Better Bahn ist ein Tool von Lukas Weihrauch. Damit soll das Bahnfahren je nach Strecke u. U. wesentlich günstiger sein. Doch stimmt das?
Ja, die Vorteile von Better Bahn können überwiegen. Man kann abhängig von der Strecke angeblich viel Geld sparen. Laut der eigenen Aussagen seien Preisersparnisse von bis zu 86 % möglich, wie der Autor in einem Spiegel-Interview angibt. Da man den Beitrag mal wieder hinter einer Paywall versteckt hat, kann man ihn höchstes mithilfe von archive.li lesen.
Viel Wirbel um ein paar Euro Unterschied?
So schön es sich auch anhört, bei der Bahn wirklich derart viel sparen zu können, so ist das leider nur in Einzelfällen möglich. Als studierter Medieninformatiker weiß der Programmierer Weihrauch natürlich, wie man sich über YouTube, Tiktok und Interviews bei großen Zeitungen ins Rampenlicht stellt. Der Hype darum ist nach unserer Ansicht absolut nicht gerechtfertigt – aber er ist zumindest im Gespräch. Nach stundenlangem Suchen und Analysieren von Verbindungen war unser Ergebnis echt ernüchternd.
Nach dem Ausdenken und Planen von Fahrten quer durch die Republik in 14 Tagen kam ich bei Nutzung von Better Bahn auf eine Ersparnis von etwa 10-18€ pro Fahrt. Ja, ich habe jede Verbindungsart durchgetestet, egal ob schnellste Verbindung, mit und ohne ICE. Das Ergebnis war bis auf zwei bis Euro mehr oder weniger immer dasselbe.
Ja, man kann sagen: immerhin etwas. Das ist doch nice. Ich spare doch Geld, was erzählst du denn? Doch jetzt kommen wir zu den Nachteilen.
Die Nachteile von Better Bahn
Erreicht man aufgrund einer Verspätung seinen Anschluss nicht, erhält man keine Erstattung, da es sich um zwei unterschiedliche Verbindungen handelt. Dieser Unterschied wird besonders deutlich, wenn es sich um die letzte oder einzige Verbindung des Tages handelt. Die Deutsche Bahn im O.-Ton:„Dann greifen bei der durchgehenden Fahrkarte zusätzliche Fahrgastrechte, nämlich eine Hotelübernachtung oder eine Taxifahrt.”
Bei verschiedenen Tickets ist das ausgeschlossen und höchstens über die Kulanz eines Service-Mitarbeiters der Deutschen Bahn möglich. Mir ist es beim internen Treffen der Moderatoren von Tarnkappe.info im Jahr 2021 genauso ergangen. Ich war auf die Kulanz eines Mitarbeiters in Düsseldorf angewiesen. Bitte versteift euch aber nicht darauf.
Unter der Website ist inzwischen eine gehostete Variante der „App” zu finden. Leider funktioniert diese nicht: Nach Hineinkopieren der Fahrt und Starten der Verbindungssuche erscheint immer wieder die Fehlermeldung „Error 500”.
Die App am besten selbst hosten
Deshalb bleibt aktuell nur die Möglichkeit, sie selbst zu hosten. Die entsprechende Anleitung findet ihr hier bei GitHub. Ich empfehle euch die Selfhosting-Variante von Better Bahn mit Tailscale und Freigabe über Funnel, wie ich sie im Navidrome-Artikel beschrieben habe. So könnt ihr eure selbst gehostete Variante auch unterwegs erreichen. Unter Umständen kann es nämlich der Fall sein, dass die Domain noch mit HaGeZi’s „The World’s Most Abused TLDs” blockiert ist. Oder von einer der anderen Blockliste-Seiten, die jünger als 30 Tage sind. In dem Fall wird die Domain als Risiko einstuft und dementsprechend gesperrt. In diesem Fall müsst ihr die Seite manuell in eurem Adblocker (z. B. AdGuard Home* oder Pi-Hole) freigeben. In meinem Test mit Cloudflares DNS 1.1.1.1 war die Seite auf jeden Fall problemlos erreichbar.
Ich finde den Gedanken durchaus interessant. Wenn man bereit ist, das Risiko einzugehen, irgendwo zu stranden und einen Zug zu verpassen, kann man tatsächlich Geld sparen. Ich persönlich verzichte jedoch lieber auf die Ersparnis von 10 bis 18 €. Ich buche das Ticket lieber so, dass ich im Problemfall meine Fahrgastrechte in Anspruch nehmen kann. Deutsche Bahn-Züge kommen häufig verspätet an. Dementsprechend kann es es genauso häufig passieren, dass man seinen Anschlusszug verpasst. Und dann hätte man womöglich bei wenigen Euro Preisunterschied bei der Buchung über Better Bahn die deutlich unbequemere Lösung ausgewählt.
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