Rauschgift, Cannabis, Rauschgiftkriminalität
Rauschgift, Cannabis, Rauschgiftkriminalität

Rauschgiftkriminalität in Deutschland das siebte Jahr in Folge angestiegen

Hierzulande gibt es immer mehr Fälle von Rauschgiftkriminalität. Besonders viele Delikte verzeichnete das BKA 2017 mit Cannabis und Kokain.

Das Bundeskriminalamt hat die neue Drogenstatistik für das Jahr 2017 bekannt gegeben. Demnach ist die Rauschgiftkriminalität in Deutschland nun schon das siebte Jahr in Folge gestiegen. Insbesondere bei Cannabis und Kokain. Insgesamt hat sich Zahl der Rauschgiftdelikte um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht.

 

Rauschgiftkriminalität auf dem Vormarsch

Auch der Handel im Internet hat sich als „fester Vertriebsweg“ für Drogen etabliert, wie die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, am Mittwoch in Wiesbaden mitteilten.

So hat man 2017 insgesamt rund 330.580 Drogendelikte registriert. Dies teilten die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, in Wiesbaden mit. Wobei sich der Anteil sowohl beim Drogenkonsum, als auch beim Drogenhandel erweiterte. Die sogenannten konsumnahen Delikte stiegen um 10,1 Prozent auf mehr als 255.000, die Handelsdelikte nahmen um 5,5 Prozent auf mehr als 54.000 Fälle zu. 668 Cannabis-Plantagen stellte die Polizei sicher, zudem 14 Rauschgiftlabore. Die größten Plantagenvorkommen gibt es demnach in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.

Cannabis auf Platz 1

Dem neuen Lagebericht zufolge bleibt Cannabis das mit Abstand am weitesten verbreitete Betäubungsmittel in Deutschland. Beschlagnahmt hat man im vergangenen Jahr insgesamt rund 7.730 Kilogramm. Das sind fast 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Zusammenhang mit Cannabis hat man auch die meisten Straftaten registriert. Insgesamt fast 199.000 Stück. Das ist ein Anstieg um 11,8 Prozent. Aber auch bei anderen Drogen, wie Amphetaminen oder Ecstasy stieg die Zahl der gemeldeten Delikte, besonders stark jedoch bei Kokain. Hier vervierfachte sich die beschlagnahmte Menge im vergangenen Jahr sogar. Dazu trugen vor allem drei große Funde im Hamburger Hafen bei. Zudem haben die Ermittler bei dieser Droge knapp 18 Prozent mehr Straftaten registriert.

Die Polizei stieß bei ihren Ermittlungen auf mehr als 263.000 Tatverdächtige. Die Beschaffungskriminalität dagegen ging um 5,6 Prozent auf 1.732 Straftaten zurück. Weiterhin wurde bekannt gegeben, dass die Zahl der Drogentoten erstmals seit Jahren wieder leicht sank. 2017 starben insgesamt 1.272 Menschen durch Rauschgiftkonsum. Im Jahr 2016 verzeichnete man noch 1.333 Drogentote.

BKA-Chef Münch sieht gleich mehrere Gründe für den erneuten Anstieg der Rauschgiftkriminalität: „Der Zugang zu Drogen ist leicht, und Drogenhandel ist nach wie vor ein lukratives Geschäft.“ So gebe es neben der hohen Verfügbarkeit und dem leichteren Zugang über das Internet auch insgesamt mehr Kontrollen der Sicherheitsbehörden: Bei Drogenstraftaten handelt es sich um ein klassisches Kontrolldelikt, je mehr Ermittler tätig werden, desto mehr Taten werden auch entdeckt.

Zunehmender Online-Handel mit BTM-pflichtigen Stoffen

Münch meint, um Drogen zu ordern, müssten Konsumenten „nicht mehr dunkle Bahnhofsecken aufsuchen.“ Stattdessen kommen die Drogen aus dem Online-Handel mit der Post oder dem Kurierdienst. Im Darknet, aber auch im ganz normalen Bereich des Internets, könnten Käufer fündig werden. Das BKA setze daher auch auf eigene Cyberspezialisten, die auf der dunklen Seite des Netzes ermitteln können, sagte Münch. Der zunehmende Handel im Internet wie auch die internationale Verflechtung des Drogenhandels, in den zudem die Organisierte Kriminalität verwickelt sei, stellt die Ermittler vor besondere Herausforderungen. 2017 wurden insgesamt 2541 Fälle von Rauschgiftdelikten im Zusammenhang mit dem Internet erfasst, ein Viertel mehr als im Jahr davor. Allerdings geht man hier auch von einer großen Dunkelziffer aus.

Zwei der zu diesem Zeitpunkt größten Darknet-Marktplätze für Rauschgiftkriminalität haben die Behörden Mitte 2017 abgeschaltet. Eine der illegalen Plattformen hatte rund 200.000 Nutzer, darunter 40.000 Verkäufer. Kaufangebote, wie Legal- High-Drogen, im allgemeinen Bereich des Internets sollten Käufern suggerieren, dass es sich nicht um sonderlich gefährliche Substanzen handele, sagte Münch. Sie werden lediglich als Räuchermischungen im Internet vertrieben. Die 75 Todesfälle nach Konsum derartiger Drogen allein im vergangenen Jahr zeigten aber. „Die Wirkung ist für den Nutzer unberechenbar“, sagt Münch. In der Regel sind die Drogennutzer nicht darüber informiert, welche Stoffe sie in welcher Mischung nehmen müssen. Gerade deshalb war es von großer Bedeutung, dass der Gesetzgeber im November 2016 reagiert habe und mit dem Gesetz über neue psychoaktive Stoffe Handel, Besitz und Kauf dieser Drogen unter Strafe gestellt habe, sagte Mortler. Damit seien „aus Legal Highs kriminelle Highs gemacht“ worden.

Konsum von THC nicht gesellschaftlich verpönt

Nach der Drogenbeauftragten Mortler könne es „nicht sein, dass Drogen einfach bestellt und per Post versendet werden“. Auch wandte sie sich gegen eine Legalisierung von Cannabis. Sie meint, das wäre „das falsche Signal“. Der Konsum von Kokain und Cannabis gehöre in einigen gesellschaftlichen Kreisen heute „zur Normalität“. „Es geht nicht darum, Statistiken zu verschönern, sondern darum, einer gefährlichen Droge entgegenzutreten. Es müsse verhindert werden, dass Drogen in der Öffentlichkeit angeboten werden, als handele es sich um Obst oder Gemüse.“ Zudem wolle sie „keine Gesellschaft, in der der Konsum von Drogen Selbstverständlichkeit wird“, so Mortler weiter.

Kritik an der Analyse der Rauschgiftkriminalität

Kritik an der Analyse der Rauschgiftkriminalität gab es von mehreren Verbänden, darunter der Deutsche Aidshilfe. Sie geben zu bedenken, dass mit Repression und der strafrechtlichen Verfolgung von Drogenkonsumenten die Drogenprobleme nicht gelöst würden. Nötig seien andere Maßnahmen wie eine Reform der Betäubungsmittelgesetzgebung und ein Werbeverbot für Tabak und Alkohol.

Bildquelle: Wunderela, thx! (CC0 Public Domain)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.