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Bildquelle: BKA

Deutschland im Deep Web 3: Mutmaßlicher Administrator festgenommen

Monatelange verdeckte und technisch anspruchsvolle Ermittlungen führten zur Festnahme des mutmaßlichen Admins von Deutschland im Deep Web 3.

Wie das BKA informierte, haben Ermittler am Dienstag, dem 25. Oktober, den mutmaßlichen Betreiber von Deutschland im Deep Web (DiDW 3) in Landshut festgenommen. Der 22 Jahre alte Informatik-Student aus Niederbayern wird verdächtigt, den Darknet-Market seit November 2018 administriert zu haben. Man wirft ihm demgemäß vor, eine kriminelle Handelsplattform im Internet gem. § 127 StGB betrieben zu haben. Das Gesetz sieht dafür eine Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren vor. Aktuell sitzt der Beschuldigte in Untersuchungshaft.

Die Ermittlungen führten das Bundeskriminalamt und die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB). Es gelang ihnen infolge, den anonym im Darknet agierenden Tatverdächtigen zu identifizieren und festzunehmen. Im Rahmen der Hausdurchsuchungen, unter Beteiligung eines Staatsanwalts der ZCB, inspizierten die Beamten zwei Wohnobjekte. Sie stellten dabei zahlreiche Beweismittel sicher, darunter Computer, Datenträger und Mobiltelefone. Gemäß Bild fanden sich dabei auch eine geringe Menge an Marihuana sowie eine Deko-Waffe. Der Student war laut einem ZCB-Sprecher der Polizei kein Unbekannter. Bereits 2019 musste er sich vor dem Amtsgericht Landau an der Isar rechtfertigen, weil er sich im Jahre 2018 in das Netzwerk seines Gymnasiums gehackt hatte.

Deutschland im Deep Web 3: einer der größten deutschsprachigen Darknet-Markets

Mit seinen rund 16.000 registrierten Usern und den davon insgesamt 72 aktiven Händlern, gehörte Deutschland im Deep Web 3 zu den „größten deutschsprachigen Darknet-Markets“, mit Schwerpunkt auf Drogenhandel. Allerdings war die Plattform bereits seit März 2022 nicht mehr für Nutzer erreichbar. Wir berichteten darüber, dass das Forum seit 18. 03. 2022 offline war. Admin Sudo wies damals auf dread darauf hin, dass für den Ausfall ein Brand im Rechenzentrum von DiDW verantwortlich sei. Davon wäre auch der primäre Backup-Server betroffen. Es würde Zeit brauchen, alles wieder zum Laufen zu bringen, „Sofern es denn überhaupt klappt“, teilte Sudo mit. Allerdings traf die Geschichte auch auf Unglauben. Man munkelte, der Admin (Sudo) hätte offenbar selbst den Stecker gezogen.

Lucky gründet zensurfreies Forum Deutschland im Deep Web im März 2013

Die erste Version von Deutschland im Deep Web gründete Lucky, aka Alexander U. Unter dem Namen „luckyspax“ oder „Lucky“ trat er als alleiniger Betreiber der größten, deutschsprachigen Darknet-Plattform „Deutschland im DeepWeb“ auf. Das Forum war seit März 2013 unter der URL germanyhusicaysx.onion des Tor-Netzwerkes erreichbar. DiDW stand primär für einen unkontrollierten Meinungsaustausch, aber sekundär eben auch für einen Handel mit illegalen Gütern. 2016 missbrauchte der Täter des Amoklaufs in München die damalige Plattform, um sich die Tatwaffe und Munition zu beschaffen. Mit der der Verhaftung des Betreibers am 8. Juni 2017 nahm DiDW ein Ende und wurde durch das BKA im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main für immer vom Netz genommen. Im August 2019 hat der BGH das Strafmaß von Lucky von sechs Jahren Haft bestätigt.

Das Gericht befand, U. aka Lucky habe sich der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung schuldig gemacht. Die Staatsanwaltschaft Mannheim erhob Anklage gegen ihn beim Landgericht Karlsruhe u.a. wegen dem Verdacht der fahrlässigen Tötung in neun Fällen und der fahrlässigen Körperverletzung in fünf Fällen im Zusammenhang mit dem Amoklauf im Münchner Olympia-Einkaufszentrum im Juli 2016.

DiDW 2: „ein Platz für freie Meinungsäußerung, ohne Zensur“

Bereits in der Zeit, als sich Lucky noch vor dem Karlsruher Landgericht verantwortete, standen die neuen Betreiber von Deutschland im Deep Web Zwei (DiDW Zwei) schon in den Startlöchern. Im November 2018 gaben sie uns ein Interview. Gemäß Younam und Sudo soll die Plattform primär „einen Platz für alle möglichen Schichten von Usern sein, die ihre Meinung frei ohne Zensur oder Bann äußern dürfen. Dazu gehört auch der Verkauf von „illegalen“ Gütern.“ Freiheit definierte Sudo dabei als, „keine Angst zu haben, vor nichts und niemandem und für uns auch die Freiheit eines jeden darüber zu entscheiden, welche Substanzen er / sie konsumieren möchte.“ Ein Team achte allerdings auf die Einhaltung einiger weniger Regeln. Ansonsten galt das Motto „Keine Kontrolle, alles erlaubt“:

„Ein Team bestehend aus Admin und Moderatoren, achten darauf, dass einige wenige Regeln eingehalten werden und wir notfalls einschreiten. Auf DiDW2 werden keine Kipo-Inhalte (Abkürzung für kinderpornografischen) oder weiterführende Links sowie KiPo-Anfragen oder Angebote in welcher Form auch immer geduldet. Ähnlich sieht es aus mit Waffen, Hurt Core, Snuff (Anmerkung der Redaktion: Gewaltvideos) und Auftragsmorden.“

DiDW Zwei offline – DiDW Drei am Start

Die zweite Version von Deutschland im Deep Web war nur kurze Zeit online. Deutschland im Deep Web 3, mit Sudo als neuen Admin, startete nur zehn Tage später, bis er am 18.03.2022 ankündigte, offline zu sein. Nun steht der aktuell festgenommene Student im Verdacht, die Plattform seit November 2018 administriert zu haben.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.