Das Hollywood-Studio Universal Pictures wird seine Filme in den USA bereits 17 Tage nach dem Kinostart in den Online-Verleih bringen können.
Während die Kinos weltweit noch mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie kämpfen, haben sich AMC Theatres und Universal aktuell vertraglich darauf geeinigt, Kinofilme bereits 17 Tage nach Kinostart als Stream bei Video-on-Demand-Diensten (VOD) anzubieten. Das könnte eine Signalwirkung auf die gesamte Branche haben.
Unterhaltungsindustrie inklusive Universal steht vor dem Umbruch
Ein Vertrag zwischen dem Hollywood-Studio Universal Pictures und AMC Theateres, ermöglicht es Universal in den USA innerhalb von nur drei Wochen nach dem Start, neue Filme, einschließlich Blockbuster-Franchises, wie Fast & Furious und Jurassic World, auf Premium-Video-on-Demand-Plattformen zu veröffentlichen. Dies verkürzt die Zeit, in der Filme exclusiv in AMC-Kinos auf der großen Leinwand gezeigt werden können, erheblich. Vor der Allianz galt es, eine Wartefrist einzuhalten. In der Regel waren es 75 bis 90 Tage, bevor Filme als Home-Entertainment erscheinen durften.
Verändern die Vertragsvereinbarungen die Kinolandschaft nachhaltig?
Jetzt hat Universal die Möglichkeit, ihre Filme zur Miete bei „Premium-VOD-Diensten“ anzubieten, für einen Angebotspreis zu ca. 20 US-Dollar (17 Euro), nachdem sie 17 Tage lang in den Kinos liefen. Günstigere Preise werden dann nach ca. drei Monaten spruchreif. Gemäß Variety wird AMC finanziell an den Streaming-Einnahmen beteiligt. Laut Medienberichten handelt es sich bei den Vertragsvereinbarungen um keine feste Regelung, es sei vielmehr eine Option. Diesbezüglich kann Universal für jeden Film Einzelentscheidungen darüber treffen, ob es eine vorzeitige Online-Verleih-Freigabe geben wird.
Kino-Interessen erwiesen sich als nicht durchsetzbar
Adam Aron, CEO von AMC, drohte am Jahresanfang noch damit, dass sein Unternehmen Universal-Filme von seiner Kino-Leinwand verbannen würde, nachdem das Filmstudio bereits zu dieser Zeit in Erwägung zog, Filme gleichzeitig für Kinos und Premium-Streaming-Plattformen freizugeben. Im Vergleich zu dieser Aussage läutet der Vertragsabschluss eine deutliche Trendwende ein. Es zeigte sich, dass sich AMC coronabedingt in einer deutlich schlechten Verhandlungsposition befand, um seinen Standpunkt klar zu verteidigen. Die Kinobranche hat keinen Weg gefunden, eine zügige Wiedereröffnung auf nationaler Ebene zu erreichen. Die Corona-Pandemie ließ eine solche Option nicht zu und die Kinos blieben monatelang ohne Einnahmen.
Debatten bezüglich einer früheren Filmfreigabe für Streaming-Dienste führt die Filmbranche nun schon seit Jahren. Allerdings brachte erst die Corona-Pandemie die Diskussionen „auf eine Überholspur und überraschte viele mit der Geschwindigkeit, mit der entschieden wurde“.
Rich Greenfield, Medienanalyst bei LightShed Partners, prognostiziert die Zukunft.
„Dies ist ein Wendepunkt für die Unterhaltungsindustrie. Universal versucht nicht, Kinos zu schwächen. Sie richten sich lediglich nach dem Bedarf der Verbraucher, nämlich neue Filme überall sehen zu wollen, auch zu Hause.“
Bedeutet Siegeszug der Streaminganbieter das Kino-Aus?
Folglich wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis andere Kinoketten ähnlich unter Druck geraten, solche Verträge als letzten Ausweg unterzeichnen zu müssen. Für kleinere Unternehmen könnte es das endgültige Aus bedeuten. Immerhin ist Exklusivität ein nicht unwesentlicher Anreiz zum Kinobesuch. Universal hingegen kann durch eine Sperrfrist-Verkürzung viel schneller den gewinnbringenden VOD-Markt als Einnahmequelle nutzen.
Dass es ein lohnendes Geschäft ist, zeigte bereits der Animationsfilm „Trolls World Tour“. Universal brachte ihn im Frühjahr in den Onlineverleih, während die Kinos geschlossen waren. Auf Online-Plattformen, wie iTunes oder Amazon Prime Video, konnte man die angebotenen Filme zu Preisen um die 15 EUR für 48 Stunden ausleihen. „Trolls World Tour“ spielte in drei Wochen allein am US-Markt ca. satte 100 Millionen Dollar ein.
Weitere Vereinbarungen für Europa geplant
Fortführende Verhandlungen zwischen beiden Unternehmen hinsichtlich entsprechender Vereinbarungen für die Kinos in Europa und dem Nahen Osten sind bereits geplant. Hier in Deutschland zählen die Kinos der Odeon & UCI Cinemas Group zu AMC.
Donna Langley, Vorsitzende der Universal Filmed Entertainment Group bekräftigt.
„Das Theatererlebnis ist weiterhin der Eckpfeiler unseres Geschäfts. Die Partnerschaft, die wir mit AMC geschlossen haben, basiert auf unserem gemeinsamen Wunsch, eine florierende Zukunft für das Filmvertriebs-Ökosystem zu gewährleisten und die Nachfrage der Verbraucher mit Flexibilität und Optionalität zu befriedigen.“
Universal: Kinos weiterhin Eckpfeiler des Geschäfts
Adam Aron zeigt sich schließlich doch zufrieden mit der Vereinbarung und ergänzt:
„Universal und AMC haben sich zusammengetan, um Kinogängern seit einem ganzen Jahrhundert herausragende Filme zu bieten. Mit dieser Vereinbarung zur Veränderung der historischen Branche werden wir dies gemeinsam weiterhin tun und dies auf eine Weise, die den Erfolg für uns beide fördern sollte.“
Tarnkappe.info