Usenet-Anbieter
Diogo Costa Leite, thx! (CC BY-SA 4.0)

Astraweb, Tweaknews & XS News: drei Usenet-Anbieter im Test

Thema Usenet-Provider. Um etwas mehr Transparenz in den unübersichtlichen Markt zu bringen, haben wir drei große Usenet-Anbieter getestet.

Thema Usenet-Anbieter: In unserem letzten Artikel sprachen wir über die Monopolisierung des Usenet, der insbesondere durch den massenhaften Ankauf alteingesessener Usenetanbieter realisiert wird. Um wieder etwas mehr Transparenz in den verworrenen Markt zu bringen, haben wir drei große Anbieter für kostenpflichtige Usenet-Zugänge getestet. Wir stellen diese und ihr Preis-Leistungsverhältnis kurz vor.

Usenet-Anbieter auf der hellen Seite der Macht

Da die großen Haie wie Giganews und Highwinds, ohne es den Kunden zu kommunizieren, lediglich das technische Backend ersetzen und keinen klaren Hinweis auf den Webseiten dieser Reseller hinterlassen, ist es für den etwas weitsichtigeren Kunden (oder diejenigen, die einen Zweitserver zum Umgehen von DMCA-Löschungen suchen) relativ schwierig, einen unabhängigen Anbieter zu finden.

Doch es gibt noch einige unabhängige Usenet-Anbieter, die einen hochwertigen Service anbieten und (noch) nicht „Teil des Imperiums“ sind. Diese haben wir hier aufgelistet, mitsamt eines kurzen Testberichtes.

1) Astraweb

Astraweb war nicht nur der Anbieter, der vor einem knappen Jahrzehnt den „Retentionkrieg“ einleitete, der zu massiv gesteigerten Vorhaltezeiten führte, sondern auch eine bekannte Größe der Szene. Direkt beim ersten Blick auf die Seite fällt auf, dass man hier scheinbar ein wenig in der Zeit zurückgeblieben ist: Fetzige Grafiken, aufwendig gebaute Landingpages und anderen Schnickschnack findet man hier weniger. Auch einen eigenen Newsreader gibt es hier nicht, der Nutzer muss also selbstständig eine passende Downloadsoftware finden und einrichten.

Dies sollte aber für die meisten Nutzer leicht zu verschmerzen sein. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die Vorhaltezeit bei absolut konkurrenzfähigen 2976 Tagen, also über 8 Jahren liegt (Stand: 9.10.2016) und beständig ansteigt, und bei einer extrem hohen maximalen Downloadgeschwindigkeit (getestet: bis zu 150 Mbits, wahrscheinlich ist sogar mehr möglich).

Sehr ärgerlich: Auch bei diesem Usenet-Anbieter bearbeitet man DMCA-Anfragen relativ schnell. Astraweb gab bereits vor mehreren Jahren unumwunden in einem Forenbeitrag, der mittlerweile leider offline ist, zu, innerhalb von wenigen Minuten oder Stunden Löschanfragen zu bearbeiten. Gerüchten zufolge hatte dies einen derart großen Schwund an Kunden zufolge, dass die Zeit inzwischen wieder bei 1-2 Tagen liegt.

Eine Besonderheit: Wie bei einigen Anbietern der Highwinds-Gruppe sind die Preise auf der Hauptseite nicht mehr wirklich aktuell. Neben einigen Blockpaketen sind auch Flatrates für $14.99 zu finden, die jedoch durch dauerhafte „Sonderaktionen“ um fast 50% unterboten werden können. Diese Rabattlinks finden sich an verschiedenen Stellen im Internet (unter anderem hier). Für nur 8 Dollar gibt es hier unlimitierten Usenetzugang. Solche Preisgestaltungen finden wir dann doch relativ intransparent.

Fazit: Definitiv eine interessante Wahl für Nutzer, die einen Usenet-Anbieter mit unabhängigen Servern suchen. Astraweb betreibt seine Server tatsächlich selbst. Fragt sich nur, für wie lange noch.

2) XS News

theloadguruEin weiterer Vertreter des „Imperiums“ ist XS News, mit einer relativ hohen Zahl an Resellern (laut dieser Seite sind es ganze 21). Allerdings handelt es sich hierbei wenigstens nicht um ein Mitglied der Giganews- oder Highwinds-Gruppe, also ein doch recht guter Teil eines „Mixes“ von Usenetanbietern.

Neben einer zeitgemäßen Webseite gibt es hier verschiedene Pakete, von Block-Accounts bis zu echten Flatrates. 8,20 Euro sind ein angemessener Preis für unbeschränkte Downloads, und auch für kleineres Geld ist man hier gut versorgt, sofern 8, 20 oder 50 Mbits Geschwindigkeit schnell genug sind, was für die meisten deutschen DSL-Kunden völlig ausreicht, um maximalen Speed zu erreichen. Auch einen kostenlosen Testaccount gibt es hier, der jederzeit kündbar ist. Anders als bei anderen Anbietern wie z.B. UseNeXt sind hier auch keine Probleme mit unberechtigten Abbuchungen bekannt, was definitiv ein Vorteil ist.

Unangenehm: Die Vorhaltezeit beträgt bei diesem Usenet-Anbieter lediglich 1100 Tage, älteren Content findet man also nicht mehr auf den Servern. Auch die Limitierung auf 12 parallele Downloadthreads ist für extrem schnelle Leitungen möglicherweise nicht wirklich angemessen, obwohl ein Testbericht auf der Seite behauptet, auch 100 MBit-Verbindungen ließen sich ausreizen. Das lässt sich aber von hier aus nicht nachprüfen.

3) Tweaknews

Nicht der billigste, aber dennoch ein solider Anbieter. Tweaknews verfügt ebenfalls über eigene Server, der einen kostenlosen Testaccount und ein hübsches Backend verfügt. Einen eigenen Newsreader gibt es hier nicht, dafür unterschiedliche Pakete für alles von sehr langsamen bis zu extrem schnellen Breitbandverbindungen. Auch hier sind nur 1100 Tage Vorhaltezeit im Angebot, was von anderen Anbietern um mehr als das Doppelte überboten wird.

Ein Haken: Blockaccounts vermisst man hier komplett. Wer also lediglich seinen Hauptaccount mit einem sogenannten „Fill“ oder „Backupserver“ ergänzen will, ist hier schlecht bedient. Oder aber er muss sich ein weiteres Abo besorgen. Bei Usenetprofis ist Tweaknews trotzdem relativ beliebt. Weitere Informationen zum Vergleichstest der Usenet-Anbieter sind in englischer Sprache hier verfügbar.

Im nächsten Artikel auf Tarnkappe.info geht es dann darum, wie genau das Prinzip der Backupserver funktioniert, und wie man damit auch bereits vermeintlich gelöschte Beiträge doch noch finden kann.

Tarnkappe.info