Gesichtsscan China
Gesichtsscan China

Gesichtsscan in China wird bei Handy-Tarif-Vertragsabschluss zur Pflicht

Laut einer neue Regelung sind für Kunden, die sich für neue Mobilfunkverträge in China anmelden, Gesichtsscans erforderlich.

Am Sonntag, dem 01. Dezember, trat in China eine neue Regelung in Kraft. Demnach werden Gesichtsscans von Kunden bei der Registrierung neuer Mobilfunkdienste erforderlich. Die Gesichtserkennungstechnologie wird nahezu im ganzen Land verbreitet eingesetzt, berichtet die bbc.

Gesichtsscan: im September angekündigt, nun umgesetzt

Im September kündigte das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie die Änderung in einer Mitteilung an die Telekommunikationsbetreiber an. Dieser Schritt sei notwendig, weil „die legitimen Rechte und Interessen der Bürger im Cyberspace geschützt werden sollen“, so die Begründung. Das Vorzeigen des nationalen Personalausweises war, neben dem Anfertigen eines Fotos, bereits bei der Unterzeichnung neuer Verträge für Mobiltelefone usus. Nun erweitert man das Verfahren noch auf den Gesichtsscan, bei Kunden, die neue SIM-Karten kaufen. Damit will man völlig sicherzustellen, dass die entsprechende Person auch der angegebenen ID entspricht.

china staatliche überwachung

Ziel ist die Identifikation aller Internetnutzer

Die Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Vorstoßes der chinesischen Regierung, Regeln durchzusetzen, die sicherstellen, dass jeder das Internet ausschließlich unter seiner „echten“ Identität nutzt. Auf diese Weise gewährleistet man, dass die Regierung alle Mobiltelefonnutzer identifizieren kann. Die meisten chinesischen Internetnutzer greifen über ihre Telefone auf das Internet zu.

Jeffrey Ding: Gesichtserkennung ist „zentralisierter Versuch, alle im Auge zu behalten“

Jeffrey Ding, Forscher für Chinese Artificial Intelligence at Oxford University, gab an, dass China vor anonyme Telefonnummern und Internetaccounts einen Riegel vorschieben will, um sowohl die Cybersicherheit zu erhöhen als auch, um Internetbetrug zu reduzieren. Eine weitere mögliche Motivation bestehe darin, die Bevölkerung dadurch besser zu verfolgen. „Es ist mit einem sehr zentralisierten Versuch verbunden, alle im Auge zu behalten, das ist zumindest angestrebt“, so Ding.

Medien schweigen, Social-Media-Nutzer wehren sich

Bei Bekanntgeben der Vorschriften im September, haben die chinesischen Medien das Thema nicht nicht groß aufgegriffen. Es äußerten jedoch online Hunderte von Social-Media-Nutzern Bedenken hinsichtlich der zunehmenden personalisierten Datenmengen. „Die Menschen werden immer strenger überwacht“, beklagt ein Nutzer der Sina Weibo Microblogging-Website. „Wovor haben sie [die Regierung] Angst?“. Betroffene Bürger und Aktivisten für Datenschutzrechte äußern Bedenken, dass die Richtlinie zum Scannen von Gesichtern zu weit geht.

EFF SurveillanceChina: Gesichtsscan auf dem Vormarsch

Die Gesichtserkennungstechnologie wird in China bereits für eine Vielzahl von Dienstleistungen eingesetzt, darunter auch für finanzielle Zahlungen. Während viele Verbraucher die Technologie angenommen haben, gab es zugleich Kritiken.

Letzten Monat verklagte Guo Bing, Professor für Rechtswissenschaft an der Zhejiang Sci-Tech University, den Hangzhou Safari Park im Osten Chinas, weil er die Inhaber von Saisonkarten dazu genötigt hatte, anstelle wie bisher, Fingerabdrücke zu scannen, nun Gesichtserkennungstechnologie einzusetzen. Laut Guo verstößt dieses Verfahren gegen das Verbraucherschutzgesetz, indem man die Gesichtsmerkmale der Besucher erfasst. Es ist eine der ersten Klagen gegen die Technologie im Land. China Daily berichtet, dass ein Gericht in Hangzhou den Fall verhandeln wird.

Foto geralt, thx!

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.