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Bildquelle: Amy Syiek, Lizenz

Streaming-Dienste: mehr legale Anbieter = mehr Piraterie

Laut einer Umfrage würde sich der Anteil der britischen Schwarzseher verdoppeln, wenn noch mehr legale Streaming-Dienste online gehen würden.

Mehr ist nicht automatisch besser. Laut einer aktuellen Umfrage aus Großbritannien würde sich der Anteil der Schwarzseher wahrscheinlich mehr als verdoppeln, sollten noch mehr legale Streaming-Dienste an den Start gehen. Der Wechsel wird zumeist mit den hohen Gebühren der legalen Dienste begründet.

Umso mehr legale Streaming-Dienste, umso mehr Schwarzseher

Der Vergleichsdienstleister Broadband Genie hat vor kurzem in Großbritannien eine Umfrage durchgeführt. 18% der befragten Streaming-Nutzer geben unumwunden zu, nebenbei auch die Dienste von Piratenseiten in Anspruch zu nehmen. Ihnen erscheint das Angebot ihres legalen Dienstes nicht umfangreich genug, oder aber sie wollten damit für noch mehr Abwechslung sorgen. 14 der 18% nutzen nur selten illegale Anbieter, vier Prozent tun dies häufig. Gemeint sind nicht nur offensichtlich rechtswidrige Kinoportale, sondern auch der Bezug der Filme und Serien per P2P, Sharehoster, Usenet etc.

Der Preis macht den Unterschied

Sollte es künftig noch mehr legale Streaming-Dienste geben, würde der Anteil auf 37% ansteigen. Die meisten Befragten begründeten ihre Entscheidung mit der Fragmentierung des Marktes und den hohen Kosten der legalen Dienste. Viele Inhalte werden bei Amazon Prime, Netflix und demnächst bei Disney exklusiv angeboten. Wer wirklich alles sehen will, muss tief in die Tasche greifen. Umgerechnet 16,80 Euro geben die Briten im Durchschnitt derzeit pro Monat für ihren Filmkonsum aus. Etwas über 11 Euro sehen die meisten Teilnehmer der Umfrage als idealen Wert der Gebühren an. Immerhin 63% antworteten, dass sie trotz einer größeren Fragmentierung des Marktes ausschließlich zu legalen Anbietern greifen würden.

Schwarzseher gerne bereit, Geld für VPN-Nutzung zu investieren

KN Addon CaretakerInteressanterweise sind die Personen, die zu den Angeboten aus dem Graubereich greifen wollen, gerne dazu bereit, zusätzliches Geld für einen VPN-Anbieter zu investieren. 60% der künftigen Piraten wollen einen VPN dazwischen schalten, um ihre digitalen Spuren zu verwischen. 18% lehnen dies ab. 22% wissen hingegen noch gar nicht, was ein VPN ist.

Die Umfrage zeigt auf jeden Fall, dass man deutlich mehr Konsumenten nur dann zu Kunden machen kann, wenn alle Inhalte bei einem zentralen Ort verfügbar wären. Dazu kommt, dass den meisten Zuschauern die Preise für die bestehenden Streaming-Dienste schlichtweg zu hoch sind. Bestellt man sein Abonnement nur bei einem Dienst, kann man nur einen Teil des Programms sehen. In Großbritannien würden es viele Menschen vorziehen, den Preis eines Abos in ihren VPN-Anbieter zu investieren, statt deutlich mehr für den legalen Konsum zu bezahlen. Wenn die Zersplitterung der Dienste weiter fortschreitet, wird es auch mehr Menschen geben, die Piratendienste nutzen, um nichts verpassen zu müssen.

Markt für Streaming-Dienste immer unübersichtlicher: gute Voraussetzungen für Piraten

Natürlich wird es für Spielfilme und Serien sobald keinen zentralen Anlaufpunkt geben, weder jetzt noch in naher Zukunft. Von daher wird sich die Urheberrechtsproblematik wahrscheinlich noch weiter verschärfen. Dass sich der Markt in Großbritannien weiter aufteilt, daran gibt es keinen Zweifel. Im Oktober wird Apple TV+ eingeführt, Disney+ zieht irgendwann im Laufe des nächsten Jahres nach. Zudem haben die US-Dienste HBO Max und Hulu ihre Markteinführung im Vereinigten Königreich anvisiert. Dazu kommen noch die geplanten Anbieter Peacock (NBC) und Britbox der BBC, die spätestens bis Ende dieses Jahres ans Netz gehen wollen. Die Umfrage zeigt auch, dass viele Nutzer genervt sind, weil sie ständig unterschiedliche Apps für ihren Fernsehkonsum nutzen müssen. Oder aber, weil sie bei dem Dschungel an Programmen längst die Übersicht verloren haben.

IPTVWer sich für weitere Details interessiert: Der Blogeintrag der Umfrage von Broadband Genie zum Thema Streaming-Dienste vs. Piraterie ist hier verfügbar.

Beitragsbild Adam Bignell, thx! (unsplash licence)

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.