Schockanruf
Schockanruf
Bildquelle: stokkete, Lizenz

Schockanruf brachte Betrügern 125.000 Euro ein

Betrüger zocken zwei Seniorinnen aus dem Unterallgäu mittels Schockanruf ab. Durch Schmuck-und Bargeldübergabe büßten sie 125.000 Euro ein.

Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West warnt aktuell vor betrügerischen Anrufen. Kriminelle geben sich bei der Schockanruf-Masche als Anwalt, Staatsanwalt sowie als falscher Polizeibeamter aus. Sie täuschen dabei einen verhängnisvollen Sachverhalt vor und bringen so ihre Opfer um die Ersparnisse.

In dem konkreten Fall erhielt eine Seniorin vergangenen Donnerstag, dem 14.04.2022, einen solchen Schockanruf. Betrüger gaben sich infolge als Anwalt, Staatsanwalt sowie als falscher Polizeibeamter aus. Alle diese Personen bestätigten, die Tochter der Angerufenen hätte im Rahmen eines Verkehrsunfalls schuldhaft eine Person getötet. Sollte die Seniorin keine Kaution in Höhe von 90.000 Euro sowie Schadensersatz in Höhe von 75.000 Euro entrichten, werde die Tochter in Haft genommen.

Zwar war die Geschichte frei erfunden, dennoch gelang es den Anrufern, die Seniorin und eine zufällig anwesende Bekannte über mehrere Stunden massiv damit unter Druck zu setzen. Die beiden Seniorinnen akzeptierten die aufgestellte Behauptung als Tatsache, sodass die Bekannte sogar anbot, die Angerufene beim Aufbringen des geforderten Geldes zu unterstützen.

Telefonbetrug per Schockanruf im Unterallgäu: Seniorinnen übergeben Schmuck und Geld

Wie telefonisch vereinbart, wartete die Seniorin gegen 14 Uhr auf dem Parkplatz des Sportzentrums in der Hühnerbergstraße in Memmingen auf die Person, die von ihr Schmuck im Wert von ca. 30.000 Euro entgegennehmen sollte. So wie erwartet, näherte sich ihr auch eine männliche Person zu Fuß. Der Mann soll ca. 185 cm groß, ca. 35 Jahre alt, schlank und unscheinbar gewesen sein. Nach Übergabe der Schmuckstücke in einer Plastikdose habe sich die Person dann auch wieder entfernt.

Hingegen dirigierten die Täter die Bekannte der Seniorin extra nach Lindau. Auch hier wählten die Betrüger zur Geldübergabe einen Parkplatz. Am Verbrauchermarkt Lidl in der Kemptener Straße wartete diese auf die vermeintlichen Beamten. Nach eigenen Angaben fand dann eine Geldübergabe zwischen 17:10 Uhr und 17:35 statt.

In einem Umschlag übergab sie 95.000 Euro an einen der Täter. Auch dieser hätte sich zu Fuß genähert. Beschrieben wird der Kriminelle als dunkelhaarig mit einer Tätowierung im Nacken. Die Person soll ferner über 180 cm groß und evtl. osteuropäischer Herkunft gewesen sein. Darüber hinaus habe sie eine FFP2-Maske, eine blaue „Bomberjacke“ und eine dunkle Jeans getragen.

Wie die Polizei vermeldet, wären den Damen erst nach der Übergabe des Schmucks und des Geldes Zweifel an der vorgetragenen Geschichte gekommen. Infolgedessen entschlossen sie sich zur Anzeigenerstattung. Der Schockanruf entpuppte sich schließlich als Betrug.

Die Kriminalpolizeiinspektion bittet die Bevölkerung infolge dringend um sachdienliche Hinweise. „Wer hat an den Örtlichkeiten an denen das Geld übergeben wurde relevante Wahrnehmungen gemacht? Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Memmingen unter der Rufnummer 08331/100-0 entgegen“.

Die Kripo Memmingen rät

  • Geben Sie am Telefon nie Auskunft über Vermögensverhältnisse; Behörden fordern Sie auf solche Weise nicht zur Herausgabe von Bargeld auf.
  • Setzen sie Familienangehörige und Nachbarn über dies Vorgehensweisen der Täter in Kenntnis.
  • Sie erhalten keine Anrufe von der Notrufnummer 110.
  • Legen Sie bei einem solchen Schockanruf auf und rufen Sie bei dem geringsten Zweifel den Polizeinotruf 110.
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und lassen Sie keine unbekannten Personen in Ihre Wohnung.

Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd-West, bestätigt in einem Podcast auf all-in.de, dass sich in letzter Zeit derartige Betrugsversuche, wie per Schockanruf, häufen. Er erklärt, mit welchen ausgeklügelten, professionellen Machenschaften Betrüger versuchen, ausgewählte Opfer abzuzocken.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.