Videoüberwachung
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Bahnhof Südkreuz: Bahn testet Intelligente Videoüberwachung

Gemeinsames Pilotprojekt von DB, Innenministerium und Bundespolizei: Testen einer intelligenten Videoüberwachung am Bahnhof Berlin Südkreuz.

Ein Pilotprojekt zum Testen einer intelligenten Videoüberwachung startet noch in diesem Jahr am Bahnhof Berlin Südkreuz, wobei der Versuch eine Reihe neuer digitaler Technologien beinhalten soll. Die Kameras können nicht nur Gesichter erkennen, sondern zusätzlich bestimmte Gefahrensituationen automatisiert feststellen, wie typische Verhaltensmuster von Taschendieben. Dabei handelt es um ein gemeinsames Pilotprojekt von Bahn, Innenministerium und Bundespolizei, berichtet der Tagesspiegel.

Deutsche Bahn will Videoüberwachung in Berlin testen

Hinter der Technik stehen zwei maßgebliche Entwicklungen der vergangenen Jahre: Zum einen die automatisierte, inhaltliche Auswertung von Bildern und Filmen sowie andererseits die automatisierte Mustererkennung menschlicher Verhaltensweisen.

Die Kamera wird demnach in der Lage sein, durch eine Gesichtserkennung Menschen herausfiltern, die auf einer Liste von Verdächtigen gespeichert sind. Allerdings sollen ihre Fähigkeiten noch weit darüber hinausgehen. Sie registriert abgestellte Gegenstände, wie Koffer oder Pakete, die man längere Zeit nicht bewegt hat. Zudem soll die Videoüberwachung das typische Verhalten von Taschendieben erkennen. Auch bei der Bekämpfung von Graffiti erhoffen sich die Projektpartner künftig dadurch mehr Erfolge. In all diesen Fällen wird die Kamera einen automatischen Alarm auslösen, als Zeichen für die Bundespolizei zum sofortigen Einschreiten. Auch muss man die Aufnahmen nicht ständig auswerten.

Die im Jahr 2006 eröffnete Station des Bahnhofs Berlin Südkreuz ist relativ übersichtlich und damit gut geeignet für das Projekt. Der Bahnhof ist mit rund 100 000 Besuchern „nur“ der drittgrößte der Stadt. Derzeit gibt es am Bahnhof Südkreuz etwa 80 Videokameras. Zu Beginn sollen Hinweisschilder auf das Projekt aufmerksam machen und einige Testpersonen werden potenzielle Gefahrensituationen nachahmen. Mit diesen Tests wird sich zeigen, wie gut die die Erkennungsfähigkeiten des Systems funktioniert. Im Alarmfall wäre dann ein Signalton über die Bahnhofslautsprecher denkbar. Ein Starttermin für die Tests ist allerdings noch offen.

Teil des Maßnahmenpakets zur inneren Sicherheit

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte bereits im vergangenen August den Einsatz automatisierter Gesichtserkennung an Bahnhöfen und Flughäfen angekündigt, wobei die Ausweitung der Videoüberwachung Teil eines Maßnahmenpakets zur inneren Sicherheit ist, das erst kürzlich vom Bundesrat durchgewunken wurde.

Die Deutsche Bahn will innerhalb der nächsten drei Jahre insgesamt 95 Millionen Euro in die Videoüberwachung investieren. Derzeit werden von ihr rund 6000 Videokameras an mehr als 900 Bahnhöfen betrieben. Weitere 27.000 Kameras wären in Zügen des Nah- und S Bahnverkehrs installiert. Einen 2016 festgestellten Rückgang an Straftaten in Bahnhöfen und Zügen führte das Unternehmen auch auf die verstärkte Videoüberwachung zurück.

Datenschützer skeptisch

Die Bedenken der Datenschützer hat diese neue Technik allerdings noch nicht beseitigt. Vor allem die Gesichtserkennung bei der Videoüberwachung ist umstritten. Hierbei speichert man persönliche Daten. Wenn die Anlagen auch noch vernetzt sind, lassen sich später Bewegungsabläufe registrieren. Hier hat das Bundesverfassungsgericht enge Grenzen vorgegeben. Auch die Berliner Datenschutz-Beauftragte Maja Smoltczyk äußerte ihre Zweifel auf Nachfrage der Berliner Morgenpost: „Sobald mit intelligenter Videotechnik personenbezogene Daten verarbeitet werden, müssen wir uns das im konkreten Fall sehr genau anschauen“, meinte sie.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.