Trotz der Netzneutralitätsverordnung der EU blockieren einige europäische Internetanbieter nachweislich den Datenverkehr von BitTorrent.
Trotz der Netzneutralitätsverordnung der EU blockieren einige europäische Internetanbieter Datenverkehr von BitTorrent, so zeigt es eine neue Studie.
Als im Jahr 2015 Europas erste Netzneutralitätsregelungen beschlossen wurden, ging man davon aus, dass dies das Ende des Blockierens von BitTorrent Traffic einläuten würde. Die verabschiedeten Regeln sollten sicherstellen, dass man bestimmten Traffic nicht einfach blockiert. Soweit wurde wenig nachgeforscht, ob sich die Anbieter auch an diese Regelungen halten. Nun haben jedoch italienische Forscher eine neue Studie veröffentlicht, welche sich mit dem Thema auseinandersetzt.
Viele Internetanbieter blockieren BitTorrent weiterhin
Valerio Luconi und seine Kollegen Alessio Vecchio und Enrico Gregori fanden in ihrer Studie heraus, dass zahlreiche Internetanbieter weiterhin BitTorrent Traffic nicht gleich behandeln wie anderen Traffic. Damit verstoßen sie gegen die 2015 beschlossenen Regelungen. Für die Studie wurde ein spezielles Programm namens NeutMon verwendet. Mit diesem Tool überprüfte man, ob der Anbieter Datenverkehr des populären Torrent-Clients anders behandelt.
Ablauf der Studie
Die Studie begann mit einer umfassenden Messung, die auf alle neun ISPs abzielte, die über das NeutMon-Tool verfügbar waren, einige in mehreren Ländern. Den Durchsatz von BitTorrent Traffic verglich man anschließend mit dem Durchsatz von regulärem Traffic, um zu sehen, ob daraufhin irgendwelche Änderungen vorliegen. Die Ergebnisse zeigten, dass drei der neun ISPs den BitTorrent-Verkehr stören, der über den Standard-Port 6881 übertragen wird. Daraufhin nahmen die Forscher die Anbieter noch etwas genauer unter die Lupe.
Vodafone geht stark gegen BitTorrent Traffic vor
Nach einem erneuten Test konnte man die zuvor bei dem schwedischen Anbieter Telenor festgestellte Störung nicht replizieren. Bei Vodafone Italien und Vodafone Spanien sieht es jedoch etwas anders aus. Dort blockiert man laut der Studie jeglichen BitTorrent Datenverkehr, der über den Standard-Port 6881 fließt. Nur von ein bis fünf Uhr morgens blockiert man jenen Datenverkehr nicht. Auch auf höheren Ports wurde Traffic des bekannten Torrent-Clients blockiert. Dies führte zu dem Verdacht, dass man hier eine Deep Packet Inspection verwendet. So heißt es von Seiten der Forscher:
Wir können im Allgemeinen bestätigen, dass die Klassifizierung über Deep Packet Inspection erfolgt, da man sowohl bei Verwendung von Port 6881, als auch bei Verwendung eines zufällig hohen Ports immer nur BT mit einem sehr geringen Durchsatz drosselt
Unklar, ob es Änderungen geben wird
Die EU hat zwar Regeln zur Netzneutralität erlassen, es steht jedoch zur Debatte, ob das Blockieren von BitTorrent als Anbieter tatsächlich verboten ist. ISPs dürfen nach wie vor bestimmte Kategorien für „nachvollziehbare“ Netzwerkverwaltungszwecke drosseln, solange man dadurch die Übertragungsgeschwindigkeit verbessern kann. Dies wäre ein legitimes Argument, denn Torrent Traffic kann gut und gerne etwas anstrengend für ein Netzwerk sein. Wann und ob die Anbieter hier tatsächlich etwas ändern werden, steht noch in den Sternen.
Wer sich für die Details interessiert, die komplette Studie kann man hier einsehen.
Foto Akela999, thx!
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