Rauswurf, kick it out!
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Bildquelle: Philipp Berg, thx!

kiwifarms.net ohne Lizenz: XenForo kündigte Vertrag

Weil ein langjähriger Hater der Betreibergesellschaft von XenForo Drohmails geschickt hat, kündigte sie kurzerhand Kiwi Farms die Lizenz.

Kiwifarms.net steht ohne Support oder Updates da

Kürzlich teilte Joshua “Null” Moon, der Betreiber und Gründer von Kiwifarms.net mit, dass er keine gültige Lizenz mehr der Forensoftware XenForo besitzen würde. Ein langjähriger Gegner des Forums hatte mehrere Drohmails im Namen der Forenleitung verschickt. Der Empfänger war die XenForo Limited, also der Entwickler der populären Forensoftware XenForo.

In der Folge darf er zwar die bereits im Jahr 2014 käuflich erworbene Software legal weiter benutzen. Doch Joshua Moon werde keinen Support mehr erhalten und man würde ihm auch keine Updates bereitstellen. Bei Sicherheitsupdates werde sich „Null“ bei einem der ihm verfügbaren FTP-Sites bedienen, um das CMS auf einem aktuellen Stand zu halten, schrieb er. Nähere Details dazu werde er aber nicht bekannt geben. Laut Moon habe er selbst keine E-Mails an Xenforo verschickt, die eine solche Reaktion rechtfertigen würde. Schon die Tatsache, dass jemand Drittes immer wieder versucht hat, sie zu ärgern, war für den Hersteller der Forensoftware ausreichend, Kiwi Farms die Lizenz zu entziehen.

Kiwi Farms hat mehrere Selbstmorde zu verantworten

kiwifarms.net logo

Kiwi Farms ist übrigens ein vergleichsweise umstrittenes Forum, deren Mitglieder man dazu ermuntert, gezielt bestimmte Personen zu verfolgen, sie zu trollen oder auf eine andere Art zu belästigen. Die Opfer bezeichnet man als „LOL-Cows“. Also Menschen, die man wie eine Kuh zum eigenen Vergnügen melkt.

In der Folge der Verfolgungen im echten Leben und online, haben in der Vergangenheit bereits drei Personen Selbstmord begangen. Das Forum ist so populär wie kontrovers. Letzten Monat generierte kiwifarms.net deutlich mehr als 64 Millionen Seitenzugriffe!

Dort trifft man sich, um ein Opfer fertig zu machen

In Neuseeland kam es zu Netzsperren von kiwifarms.net, weil sich dessen Betreiber geweigert hat, die Behörden bei der Aufklärung einer im Jahr 2019 erfolgten Schießerei zu unterstützen. Die neuseeländische Polizei hatte Joshua Moon dazu aufgefordert, ihnen die E-Mail-Adressen nebst den IP-Adressen der Nutzer zu übergeben, die bei Kiwi Farms den Link zum Livestream oder zum Manifest der Schießerei gepostet haben. Laut Moon hätten die dortigen Behörden gar nicht das Recht, das von ihm zu verlangen. Man könne nicht einfach jeden einsperren, der diese Videos bei ihm im Forum verbreitet hätte.

Das US-amerikanische Forum Kiwi Farms habe sowieso erhebliche Probleme mit XenForo, führte Null in seinem Posting aus. Es könne seinen Zweck für derart große Webseites wie seine nicht erfüllen, schrieb er. Weil die Nutzer so viele Multimedia-Inhalte verwenden, habe er die Forensoftware sowieso schon umfangreich optimieren müssen. Moon plant die Entwicklung einer eigenen Forensoftware, die auf der Open Source Programmiersprache Rust basieren soll.

xenforo, Antwort auf PResseanfrage, kiwi farms
Antwort eines Mitarbeiters von XenForo auf unsere Presseanfrage.

XenForo will keine Details zum Vorfall erörtern

Wir haben bei Xenforo nach den Hintergründen der gekündigten Lizenz angefragt. Mitarbeiter Paul teilte uns umgehend mit, das Unternehmen fühle sich außer Stande, jegliche Kunden- und Lizenzfragen mit Dritten zu diskutieren. Dies betrifft auch kiwifarms.net. Ihre Lizenz-Bedingungen sollen aber angeblich deutlich hervorheben, unter welchen Umständen eine Lizenz gekündigt werden könne. Beim Thema Kündigung geht daraus aber lediglich hervor, dass man sich das Recht herausnimmt, die Lizenz außer Kraft zu setzen, sofern jemand gegen die Nutzungsbedingungen der Lizenzvereinbarung verstößt.

Gegen was kiwifarms.net konkret verstoßen hat, lässt man offen. Da aber die nervigen E-Mails von einer Person stammen, die offenkundig nichts mit dem Lizenznehmer zu tun hat, stellt sich die Frage, mit welcher Begründung tatsächlich das Vertragsverhältnis beendet wurde.

Drohen weitere Kündigungen?

Da zahlreiche Hacker- und Webwarez-Foren ebenfalls auf Xenforo basieren, könnte sie möglicherweise eines schönen Tages das gleiche Schicksal ereilen. Dafür müsste lediglich ein Hater die Geschäftsführung bzw. die Mitarbeiter der Firma lange genug nerven, bis bei denen erneut der Geduldsfaden reißt. In der Folge wäre auch beim nächsten Forum die Lizenz weg vom Fenster.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.