ankündigungen noch immer nicht veröffentlicht hat. Man wird sehen, ob und wann das geschieht. Verabschieden wir uns nun von Jolla und dem Sailfish, wie es wohl der Science Fiction-Autor Douglas Adams getan hätte:Video: Was kann das Smartphone von Jolla eigentlich? Was sind eure Erfahrungen mit dem Jolla Smartphone? Glaubt ihr daran, dass sich ein weiterer Konkurrent dauerhaft auf dem Markt behaupten kann? Tarnkappe.info„Dear Jolla! So Long, and Thanks For All the Fish.“