Piraten, wohin geht ihr? Der Versuch unseres Gastautors von Downloadern so etwas wie Fairness zu erwarten und was daraus wurde. Ein Kommentar.
Quo vadis, liebe Piraten? Freier, unzensierter, kostenloser Zugang zu Kunst und Werken, das ist eines der Ziele, das mir immer wichtig war und ich unterstützen wollte. Naiv zog ich los, um ein neues Warez-Projekt aufzustellen. Aber mit dem, was dann folgte, hätte ich nicht gerechnet. Ein Kommentar.
Aller Anfang ist schwer!
Lange schon beobachtete ich als „Hacker“ die Warez-Szene mit einer zwiegespaltenen Meinung. Als Freund von freiem Austausch und mit der Meinung, dass Kunst jedem gehört, verband mich immer einiges auch mit den Prinzipien der Warez-Szene. Anderseits empfand ich die Revierkämpfe und Zickereien vieler Piraten als lästig und kindisch.
Kunst und Kultur, Musik, Bücher und Filme, alles das sind wertvolle Güter. Güter, die einen Menschen prägen und bilden können. Musik kann einen herunterziehen oder auch aufbauen, ein Film kann Trost sein, aber auch Ansporn. Noch heute sind Musik, Bücher und Filme ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann. Ein armer Mensch ist dazu verdammt, dumm zu sein, wenn es nach dem Willen der Content Mafia geht. Jeder noch so kleine Cent-Betrag muss abgeschröpft werden, damit die Schlange Gema nicht zubeißt.
Ist das fair und dem 21 Jahrhundert angemessen, dass immer noch die oberste Klasse entscheidet, ob ich mich kulturell bilden kann, oder nicht? Ich denke nein!
Es fing mit einem Bot an
Angefangen hat das Projekt Teletransfer ganz klein, in einer privaten Gruppe. Ich hatte ein Jahr vorher einen kleinen Bot programmiert, der mir passende VPN-Profile gesucht und gesendet hat. Bis dahin gab es schon tausende Kanäle auf Telegram, in denen Dateien angeheftet waren. Dies fand ich spannend, aber auch immer sehr unübersichtlich.
Ich wollte Musik bequem suchen können und am besten auch Bücher, Filme, Musik und Dateien streamen oder downloaden.
Eines Nachmittags saß ich, nach einer Konferenz, allein in Wien in meinem Hotelzimmer. Der Fernseher funktionierte nicht, aber das WIFI war erstaunlich schnell. Langeweile breitete sich aus, denn mein Flug zurück würde erst am nächsten Tag spät abends gehen. Ich saß an meinem Notebook und fing an mir meinen Code nochmals anzusehen. Da fragte ich mich, ob nach über einem Jahr die Dateien immer noch auf den Telegram-Servern gespeichert wären und ob man diese noch downloaden kann.
Ich warf also meinen Python Code an und siehe da, alles war noch genauso vorhanden, wie vor einem Jahr. Das brachte mich auf die Idee, Telegram als einen Filehoster zu nutzen. Und ja, auch für Piraten, nicht nur für mich.
Die niemals endende Geschichte von den Uploadern und den Leechern.
Es dauerte noch ca. acht Tage, dann war die erste Version von TeleTransfer betriebsbereit. Sie war einfach zu nutzen und völlig anonym, keine Logs, keine Spuren und schnelle Transferraten. Sogar das Angeben von Beschreibungen und Titeln musste nicht mehr händisch erfolgen, denn der Bot erfasste die Meta-Daten und ordnete die gesendeten Dateien automatisch in die passende Kategorie ein.
Nach einem Artikel auf der Tarnkappe, kam eine Welle an neuen Nutzern, und anders als ich erwartet hatte, schossen die Uploads in die Höhe. Schnell war die Anzahl an Büchern auf über 50.000 Stück angestiegen und mehr als 70.000 Titel Musik in der Datenbank eingetragen. Aber neben dem Uploadern, die sich immer bemühten und eigene Ideen einbrachten, kam auch die Pest unter den Piraten zu uns, die Leecher.
Eines nachmittags bekam ich von einem User die Anfrage, warum der Bot seit ein paar Stunden so wahnsinnig langsam agieren würde und kaum noch Uploads akzeptierte. Ich loggte mich per SSH auf dem Server ein und stellte fest, dass acht Personen gleichzeitig dabei waren, automatisiert alle E-Books am Stück herunterzuladen. Acht Piraten, die gleichzeitig über 50.000 Ebooks saugten (!!!). Haben die denn keinen Anstand? Oder kein Herz?
Das musste ich verhindern, also wurde eine Registrierung implementiert und die Anzahl an Downloads limitiert.
Regeln sind dazu da, um von Piraten gebrochen zu werden.
Es gab von Anfang an nur wenige Regeln, denn ich glaubte, dass die Nutzer sich fair verhalten würden. Eigentlich waren es nur zwei Regeln:
- keine Pornos oder Erotikas
- keine Pedo-Inhalte.
