Deutsche Bahn, HBF Berlin Ost
Deutsche Bahn, HBF Berlin Ost
Bildquelle: Yannes Kiefer

Deutsche Bahn hat nachgebessert: Online-Betrug stark erschwert

Direkt nach Erscheinen unseres Hintergrundberichtes hat die Deutsche Bahn ihr AFS nachgebessert. Nun haben Betrüger fast keine Chance mehr.

Deutsche Bahn: Das hauseigene System gegen jeglichen Betrug ist nun gut eingestellt. Das kostenlose Erstellen eigener Tickets gehört seit mehreren Tagen der Vergangenheit an. Einige illegale Händler haben schon das Handtuch geworfen, zumal Mitarbeiter mehrerer LKAs nun gezielt gegen solche Anbieter bei Telegram vorgehen sollen.

Deutsche Bahn: Ende Gelände für OurServicesRussia!

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Übrigens war es auch für viele andere illegale Anbieter. Schon einen Tag nach unserer Berichterstattung teilte mir der Händler OurServicesRussia mit, es sei alles merklich schwieriger geworden. Die Admins von Bahn.de hätten das AFS (Anti Fraud System) nachjustiert, teilte er uns überrascht mit. Er sei aber noch dabei, weil er eine andere Lücke ausgenutzt hat.

Doch das war kurze Zeit später dann auch Geschichte. Die Deutsche Bahn hat das eigene Online-Bestellungssystem nochmals nachgebessert.

Auch die im Graubereich sehr beliebten Monatskarten mittels Lastschrift akzeptiert die Bahn seit dem gestrigen Donnerstag nicht mehr. Und nein, dies ist kein verspäteter Aprilscherz.

Händler Lord GoreCore auch abgetaucht

Wer jetzt noch immer Fahrkarten illegal bestellen will, muss dafür zur Bezahlung die Angaben geklauter Kreditkarten benutzen. Das gilt auch für jegliche Gutscheine. Die wenigen anderen Händler, die nicht carden wollen, kaufen Datenbanken im großen Stil auf und durchsuchen sie nach möglichen Bahn-Kunden, um sich mit deren Account einzuloggen. Das funktioniert natürlich nur, sofern sie ihr Passwort mehrfach verwendet haben. Die Deutsche Bahn warnt andauernd vor dem ständigen Versand von Phishing-Mails, um ihre Kunden zu schützen.

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Doch mit Verdienstaussichten von 6.000 EUR monatlich ist es für die illegalen Händler endgültig vorbei. Es ist deutlich aufwändiger und teurer geworden, sich mit den Bahntickets zu versorgen.

Untergetaucht ist übrigens der Kölner Händler Maik H. aka Lord GoreCore, der derzeit wegen eBay-Betrugs gesucht wird. Er war so unvorsichtig und bot unter seinem Realnamen bei eBay einen Thermomix zum Verkauf an. Auch den Kanal unter ninjatrain2020 hat er dicht gemacht. Zuvor teilte er uns lautstark mit, nur er sei der rechte Insider für solche Geschäfte, OurServicesRussia könne da nicht mithalten.

Die meisten illegalen Händler haben schon aufgegeben

Auch der Versand von Tickets ist nur noch überprüften Bestandskunden vorbehalten. So mancher Vendor wollte dafür einen toten Briefkasten in Anspruch nehmen. Doch bei Neukunden, die per Lastschrift bezahlen und sich die Tickets nach Hause schicken lassen wollen, schlägt sofort der Algorithmus der Deutschen Bahn an.

Das gleiche gilt mittlerweile auch für Postfächer, die Händler gerne unter falschem Namen angemeldet haben. Wer das Ticket ausgedruckt haben will, muss mit seinem Digitalcode zum Schalter der DB Info gehen. Doch der persönliche Kontakt ist ja genau das, was die Betrüger unbedingt vermeiden wollen.

Gerücht: Polizei sucht bei Telegram nach möglichen Tätern

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Zudem grassieren Gerüchte, dass einige Mitarbeiter einer neuen Abteilung gezielt die Kanäle und Gruppen von Telegram nach illegalen Angeboten durchforsten sollen. Bei Chats oder Testkäufen soll, sofern möglich, die Identität der kriminellen Verkäufer festgestellt werden. Die Gerüchte sind bislang unbestätigt. Bei solchen Aussichten lassen die meisten Anbieter lieber die Finger davon. Freilich gibt es noch immer illegale Angebote beim Crimenetwork und in anderen Untergrund-Foren. Doch im Vergleich zum Vormonat dürfte der zu erwartende Verlust der Deutschen Bahn minimal sein.

Ein anderer Kontakt der Redaktion sucht derweil für den Eigenbedarf nach bislang unbekannten Schwachstellen. Wir berichten, sollte er dabei Erfolg haben. Der Verkauf kommt für ihn nicht infrage, das ist ihm schon lange viel zu heiß.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.