FOX will einen eigenen werbefinanzierten Streaming-Dienst namens Tubi nach Europa bringen. Auf dieses Modell setzen die Anbieter zunehmend.
Der Konzern FOX will überraschenderweise mit Tubi auch einen so genannten FAST-Kanal in Europa anbieten. Die Abkürzung FAST steht für „Free Ad-supported Streaming Television“. Soll heißen: Zugang ohne Anmeldung online, der Dienst würde sich dann ähnlich wie Amazon Freevee nur über eingeblendete Werbespots finanzieren. Gebühren für Abos würden dabei folglich keine anfallen.
Verabschiedet sich die Branche vom Abomodell?
Die Unternehmensberatungsfirma Deloitte geht davon aus, dass die Hälfte aller großen Streaming-Anbieter bis Ende nächsten Jahres auch einen eigenen FAST-Kanal anbieten werden. Bis Ende 2030, so glaubt man, haben sich alle Streaming-Anbieter zum größten Teil oder komplett für einen Umstieg auf das Werbemodell entschieden. Die Finanzierung soll dabei nach Angaben der Studie verstärkt durch die Personalisierung von Werbeinhalten gelingen. Die Auswertung der Nutzerdaten ermögliche eine optimale Monetarisierung kostenloser Online-TV-Dienste. Auch die rechtliche Regulierung falle derzeit zum Wohl der Branche weniger strikt aus.
Tubi ist Teil der Tubi Media Group, einer Abteilung der Fox Corporation, die für die digitalen Geschäftsbereiche des Unternehmens zuständig ist. Die Plattform bietet 250 kostenlose werbefinanzierte Streaming-Fernsehkanäle (FAST) sowie einen On-Demand-Katalog mit mehr als 200.000 Filmen und TV-Episoden und ist derzeit in den USA, Kanada, Mexiko, Costa Rica, Guatemala, El Salvador, Ecuador, Panama, Australien und Neuseeland verfügbar. Nach eigenen Angaben verfügt man über mehr als 70 Millionen aktive Nutzer. Auf das neue erfolgsversprechende Modell reagierte auch Netflix im November 2022 mit der Einführung eines preiswerteren Abos, bei dem man Werbespots über sich ergehen lassen muss. Im Gegenzug schränkte Netflix dieses Jahr mit technischen Mitteln das Account-Sharing drastisch ein.
Kommt Tubi auch nach Deutschland?
Manager David Salmon soll den Dienst in Großbritannien und in manchen EU-Ländern bekannt machen. Ob die Einführung von Tubi auch in Deutschland geplant ist, kann man den Ankündigungen bisher leider nicht entnehmen. Über kurz oder lang geht aber an einem derart großen Markt kein Weg vorbei. Die in den USA ausgestrahlten Inhalte wird man schon aus urheberrechtlichen Gründen nicht auf einen deutschen Streaming-Dienst übertragen können. Dafür müsste man extra die entsprechenden Rechte erwerben. Ähnlich hat es Freevee gemacht, bei dem das Angebot anfangs überschaubar klein war. Viele Lizenzen für deutschsprachige TV-Serien hat die Amazon-Tochter erst nach und nach erworben.
FOX wollte sich eigentlich aufgrund der großen Medien-Konkurrenz komplett aus dem Unterhaltungsgeschäft zurückziehen. Das Unternehmen hatte sich auf die Bereiche Nachrichten und Sport konzentriert. Auch die Pläne, die Verlagsprodukte des Unternehmens mit den eigenen Streaming-Angeboten zu verschmelzen, gelten als gescheitert.
Wer sich das englischsprachige Programm von Tubi im Original anschauen will, muss dafür momentan noch einen VPN-Server aus den USA nutzen*. Mit eine IP-Adresse aus Europa bleibt man noch außen vor. Ob sich die FOX-Tochter gegen die Nutzung eines VPN-Dienstes schützt, haben wir aber noch nicht ausprobiert.
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