John Hancock
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John Hancock: Lebensversicherung nur gegen Fitness-Tracker

Die traditionsreiche Versicherung, John Hancock, bietet keine klassische Lebensversicherung mehr an. Man muss dafür seine Daten preisgeben.

John Hancock, einer der größten Lebensversicherungsanbieter in Nordamerika, wird künftig Lebensversicherungen nur noch unter der Voraussetzung einer Beteiligung an digitalem Fitness-Tracking anbieten. Demnach werden Versicherte dazu verpflichtet, ihre Fitness- und Gesundheitsdaten über Smartphones und Wearables zu tracken. Die Teilnahme ist gleichzeitig an ein Punktesystem für das Erreichen von Übungszielen gekoppelt, worin fleißiges Sammeln mit ermäßigten Versicherungsprämien belohnt wird, aber auch Gutscheine und Rabatte in verschiedenen Geschäften oder Hotels sind möglich, berichtet BBC und CNBC.

John Hancock will Richtlinen erweitern

So haben IT-Unternehmen, Pharmakonzerne und Versicherungen medizinische Daten als Goldgrube der Zukunft für sich erkannt. Der gläserne Patient ist damit keine Utopie mehr. Bei den „interaktiven“ Versicherungen werden Activity-Tracking-Geräte, wie die Apple Watch und Fitbit, künftig zu einem individuellen Diagnosegerät, inclusive Datenweitergabe. John Hancock startete seine ersten interaktiven Versicherungen im Jahr 2015 und wird nun das Modell auf alle seine Richtlinien ausweiten. Künftig gibt es mit Vitality verknüpfte Policen, einem Programm, das Versicherte zu einer gesünderen Lebensweise animiert und das auch andere Versicherungen einsetzen.

Datenschutzbeauftragte warnen davor, dass Versicherer Tracking-Daten verwenden könnten, um Kunden auch zu bestrafen, die ihre Ziele nicht erreichen, sie bezeichnen das Konzept als „gruselig“ und „dystopisch“. Matt Stoller, ein Stipendiat am Open Markets Institute, prophezeit: „Der dystopische amerikanische Überwachungsstaat wird Versicherungen mit Fat-Shaming kombinieren. Willkommen in der Hölle.“

Kein Zwang zur Datenweitergabe?

John Hancock jedoch gibt an, dass die Versicherten selbst entscheiden könnten, welche Daten sie mit der Versicherung teilen. Ein Zwang zur Datenweitergabe bestünde nicht. CEO Marianne Harrison gibt an, dass John Hancock das traditionelle Lebensversicherungsmodell „neu erfindet“. Man bietet nun datengesteuerte, interaktive Versicherungen an. Die Idee wäre, Fitness- und Gesundheitsdaten durch tragbare Geräte und Smartphones zu verfolgen und die Versicherungsnehmer für die von ihnen unternommenen Schritte zu belohnen.

Mit dem Vitality-Programm leben die Versicherten angeblich gesünder

Das Unternehmen würde Anreize bieten, um Menschen zu einem gesünderen, längeren Leben zu ermutigen. Man betont, dass bisher Versicherte mit einem solchen Tarif im „Vitality“-Programm doppelt so viele Schritte gehen würden wie ein Durchschnittsamerikaner. Sie würden zudem 13 bis 21 Jahre länger leben als der durchschnittliche Versicherungskunde und auch 30 Prozent weniger Krankenhauskosten anfallen.

Von Seiten der Versicherung aus gesehen also ein nachvollziehbarer Schritt. Wer sich bewegt, lebt auch gesünder – und gesunde Versicherte sind günstige Versicherte. Dank der tragbaren Fitnessmesser entstehen nun wertvolle Daten, auf die alle Versicherer gerne zugreifen, selbst wenn das Gegenteil behauptet wird. Ein Sammeln von Gesundheitsdaten kann zwar auch Positives bewirken, wie der Forschung zu helfen, beim Arzt eine individuellere Behandlung zu erreichen oder eben Boni oder günstigere Tarife bei der Versicherung zu bekommen. Allerdings zahlt man dafür auch mit intimsten Informationen, seinen eigenen Daten.

Foto pearlsband, thx! (CC0 1.0 PD)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.