Digitaler Assistent: Cyberguide
Digitaler Assistent: Cyberguide
Bildquelle: nejron, Lizenz

Cyberguide: digitaler Assistent behilflich im Kampf gegen Cybercrime

Mit Cyberguide setzt die Polizei Niedersachsen auf Software-Einsatz zur Bekämpfung von Internetkriminalität schon bei der Anzeigenaufnahme..

Um mit den schnellen Entwicklungen bei Cybercrime Schritt zu halten und entsprechend zügig darauf zu reagieren, kommt künftig bei der Polizei Niedersachsen ein digitaler Assistent zum Einsatz. Sich häufende „Deliktsvarianten und Tatbegehungsweisen“ in diesem Bereich bedingen eine Unterstützung der polizeilichen Einsatzkräfte durch den „digitalen Kollegen“ Cyberguide. Der Einsatz soll in erster Linie Beamte bei der Anzeigenaufnahme unterstützen. Darüber informierte das Niedersächsische Mininsterium für Inneres und Sport.

Bereits seit Jahren zeichnet sich ab, dass immer mehr Bürger von Cybercrime betroffen sind. Gerade im vergangenen Jahr verzeichnete man einen erneuten Anstieg um über 6 Prozent auf fast 50.000 Fälle. Betrüger locken mit einem großen Spektrum an Straftaten, wie Abo-Fallen, Call-Center-Betrug, CEO-Fraud, DDoS-Angriffen oder Ransomware, immer häufiger Opfer in die Falle. Neue Phänomene und Begehungsweisen wären dabei an der Tagesordnung. Durch den Cyberguide-Einsatz will man dieser Entwicklung bereits bei der Anzeigenaufnahme entgegenwirken.

Pilotprojekt erwies sich als hilfreich bei künftigem Einsatzgebiet, der Anzeigenaufnahme

Mit Cyberguide will man schon anfängliche Ermittlungsmaßnahmen effizienter und zielgerichteter gestalten. In der Polizeidirektion Braunschweig entwickelt und erprobt, kam der digitale Assistent zunächst als Pilotprojekt in elf Polizeiinspektionen zum Einsatz. Seit dem 10. 05. 2022 ist er nun landesweit im Einsatz. Bei der Vorstellung als „komfortabel und intuitiv zu bedienen“ beschrieben, soll der digitale Assistent die Polizei Niedersachsen „durch geschickte Fragestellungen und eine integrierte Lotsenfunktion“, besonders während der Anzeigenaufnahme unterstützen. Schilderungen der Opfer von digital begangenen Straftaten soll er dabei „möglichst präzise und ohne Zeitverlust“ erfassen.

Per Frage- und Antwortmodus könne Cyberguide dazu beitragen, „die wichtigen Informationen so genau wie möglich und so umfangreich wie nötig zu erfragen“. Dabei ordnet er „die Antworten, erstellt Dokumente und überführt die erforderlichen Informationen in das polizeiliche IT-System“. Sowohl für die Ermittler, als auch für die Zeugen und Anzeigenerstattenden erstellt er zudem „individuelle Handreichungen über das weitere Verfahren“.

Boris Pistorius, Niedersächsischer Minister für Inneres und Sport, würdigt den Cyberguide-Einsatz

„Die Verfolgung von Straftaten im digitalen Raum bleibt eine der größten Herausforderungen für die Polizei, das belegt auch die Entwicklung der Kriminalstatistik. Der Modus Operandi ändert sich in diesem Deliktsfeld praktisch täglich. Um mit dieser Entwicklung Schritt halten zu können, steht der Polizei Niedersachsen jetzt ein neuer digitaler Assistent zur Verfügung – der ‚Cyberguide‘. Durch dieses Tool und ggf. noch weitere Assistenten entlasten wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei. Gleichzeitig verbessern wir die Qualität ihrer Arbeit damit noch weiter. Bemerkenswert an diesem Projekt ist vor allem, dass es eine Innovation aus dem Kreis der Polizei ist. Darüber freue ich mich ganz besonders. Wenn Kriminelle die Vorteile der digitalen Welt nutzen, müssen auch wir kreative und fortschrittliche digitale Verfahren entwickeln, um besser ermitteln zu können.

Der Kampf gegen immer komplexere Straftaten im digitalen Raum fordert die Polizistinnen und Polizisten seit Jahren zunehmend. Mit dem ‚Cyberguide‘ wird die Bearbeitung dieser Verfahren schon bei der Aufnahme der Anzeigen deutlich präziser und damit auch erfolgversprechender.“

Entwicklung stammt aus Polizeidirektion Braunschweig

Roger Fladung, Polizeivizepräsident der Direktion Braunschweig, ergänzt:

„Dieser zukunftsweisende, innovative Assistent ist eine Idee und Entwicklung von Ermittlerinnen und Ermittlern aus der Polizeidirektion Braunschweig, die mit ihrem Engagement eine für die professionelle Ermittlungsarbeit und die bürgernahe Beratung und Begleitung von Geschädigten von Cyber-Straftaten hervorragende Unterstützung geschaffen haben. In einem Schnellverfahren passt sich hierbei der digitale Assistent veränderten Tatbegehungsweisen an und ergänzt die wichtigen ‚richtigen‘ Fragestellungen bei der Anzeigenaufnahme. Ein bemerkenswertes Potenzial, die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten in unterschiedlichsten Aufgabenfeldern optimal zu unterstützen.“

Projektverantwortlicher Alexander Eckert führt dazu aus:

„Je besser die Qualität einer Anzeige ist, desto besser sind auch die Aufklärungschancen“.

Mögliche Sofortmaßnahmen leiten sich infolge gerade aus ersten Angaben her. Rückholungen nicht autorisierter Kontoabbuchungen können beispielsweise dadurch noch greifen. Die Ermittler erhoffen sich von dem Projekt, dessen Kosten sich auf ca. 200.000 Euro beziffern, dass aufwendige Nacharbeit entfällt, wenn „wertvolle „flüchtige Daten“ wie beispielsweise IP-Adressen häufiger gesichert werden können, um sie in Strafverfahren nutzbar zu machen“. Schon jetzt gibt es Anfragen für einen Cyberguide-Einsatz aus anderen Bundesländern an das Projektteam.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.