Das Web ist voller Artikel, für die man bezahlen soll. 12ft.io ist dazu in der Lage, einige aber bei weitem nicht alle PayWalls zu umgehen.
Wer schon einmal auf eines der vielen kostenpflichtigen Angebote im Web gestoßen ist, dürfte sich über 12ft.io freuen. Damit kann man einige aber nicht alle Bezahlmodelle umgehen. Zugegeben. Ganz neu ist das Portal nicht.
12ft.io als Webseite, Browser Add-On oder iOS Shortcut
Der Autor von 12ft.io nennt sich bei Twitter Thomas Millar. Zumindest seine Browser-Erweiterung ist im Grunde nichts weiter als eine Werbeveranstaltung für die kostenpflichtige Version. Den Zugang zu 12ft Pro veräußert Millar zum Preis von 12 US-Dollar jährlich. Das Bezahlmodell der Verlage, was er einerseits kaputt macht, baut er mit seinem Add-On andererseits wieder auf. Clever! Zumindest kann man Millar keinen mangelnden Geschäftssinn nachsagen.
Wer die Einstellungen seines iPhones ändert, kann Millars Programm seit Anfang des Jahres auch als Shortcut auf iOS laufen lassen. Hier ist die englischsprachige Anleitung dazu verfügbar.
Nutzung des Portals umsonst
Im Gegensatz zur Chrome-, Firefox-, Safari- oder Brave-Browser-Erweiterung ist zumindest die Web-Version des Tools frei verfügbar. Der PayWall-Knacker tut aber im Prinzip nichts anderes, als den Inhalt von Google Cache anzuzeigen. Das kann man selbst tun. Das wäre aber nicht so simpel beziehungsweise bequem, als dafür 12ft.io zu nutzen.
Wer den Messenger Telegram einsetzt, kann dafür alternativ die hauseigene Schnellansicht in Anspruch nehmen, doch auch das ist kein Allheilmittel im Kampf gegen Bezahl-Schranken!
Viele deutschsprachige News-Portale geschützt
Bei einigen US-amerikanischen Websites außer dem WSJ klappt das Online-Tool prima. Bei vielen deutschsprachigen News-Portalen bekommt man mit oder ohne 12ft.io leider keinen einzigen Buchstaben mehr Content angezeigt. So haben beispielsweise die Techniker von Spiegel Online, von Bild+ oder bei SZ Plus vorgesorgt. Sie verhindern das ungewollte Auslesen von Artikeln.
Moralische Aspekte von 12ft.io
Einen Versuch ist die Nutzung allemal wert. Ob die Aufhebung der Bezahlschranke im Anbetracht der anhaltenden Krise der Verlagsbranche moralisch vertretbar ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt Papier. Tarnkappe.info hat ja nun auch schon alle möglichen Varianten zur Monetarisierung durchprobiert und können ein Lied davon singen, wie schwer es ist, Menschen dazu zu bekommen, auch nur einen Cent für Informationen zu bezahlen. Oder dazu, ausnahmsweise für uns ihren Werbeblocker auszuschalten.
Thomas Millar gibt den Nutzern seines Tools die Ausrede an die Hand, aufgrund der strikten SEO-Vorgaben von Google sei viel Content im Web nichts weiter, als wertloses Marketing-Material. Woanders müsse man sich erstmal zwingend bei einem Newsletter eintragen, um im Internet eine Antwort auf eine Frage zu erhalten. Das mag zwar beides stimmen, das ändert aber nichts an der anhaltenden Problematik von Content-Erstellern.
Finanziell noch schlechter gestellt sind oftmals die Autorinnen und Autoren und eben nicht den Firmen, die ihr geistiges Eigentum in klingende Münze verwandeln. Am Dilemma der Medienbranche kann 12ft.io natürlich nichts ändern. Dafür dürfte zumindest die Pro-Version dem Programmierer selbst den einen oder anderen Dollar in seine Tasche spülen.
Was meint ihr? Ist die Nutzung dieses Tools echt ein Grund für ein schlechtes Gewissen? Oder ist euch das sowieso egal, woher der Content kommt und wie das alles finanziert werden soll !?
Tarnkappe.info