Zwei Welten: KI-optimierte Akkordarbeit oder mehr Zeit fürs Leben – wer entscheidet über den Fortschritt?
Zwei Welten: KI-optimierte Akkordarbeit oder mehr Zeit fürs Leben – wer entscheidet über den Fortschritt?
Bildquelle: ChatGPT

Bernie Sanders fordert: 4-Tage-Woche als Antwort auf KI-Produktivität

Bernie Sanders fordert eine 4-Tage-Woche als Antwort auf die KI-Produktivität. Ist dies eine revolutionäre Idee oder ein Albtraum für CEOs?

Die Tech-Elite überschlägt sich mit Versprechen: Künstliche Intelligenz werde uns von monotoner Arbeit befreien und die Produktivität explodieren lassen. Doch was passiert wirklich? Massenentlassungen, Arbeitsverdichtung – und ein Shareholder-Value-getriebenes Mantra, das keinen Gedanken an die Menschen verschwendet, die den Profit erarbeiten. Bernie Sanders hat darauf eine klare Antwort, er fordert: Wenn die KI uns so produktiv macht, sollten wir alle weniger arbeiten. Eine 32-Stunden-Woche statt Kündigungen – damit Menschen Zeit für Familie, Freunde und ein Leben jenseits des Hamsterrads haben.

KI als Chance – oder Drohung?

Die Techindustrie verkauft KI als Heilsbringer. Während Silicon Valley die neue Effizienz bejubelt, sollen Beschäftigte einfach noch mehr buckeln? Bernie Sanders setzt dagegen: Gebt den Leuten ihre Zeit zurück. Seine radikale Forderung lautet: weniger Arbeit, mehr Leben. Wenn KI uns so produktiv macht – warum arbeiten wir dann nicht weniger, fragt Bernie Sanders in einem kürzlichen Interview mit dem Podcaster Joe Rogan.

Bernie Sanders fordert Umverteilung der Produktivitätsgewinne

Wie TechCrunch berichtete, brachte US-Senator Bernie Sanders in einem viel beachteten Gespräch mit Joe Rogan das Thema provokant auf den Punkt. Technologie müsse nicht nur den CEOs und Aktionären nutzen, sondern allen:

„Technologie wird uns verbessern, nicht nur die Menschen, die sie besitzen und die CEOs großer Konzerne. Ihr seid Arbeiter, eure Produktivität steigt, weil wir euch KI geben, nicht wahr? Anstatt euch auf die Straße zu setzen, werde ich eure Arbeitswoche auf 32 Stunden reduzieren.“

Die Kernidee: Nicht Entlassungen, sondern mehr Freizeit. Nicht Shareholder Value (die Maximierung des Wertes der Aktien), sondern Lebensqualität. Während in Davos die Elite darüber schwadroniert, wie man mit KI noch mehr Geld aus noch weniger Menschen quetscht, sagt Sanders: Lasst uns die Produktivitätsgewinne fair verteilen. Eine Kampfansage an ein Wirtschaftssystem, das lieber Dividenden aufbläht, als Arbeitnehmern mehr Freizeit zu gönnen.

Bernie Sanders fordert: 4-Tage-Woche als Antwort auf KI-Produktivität
Bernie Sanders fordert: 4-Tage-Woche als Antwort auf KI-Produktivität

Erfolgreiche Pilotprojekte weltweit: Keine Utopie

Was klingt wie eine revolutionäre Forderung, ist keineswegs reine Utopie. Sanders verweist auf internationale Beispiele:

  • Vereinigtes Königreich: 2022 testeten 61 Unternehmen (rund 2.900 Beschäftigte) ein halbes Jahr lang eine 4-Tage-Woche. Das Ergebnis: Bei 23 Unternehmen, die ihre Finanzzahlen offenlegten, blieb der Umsatz stabil oder stieg sogar im Schnitt um 1,4 %.
  • Microsoft Japan: Führte 2019 einen 4-Tage-Workweek-Test ein – und meldete eine unglaubliche Produktivitätssteigerung von 40 %.
  • Kickstarter: Die US-Crowdfunding-Plattform arbeitet seit 2021 dauerhaft mit 4 Tagen pro Woche – mit positiven Erfahrungen für Team und Unternehmen.

Bernie Sanders gegen das Shareholder-Mantra

Bernie Sanders fordert nicht nur eine Verkürzung der Arbeitszeit – er greift das ideologische Fundament der Tech-Elite frontal an. Denn für die „Davos-Mentalität“ ist das Ziel klar: KI soll Arbeit billiger, Menschen ersetzbarer und Profite größer machen. Jede eingesparte Stunde bedeutet für CEOs entweder Entlassungen oder mehr Output mit weniger Personal. Sanders drängt dagegen auf einen Wandel. Er will Technologie demokratisieren, statt sie als Waffe gegen Beschäftigte einzusetzen:

„Für die meisten Menschen wäre dieses Konzept eine Erleichterung, für jeden, der schon einmal in Davos war, jedoch ein blanker Horror. Was ist der Sinn des Lebens, wenn man nicht jede freie Minute nutzt, um den Shareholder Value zu steigern?“

Diese Worte aus dem TechCrunch-Bericht bringen es auf den Punkt: Für die globale Wirtschaftselite ist die Aussicht auf mehr Freizeit für Arbeiter ein Albtraum. Zeit ist Geld – aber bitte nicht dein Geld, sondern ihres. Schließlich basiert der ganze Shareholder-Kult darauf, jeden Gewinnbruchteil rauszuquetschen – selbst wenn Menschen dabei auf der Strecke bleiben.

Bernie Sanders fordert
Bernie Sanders im August 2019 in Des Moines, Iowa. Foto Gage Skidmore CC BY-SA 2.0.

Bernie Sanders fordert: Mehr Zeit zum Leben

Sanders resümiert:

„Nutzen wir die Technologie zum Wohle der Arbeitnehmer. Das bedeutet, dass wir ihnen mehr Zeit für ihre Familie, ihre Freunde, ihre Bildung und was auch immer geben.“

Sanders’ Appell ist ein Schlag ins Gesicht für das neoliberale Dogma vom Shareholder Value um jeden Preis. Er will, dass Gesellschaft und Politik die KI-Revolution sozial gestalten. Und dass Menschen Zeit zurückbekommen, die ihnen Technologie abnimmt.

Fazit: Revolution oder Horrorvision?

Bernie Sanders fordert nicht weniger als eine Revolution der Arbeitswelt. Die 4-Tage-Woche wäre keine utopische Spinnerei, sondern eine faire Antwort auf die KI-Produktivitätsgewinne. Sie könnte Stress reduzieren, Leben verlängern, Familien stärken. Aber sie stellt auch die Machtfrage: Wer entscheidet über die Verteilung des Fortschritts? Wer kassiert die Dividende der Automatisierung – Aktionäre oder Arbeiter? Die Technologie dafür haben wir. Es fehlt nur der politische Wille.

Sanders legt damit den Finger in die Wunde einer Branche, die ihre glitzernden Versprechen selten einlöst. Wenn KI tatsächlich unsere Produktivität steigert, wäre die logische Konsequenz nicht Massenarbeitslosigkeit oder Burnout, sondern eine neue soziale Vereinbarung: mehr Wohlstand, mehr Freizeit, mehr Lebensqualität.

Ob das passiert? Das liegt nicht an der Technik – sondern an uns. Oder wie Sanders es formulieren würde: Die Frage ist, wer von der neuen Produktivität profitiert – eine Handvoll Milliardäre oder wir alle.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.