Dingledine
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Def Con: Tor-Mitgründer Roger Dingledine meint: „Es gibt kein Dark Web“

R. Dingledine hat auf der Def Con richtiggestellt, dass der Anteil des gesamte Traffic aller Hidden Services nur drei Prozent vom Gesamttraffic betrage.

US-amerikanischer Co-Entwickler und Projektleiter des Tor-Netzwerks, Roger Dingledine, kritisiert auf der Def Con die negative Außendarstellung des Anonymisierungs-Netzwerks. Er meint, das Netzwerk würde zu Unrecht oft nur mit illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Tatsächlich spiele es statistisch gesehen keine Rolle, denn der Anteil der Hidden Services wäre nur sehr gering: „Es gibt grundsätzlich kein Dark Web. Es existiert nicht. Es sind nur sehr wenige Webseiten.“, berichtet The Register.

Roger Dingledine behauptet, es gebe kein Dark Web

In jüngster Zeit machten vor allem durch die Existenz und Schließung von illegalen Handelsplattformen, wie Silk Road, AlphaBay, Hansa Market und Co., auf denen oft verbotene Güter die Besitzer wechselten, negative Schlagzeilen die Runde. Betrieben wurden diese über die „Tor Hidden Services“, bekannt für ihre „.onion“-Domains. Tor-Mitgründer Roger Dingledine sieht Tor jedoch zu Unrecht negativ abgestempelt.

Rund zwei Millionen Menschen nutzen das kostenlose Anonymisierungs-Netzwerk „Tor“ täglich, um ihre Privatsphäre zu schützen. Roger Dingledine kam es auf der Def Con in in Las Vegas, der größten Veranstaltungen für Hacker weltweit, darauf an, Irrtümer um das Tor-Netzwerk aufzuklären. Er sieht den Anonymisierungsdienst zu Unrecht als Hilfsmittel krimineller Machenschaften dargestellt und lieferte auf der Def Con Zahlen (PDF). In seinem Vortrag betont Dingledine, dass das Tor-Netzwerk eben nicht, wie viele Menschen annehmen, primär von Drogendealern und Pädophilen verwendet wird, um sich vor den Behörden zu verstecken.

Darknet Shops verursachen nur drei Prozent des Gesamttraffics im Tor-Netzwerk

Tatsächlich betrage der gesamte Traffic aller Hidden Services insgesamt nur drei Prozent vom Gesamttraffic. Die Skala des dunklen Netzes – mit seinen Drogengeschäften, Waffenverkäufen und Kindesmissbrauch – ist unbedeutend, wenn man es in einem größeren Rahmen betrachtet, argumentiert er. Zudem wäre es auch als kurzfristig genutztes Kommunikationsmittel für Terroristen viel zu aufwändig, Tor-Nodes einzurichten. Diese hätten laut Dingledine einfachere Möglichkeiten zur Verfügung.

Das deutet darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der Leute das Tornetzwerk verwenden, um unerkannt öffentliche Webseiten für völlig legitime Zwecke zu durchsuchen und so ihre Identität vor Website-Besitzern zu maskieren. Genutzt würde es somit, um anonym und unbehelligt durch Zensoren, andere staatliche Stellen oder die Werbeindustrie, auf ganz normale Webseiten zuzugreifen. Bewohner von Staaten, wie dem Iran, hingegen sind auf die Anonymisierungsdienste von Tor angewiesen, um überhaupt ohne Zensur surfen und kommunizieren zu können. Für sie ist es laut Dingledine eine Rettungsleine, die einzige Möglichkeit, sicher auf die Online-Dienste zuzugreifen.

Die populärste Onion-Site gehört Facebook

Wenngleich es natürlich dubiose Plattformen gibt, existieren auch reguläre Services, die über den Tor-Dienst einen zusätzlich gesicherten Zugang ermöglichen. Ein legaler Dienst ist sogar ganz vorne in der Statistik. Der am stärksten frequentierte Onion Service wäre die Tor-Version von Facebook. Facebook betreibt seit dem Jahr 2014 einen eigenen Hidden Service als Portal zu seinem sozialen Netzwerk. Man tut dies, um den Zugriff auf den Dienst in Ländern mit Internetzensur zuzulassen. Nach Facebooks eigenen Angaben nutzten bereits vor einem Jahr eine Million Menschen den Dienst monatlich.

Zudem widersprach er Annahmen, wonach Geheimdienste das Netzwerk einfach unterwandern könnten, indem sie eigene Tor-Nodes betreiben. Zwar hätten die Snowden-Dokumente belegt, dass Geheimdienste einen Teil der Relays betrieben. Aber eben nicht genug, um Tor aushebeln zu können. Dingledine gibt an, rund zwei Drittel der Personen persönlich zu kennen. Diese betreiben insgesamt 8000 Relays. Er könne daher ausschließen, dass Strafverfolger oder Geheimdienste die Tor-Infrastruktur erfolgreich unterwandert haben.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.