Spiegelbest spekuliert, dass der Hoster der Boerse.bz von deutschen Rechteinhabern unter Druck gesetzt worden ist. Oder von der GVU, oder?
Die Aussperrung der Boerse.bz liest sich in Stellen wie ein Thriller. Der Betreiber soll bei der GVU von einem Mitstreiter angeschwärzt worden sein. Und dieser gefürchtete Dienst schreitet nun zur gefürchteten Verfolgung. Darauf soll sich der Betreiber der Boerse ins Ausland abgesetzt haben, wo seine Konten bereits ansässig sind.
Boerse.bz: ausgeschlossen, selbst abgeschossen
Ein neuer Pass, ein falscher Bart, ein Grenzübertritt im Schutz der Nacht, stolperige Alpenpfade über eine nur gedachte Schweizer Grenze. In der Ferne Suchscheinwerfer und das Gebell bundesdeutscher Katastrophenhunde. Von Internetcafé zu Internetcafé geleitet, um Kontakt zu den Getreuen zu halten. Underground in Schweizer Franken quasi.
Steht mir – Spiegelbest – auch eine solche Flucht bevor? (Die Schweiz kann sehr ungnädig sein, wenn ein Schutzsuchender dort ohne ansässige Konten auftaucht.) So bin ich erleichtert, dass die Flucht in die Schweiz eine Geschichte ist, mit der sich die GVU wieder ins Gespräch bringen will. In der Tat kann sich nur ein paramilitärischer Presseoffliner eine solche Flucht ausdenken.
Ich erkläre ihm also mal, wie es in der Szene (und im Netz) läuft.
Ich kündige meinen Abschied durch einen fremden Nick an. Dieser böswilligen Spekulation trete ich – Spiegelbest – entschlossen dementierend entgegen. So lange, bis alle Nutzer mitbekommen haben, dass etwas im Gang ist. Dann bedankt sich mein neuer Nick bei Spiegelbest für die geleistete Arbeit und die Freude und den Spaß und all das. Und weg ist Spiegelbest. Here comes New Nick! So wie Otto von Torboox nach dem Nickwechsel auch wieder mitten unter uns ist ;)
Keine Vergleiche mit kino.to, bitte!
[Und jetzt kommt mir nicht mit Kino.to! Der damals verhaftete ‚Betreiber‘ war ein Strohmann, ein Würstchen von einem arbeitslosen Fliesenleger, der in seiner Sozialwohnung eine Serverfarm zu betreiben hatte. Produziert mal in eurer Wohnung monatliche Stromkosten von ein paar tausend Euro, dann habt auch ihr schnell Besuch vom Drogendezernat!]
Lassen wir die Geschichte mal Geschichte sein. Bezeichnen wir sie als das, was sie ist: Szenelatein, Selfpublishing!
Fakt ist, dass die Aussperrung – die ja eigentlich eine Umleitung auf den hauseigenen VPN ist – niemals gelingen kann. Fakt ist, dass der Betreiber erfahren genug ist, dies zu wissen. Wir können also davon ausgehen, dass er sehr plötzlich unter Druck geraten ist. Durch Gerüchte über ihn, die seit 2010 (!!) umlaufen!? Durch die Löschung von prominenten Uploader-Accounts bei den OCHs!? (Dies ist in der Tat existenzbedrohend für ein solches Board, läuft aber seit Ende 2013.)
Es gibt für mich nur ein Szenario, das den Betreiber der Boerse so urplötzlich unter Druck gesetzt haben kann: Die deutschen Rechteinhaber haben sich den Hoster von Boersebz vorgenommen und ihm die dunkelgelbe Karte gezeigt, falls seine Großkunden weiterhin die in Europa und sehr bald auch in Rumänien geltenden Gesetze gewerbsmäßig brechen.
Sieht jemand eine andere Möglichkeit? Es würde erklären, dass die Boerse deutsche IPs aussperrt, um kurzfristig Goodwill zu zeigen. Es würde erklären, dass sie ihre Nutzer mit der Brechstange auf HIDE umleiten, um schnell noch Kasse zu machen, denn langfristig wäre eine solche Boerse in ihren Augen natürlich nicht lebensfähig. So weit, so gut, so plausibel.
Lustig wird die Geschichte aber, wenn wir sie weiter denken. Was ist denn mit den anderen Boards wie MyG oder Lul.to? Nicht nur die Boerse verlässt sich darauf, dass ihre Hoster in Osteuropa des Lesens unkundig sind und Abuses direkt an die Kunden weiterleiten. Das war der Deal. Kann es sein, dass deutsche Rechtsanwälte das Risiko der Spamabwehr für die bekannten Hoster nun deutlich erhöht haben?
Frage: Wenn die Mutti Boerse.bz von deutschen Rechtsanwälten erfolgreich off genommen wurde – war es das?
Tarnkappe.info