Verhaltet euch fair und bleibt sachlich. Es dauert nicht mal 48 Stunden, bis mir zum ersten Mal eine Datei auffiel, an der etwas nicht passte. Eine PDF-Datei mit dem Titel Eric Blyton mit einer Größe von 760 MB? Ich lud die Datei herunter und öffnete sie in einem Hex Editor (HxD). Es waren komische Sequenzen in der Datei vorhanden, aber erstmal nichts stark Auffälliges. Nach ein paar Seiten scrollen im Editor, fiel mir aber folgende Zeichenfolge auf: „RAR“.
Ich öffnete Winrar und wählte das PDF aus. Nach einem Rechtsklick und „Archivinhalte anzeigen“, offenbarte der Wolf im Schafspelz seine gesamte Brut. Tausende Porno- Bildchen und -Videos aus dem Pedo-Segment, eines ekelhafter und verstörender als das andere. Und das versteckt in einem Kinderbuch.
Ich suchte nun mit Hilfe von Pattern nach weiteren ungewöhnlichen Dateien und fand tatsächlich über 20 solcher „Archive“, versteckt in Filmen und Büchern, überwiegend für Kinder. Diesen Perversen wollte ich keine Plattform bieten, also implementierte ich Filter und weitere Schutzmechanismen, um zu verhindern, dass mein Bot eine „Drecksschleuder“ wird.
Geiz ist geil, gratis ist am geilsten!?
Ein Bot ist eine Form einer Server-Software. Und diese braucht einen Server, auf der sie betrieben wird. Nach Möglichkeit 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Desto mehr User den Bot benutzen, desto höher muss der Server skaliert werden, damit ein sicherer, schneller und zuverlässiger Betrieb möglich ist. Besonders das Webinterface benötigte eine Menge an Ressourcen bei den steigenden Nutzungszahlen.
Server kosten Geld und Geld muss man verdienen oder als Spenden einnehmen, also entwarf ich mit dem gewachsenen Team eine Strategie. Der Nutzer sollte spezielle Features im Tausch gegen eine Spende erhalten. Über die Höhe der Spende sollte der Nutzer selber entscheiden können: Frei nach dem „Pay what you want“-Prinzip, damit es sich jeder leisten kann. Außerdem sollte man Premium-Zeit erhalten, wenn man etwas hochgeladen hat.
Es dauerte keine zwei Tage, bis sich die ersten User ausgerechnet hatten, wieviel Material sie hochladen müssten, um die nächsten Jahre kostenlos die Premium-Features nutzen zu können. Fairness? Fehlanzeige. Nachhaltigkeit? Ebenso. So kam es wie es unter den Voraussetzungen kommen musste.
Liebe Piraten, alles hat ein Ende!
Alles in allem ist in der Zeit von einem Nutzer gespendet worden, einer von Tausenden. Diesem Nutzer danke ich, denn er hat Fairness bewiesen, nicht nur dem Projekt gegenüber, sondern auch den Menschen dahinter, die sich bemühen, dass ihr bespaßt werdet. Dreistigkeit, Geiz und Unverschämtheit sind der Tod der Projekte und Plattformen.
Es wird euch kostenlos etwas angeboten, und doch habt ihr Ansprüche. Es fallen Sätze wie „Ey, du warst eine halbe Stunde über der Downtime für das Implementieren einer neuen Funktion, was soll die Scheiße? Geht es auch zuverlässiger“.
Es gibt viele, die sich fair verhalten und bemühen, die beitragen und helfen. Aber noch mehr gibt es die giftigen Persönlichkeiten, deren Egoismus im Denken und Verhalten, Projekte und freien Austausch sterben lassen. Ich wünsche mir, dass Ihr mehr an die Sache denkt und Euch an die Anfänge der Szene erinnert. Mehr Respekt und Fairness, weniger Geiz ist geil.
Ich habe keine Lust mehr, meine Freizeit in ein Projekt zu stecken, in dem nicht mal die Kosten getragen werden können von der Gemeinschaft, der Crowd. Ich will aber nicht, dass die Idee stirbt. Darum gebe ich Euch ein Rätsel. Wer das Rätsel lösen kann und mir das Versteckte sendet, erhält den Quellcode und die Datenbanken. Wird das Rätsel nicht gelöst, veröffentliche ich den Sourcecode auf GitHub und lösche die Datenbanken. Dann haben die Piraten halt Pech!
Das Rätsel für Piraten:
Der wie seine beiden Brüder zunächst von der gehörlosen Mutter unterrichtet wurde, besuchte ab dem 10. Lebensjahr eine Privatschule in Edinburgh und ab dem 14. Lebensjahr eine Schule in London.
Er studierte in Edinburgh Latein und Griechisch. Bereits der Großvater Ragbaby beschäftigte sich mit Sprechtechnik, wobei Letzterer, als Professor der Rede- und Vortragskunst, das erste universale phonetische Schriftsystem bzw. eine Lautschrift oder phonetisches Alphabet entwickelte, dass er Visible Speech nannte, weil damit die Laute abgebildet würden.
Der Sohn (Name wird nicht genannt), der in Bewunderung für einen Freund der Familie noch als Kind den Zunamen (…) annahm, wurde mit 17 Jahren Lehrer an der Weston House Academy für Sprechtechnik und Musik in Elgin, Schottland. Während dieser Zeit begannen seine ersten selbstständigen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Akustik.
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Das war’s. Der untere Teil gehört zum Rätsel dazu.
Alle Fotos stehen unter der Pixabay Lizenz, thx!
Tarnkappe.info