Glücksspiel
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Laut Bevölkerungsumfrage ist iIllegales Online-Glücksspiel weit verbreitet

Ergebnis einer Umfrage; Ein Drittel hat im vergangenen Jahr an einem Online-Glücksspiel teilgenommen, fünf bis sieben Prozent wussten, dass es illegal ist.

Die Löwen Entertainment GmbH – ein deutscher Hersteller von Geldgewinnspiel-Geräten – hat bei der smartcon GmbH eine Umfrage in Auftrag gegeben. Demnach hat mehr als ein Drittel der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten im Internet an einem illegalen Glücksspiel um Geld teilgenommen, jedoch nur fünf bis sieben Prozent wussten, dass Online-Glücksspiele zumeist illegal sind.

Glücksspiel ist in Deutschland weit verbreitet

Gemäß aktuellem Glücksspielstaatsvertrag ist Online-Glücksspiel in Deutschland verboten. Der Staatsvertrag sieht keine bundesdeutschen Online-Casino Lizenzen vor. Einzig sind einige Ausnahmen mit einer Lizenz aus Schleswig-Holstein beschränkt auf dieses Bundesland zugelassen. Wer sich also am Online-Glücksspiel beteiligen möchte, für den ist die rechtliche Situation nicht eben einfach zu überblicken. Online-Spieler setzen sich folglich solchen Risikiken aus, wie sich strafbar zu machen und auf unseriöse Anbieter hereinzufallen. So genießen sie auch keinen Schutz, wenn z.B. erziehlte Gewinne nicht ausgezahlt werden.

In Deutschland sind weitgehend die Bundesländer für die Regulierung von Lotterien, Sportwetten oder Kasinospielen zuständig. Für die meisten Glücksspiele gilt also ein staatliches Monopol. Eine Reform des seit Jahren umstrittenen Glücksspielstaatsvertrages hatten die Ministerpräsidenten der Länder im Oktober letzten Jahres zwar beschlossen, wie für die Vergabe von Sportwetten-Lizenzen, jedoch zu den boomenden illegalen Online-Angeboten hieß es nur unverbindlich, man wolle dagegen vorgehen. Die Neufassung soll ab 2018 gelten.

Auch bei der EU-Kommission stoßen die deutschen Glücksspielregeln regelmäßig auf Kritik. So hält die EU-Kommission die Gesetzesnovelle für unzureichend, in Bezug auf die Sportwetten spricht sie von «eventuellen Widersprüchen» und mit Blick auf die illegalen Online-Kasinos wäre das zudem «keine tragfähige Lösung».

Diese Situation spiegelt sich auch in der repräsentativen, aktuellen Umfrage wider. Es wurden 1.004 Online-Interviews im Zeitraum vom 25.-31. Januar 2017 mit einer durchschnittlichen Interviewdauer von 4,3 Minuten durchgeführt. Eine Auswertung ergab, dass mehr als ein Drittel der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten im Internet an einem illegalen Glücksspiel um Geld, Poker/Black Jack/Baccara, Roulette oder einem Automatenspiel teilgenommen hat. Allerdings wussten nur fünf bis sieben Prozent, dass Online-Glücksspiele zumeist illegal sind. Alle anderen sind überzeugt, dass Online-Glücksspiele entweder grundsätzlich erlaubt oder nur noch nicht staatlich geregelt sind. Somit ist den wenigsten Internet-Spielern überhaupt bewusst, dass Online-Glücksspiele in Deutschland überwiegend verboten sind.

Spieler nutzen Smartphones und Tablet-PCs

50 % der Befragten nutzen neben stationären Geräten auch Smartphone und Tablet, um ihre Geldeinsätze online zu tätigen. Sie setzen dabei Geldbeträge von durchschnittlich 18,42 € pro Spielsession. Obergrenzen für Einsätze und Gewinne sowie feste Gewinnquoten gibt es im unregulierten Reich der Online-Casinos nicht. Zertifizierte und regulierte Spielhallen mit professionellen Spielerschutzkonzepten müssen dagegen schließen. Daher wünschen sich 94 % eine verpflichtende professionelle Alterskontrolle auch für das Online-Glücksspiel. Das wäre vor allem aus Sicht von Suchtexperten eine sinnvolle Maßnahme, die sich aber nur im Rahmen einer Legalisierung und einer bundesweiten bzw. EU-weiten Regulierung umsetzen ließe.

In diesem Sinne argumentierte auch Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU): „Wenn nur etwa jeder zwanzigste Spieler weiß, dass Online-Glücksspiele in Deutschland verboten sind, dann ist das ein Weckruf für die Ministerpräsidentenkonferenz“. Die Regierungschefs der Länder kommen am 16. März zu Beratungen zusammen, wobei auch die Reform des umstrittenen Glücksspielstaatsvertrages eine Rolle spielen dürfte. Beuth wies darauf hin, dass man den Nutzern von Online-Spielen keinen Vorwurf machen könne: «Es liegt an der Trägheit der Länder, dass Spieler – ohne sich dessen bewusst zu sein – in die Illegalität getrieben werden. Spieler können in einem unregulierten Markt nicht effektiv geschützt werden, und den Ländern entgehen zudem erhebliche Einnahmen. Kein Mensch versteht, warum Geldspielgeräte mit einem hohen Marktanteil von mehr als 50 Prozent in Gaststätten und Spielhallen erlaubt sind, obwohl sie das höchste Suchtpotential bergen, aber Online-Poker und Casinospiele weiterhin verboten sind.“

Jugendschutz?

Deshalb habe Hessen vor einem Jahr einen Glücksspielstaatsvertrag vorgelegt, der Online-Glücksspiele unter den strengen Auflagen von Spieler- und Jugendschutz erlaube. „Nötig sei für alle Länder eine zeitgemäße, logische und europarechtskonforme Glücksspielregulierung. Wenn es bis 2019 keine Einigung unter den Ländern geben sollte, wird Hessen ein eigenes Glücksspielgesetz umsetzen“, kündigte Beuth an.

Der Unternehmenssprecher vom Löwen-Entertainment, Daniel Henzgen, gibt zu bedenken, dass dem Verbot von Online-Glücksspiel „Wunschdenken und mangelnder Realitätssinn“ zugrunde liegt: „Das Verbot exportiert Steuereinnahmen und Arbeitsplätze von Deutschland ins Ausland.“ Der Jugend- und Spielerschutz im Internet werde gleich mit abgeschafft.

Bildquelle: blickpixel, thx! (CC0 1.0)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.