Vodafone in Düsseldorf
Vodafone in Düsseldorf

Serienstream.to: Reaktionen auf Vodafones DNS-Sperre von BS.to etc.

Vodafones Netzsperren der illegalen Serien-Portale Burning Series, Serienstream.to & Co. rufen im Netz einige heftige Reaktionen hervor.

Vodafones Netzsperren der Serien-Portale Burning Series und Serienstream.to rufen einige heftige Reaktionen hervor. Der Branchenverband BITKOM, der Verein Digitalcourage und die Betreiber von S.to melden sich zu Wort.

Wir haben gestern exklusiv darüber berichtet, dass seit dem vergangenen Mittwoch die Kabelsparte von Vodafone ihren Kunden den Zugriff auf die Streaming-Portale Burning Series (bs.to) und Serienstream (s.to) verwehrt. Vodafone versucht damit die illegale Verbreitung der Sky-Serie „Das Boot“ einzudämmen.

Im Gegensatz zu den bisherigen Verfahren war es vonseiten der Rechteinhaber nicht nötig, die Sperre per einstweiliger Verfügung einzuklagen. Offenbar ist Vodafone der verlorenen Verfahren überdrüssig. Das Unternehmen hatte bereits versucht, die Sperre von Kinox.to und der Library Genesis zu verhindern. Allerdings blieben die Versuche ohne jeden Erfolg. Deswegen gab uns der Vodafone-Pressesprecher gestern bekannt, man habe den eigenen Kunden ihren Zugang aufgrund des BGH-Urteils „Dead Island“ einschränken müssen. Man darf getrost davon ausgehen, dass dieser Entscheidung viele weitere Sperren folgen werden. Allerdings könnte es sein, dass andere Internet-Provider streitlustiger sind. Damit wäre für die Rechteinhaber der zeitliche und vor allem finanzielle Aufwand deutlich größer.

Serienstream.to: Die Sperren sind ein Unding!

serienstream.toReddington, einer der Admins von Serienstream.to (s.to), schrieb uns im Verlauf der letzten Nacht:

„Wir beobachten die Situation im Moment sehr kritisch und prüfen verschiedene Möglichkeiten. Da dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist, können wir hierzu leider keine weiteren Angaben machen.

Grundsätzlich ist es schon ein Unding, dass Internetprovider bei solchen Sperren ohne Vorwarnung oder einer direkten Bestätigung in Form einer kurzen E-Mail sämtliche Inhalte einer Website blockieren, nur weil auf einer Unterseite Links zu externen Speicherdiensten / Hostern integriert sind, über welche man eine TV-Serie ansehen kann (die übrigens mit einer Million Euro von der EU gefördert wird). Solche Zensur-Maßnahmen haben weitreichende Folgen und schränken die Freiheit im Internet auf Dauer immer weiter ein.

Viele Grüße! Reddington.“

Digitalcourage: Mafiosi-Methoden statt einer lebenswerten digitalen Welt

padeluun, Gründungsvorstand von Digitalcourage kommentierte die Sperre von Serienstream.to.

„Eine Gesellschaft, die nicht schafft, friedlich digitalen Handel miteinander zu treiben, wird sich wie Mafiosi verhalten müssen. Die Maschinenpistolen dieser Mafiosi sind Gerichte und schwülstige Verfügungen. Solange Gerichte in diesem trüben Gefilde mitspielen, werden die Mafiosi ihr Verhalten nicht ändern, denn anscheinend lohnt sich so ein Verhalten sogar. Eine lebenswerte digitale Welt werden wir so nicht erreichen.“

Netzsperren überzogen: Kollateralschaden zu groß!

serienstream.toBitkom-Sprecher Christoph Krösmann teilte uns mit, der Branchenverband könne sich zum konkreten Fall nicht äußern. Allerdings habe sich seine Kollegin Judith Steinbrecher, Bereichsleiterin für Urheberrecht, kürzlich allgemein zum Thema Netzsperren ausgelassen:

„Grundsätzlich sind Netzsperren als Maßnahme gegen Urheberrechtsverstöße überzogen. Die Interessen von Rechteinhabern sind zwar legitim, die Einschränkung der Freiheitsrechte der Internetnutzer kann aber wenn überhaupt nur letztes Mittel sein. So hat es auch der Bundesgerichtshof noch jüngst bestätigt. Auch auf Basis der EU-Enforcement-Richtlinie sind solche Maßnahmen laut EuGH nur dann mit EU-Recht vereinbar, wenn die Sperrmaßnahmen eine hinreichende Effektivität haben.

Sperrmaßnahmen (gegen Serienstream.to etc.) durch Accessprovider sind im Allgemeinen aber nicht hinreichend effektiv. Die allgemein bei Sperrmaßnahmen diskutierten Methoden wie DNS-, Port-, IP-, Content-, und URL-Sperren haben allesamt gemein, dass sie einerseits leicht zu umgehen sind und andererseits die Gefahr des Missbrauchs oder „Overblockings“ mit sich bringen, also auch legale Inhalte als Kollateralschäden mit zu sperren. Aus Sicht des Bitkom sollten stattdessen legale Angebote gefördert und illegalen Anbietern die finanziellen Anreize genommen werden. Notwendig ist zudem eine stärkere internationale Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden, da viele illegale Anbieter ihren Sitz im Ausland haben.“

 

Das kam noch per Twitter als Reaktion rein:

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.