Facebook, Psychiaterin
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Bildquelle: Hermann, Lizenz

Psychiaterin schlug Facebook eigene Patienten als Freunde vor

Einer Psychiaterin aus den USA wurden bei Facebook Patienten als Freunde vorgeschlagen - ein Desaster für ärztliche Schweigepflicht und Datenschutz

San Francisco – Eine Psychiaterin aus den USA hat bei Facebook ein Desaster für ärztliche Schweigepflicht und Datenschutz entdeckt. Man schlug ihr Patienten als Freunde vor. Doch auch ihre Patienten selbst sahen plötzlich gegenseitig ihre Profile.

Wie kam Facebook an die Kontakte der Psychiaterin?

Bei Freundschaftsvorschlägen weiß Facebook oft besser über uns Bescheid, als uns lieb ist. So hat auch lt. fusion.net eine Psychiaterin aus den USA entdeckt, dass ihr im sozialen Netzwerk Facebook plötzlich Patienten als Freunde vorgeschlagen werden und um die Katastrophe noch zu übertreffen: auch ihre Patienten erzählten ihr, dass andere Menschen, die sie in der Praxis angetroffen hatten, plötzlich als Freundesempfehlungen auftauchten. Ein Desaster bei derartig vertraulichen und sensiblen Patientendaten!

Sie konnte sich zunächst nicht erklären, wie es dazu kommen konnte und wollte natürlich schnellstmöglich die Ursache dafür herausfinden. Ihren ersten Verdacht, Facebook hätte erkannt, dass sich alle Personen einmal am gleichen Ort aufgehalten haben, weist das Unternehmen allerdings zurück mit der Aussage, dass keine Accounts nach ihrer Location empfohlen würden. Dann fand sie heraus, dass Facebook anbietet, Kontakte direkt aus dem Adressbuch von Handy oder E-Mail zu importieren, um Freunde zu finden. Wenn dies geschieht, sind die Kontakte jedoch verknüpft. Speichert man eine Telefonnummer von jemandem in seinem Handy, wird Facebook aktiv. In dem Fall schlägt Facebook einem diesen „Treffer“ als Freund vor.

Für die Psychiaterin stellt dies nun ein großes Problem dar. Sie ist in der Pflicht, ihre Patientendaten strikt vertraulich zu behandeln. Alleine, dass andere die Namen ihrer Mitpatienten herausfinden, könnte mitunter sogar zum Sicherheitsrisiko werden.

Fazit

Auf die Frage, wie so ein Vorfall technisch möglich war sowie zum rechtlichen Aspekt äußerte sich bei taz.de Alexander Sander Geschäftsführer vom Verein Digitale Gesellschaft e.V. wie folgt: „Das Wahrscheinlichste ist, dass die Klienten alle die Nummer der Psychiaterin in ihrem Handy-Telefonbuch gespeichert und zudem die Facebook-Applikation darauf installiert hatten. Der App muss man bei der Installation nämlich zusichern, auf Nummern aus dem Adressbuch zugreifen zu können. Die Verbindung der Klienten untereinander ist für das Netzwerk dann einfach.“

„Man stimmt der Verwendung der Daten bei der App-Installation zu. Somit ist Facebook fein raus. Die Datenschutzverletzung liegt also beim User, obwohl er natürlich in gewisser Weise dazu gegängelt wird. Theoretisch müsste der User alle Kontakte in seinem Telefonbuch um Erlaubnis bitten, ihre Nummer mit Facebook teilen zu dürfen. Eine vergleichbare Situation gibt es bei den Standortdaten, die natürlich auch von Facebook benutzt werden können: Wenn man Facebook erlaubt hat, darauf zuzugreifen, dürfen sie auch verwendet werden. Facebook hat es geschickt angestellt, auf diese Weise an sogenannte Metadaten wie Standorte oder Telefonnummern zu gelangen. Sie möchten möglichst viele Daten, um mehr Leute auf die Seite zu lenken und ihnen mehr Werbung zu bieten. Das tut es übrigens schon bevor wir uns überhaupt angemeldet haben. Da User schon vor der Anmeldung in den Adressbüchern verschiedener Freunde gespeichert sind, entsteht schon vor Anmeldung ein umfassendes Profil von ihnen.“

Das Problem liegt nicht bei Facebook, meint Alexander Sander: „Die Regulierung ist im Grunde schon da: Facebook darf keine Daten an Dritte weitergeben. Die Leute müssen aber ihr Verhalten ändern, denn Facebook ist in diesen Fällen rechtlich auf der sicheren Seite. Wer verklagt schon seine Freunde, die die Daten weitergegeben haben?“

Was passiert später mit den ganzen Daten?

Jedoch wissen Nutzer oftmals nicht, was genau mit ihrer Telefonnummer passiert, wenn sie diese an Facebook weitergeben. Im privaten Umfeld mag sich so ein Feature ja mitunter als nützlich erweisen. Freunde findet man somit schneller. Doch hier, im beruflichen Kontext führt dies möglicherweise zu großem Ärger. Vor allem deshalb, weil es keine Vorwarnung für Nutzer gibt, dass dies passieren wird. Dieser Vorfall ist ein Grund mehr, um auch die Weitergabe von Whatsapp-Telefonnummern an Facebook kritisch zu sehen.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.