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Bitcoin-Investment-Betrug aufgeklärt: Duo landet vor Gericht

Für einen Bitcoin-Anlagebetrug ist der Verein "Da Vinci Fintech Executives Switzerland" verantwortlich. Bisher haben sich 78 Opfer gemeldet.

Einen Ermittlungserfolg kann das Landeskriminalamt Wien für sich verbuchen. Nach langen und umfangreichen Ermittlungen klärte die Behörde einen weitreichenden Fall von Bitcoin-Anlagen- bzw. Investmentbetrug mit einer Schadenssumme von mindestens 2,7 Millionen Euro auf. Darüber informierte das Landeskriminalamt Wien am gestrigen Mittwoch.

Exklusiver Bitcoin-Investmentclub entpuppte sich als Anlage-Falle

Unter dem Deckmantel eines Vereins mit dem verheißungsvollen Namen „Da Vinci Fintech Executives Switzerland“ köderte ein Duo ihre Opfer mit hohen Gewinnversprechen. Für eine Einlage, begrenzt auf 500 Bitcoins, mit einer Laufzeit von drei Monaten, stellten sie Renditen von 2,5 Prozent pro Woche in Aussicht, berichtet Der Standard. Es hieß, das investierte Kapital gelange bereits nach drei Monaten zur Auszahlung. 500 Bitcoins waren zum Tatzeitpunkt 2019 ca. 2,7 Millionen Euro wert. Aktuell entspräche der gleiche Einsatz beim aktuellen Kurs bereits 580 Millionen Euro.

Allerdings funktionierte das von ihnen angepriesene Schema wie ein Schneeballsystem. Bestehende Anleger konnten nur aus Einzahlungen neuer Investoren bedient werden. Vermittlungen in den Jahren 2018 und 2019 sowohl über das Internet, als auch durch persönliche Kontakte führten zur Anwerbung von ca. 300 Investoren.

Bitcoin-Investitionen flossen vorwiegend in die Taschen der Verdächtigen

Zunächst zahlte man immer mal wieder kleinere Beträge aus. Investoren nahmen das zum Anlass, höhere Beträge nachzuschießen. Das Steigen des Bitcoin ließ die Anleger geduldig warten. 2021 flossen dann jedoch gar keine Auszahlungen mehr. Obwohl die Opfer teilweise ihr Geld in bis zu 27 Bitcoins anlegten, hätten die Verdächtigen sie schließlich um ihre Investitionen betrogen. Wie ein Ermittler dem Standard berichtete, soll das Duo sich mit den Investoren-Geldern einen „aufwendigen Lebensstil“ finanziert haben. Zudem hätten sie einen Teil der Bitcoins beim Glücksspiel verzockt.

Weitere Opfer werden noch gesucht

Viele der Opfer erstatteten schließlich Anzeige bei der Polizei. Daraufhin starteten erste Ermittlungen. Bisher sind 78 Opfer europaweit bekannt, wobei knapp die Hälfte aus Österreich stammt. Da man von ca. 300 Investoren ausgeht, sucht die Polizei noch Geschädigte. Mögliche weitere Opfer sollen sich beim Landeskriminalamt Wien telefonisch unter der Telefonnummer +43 (0)1 31310 33800 melden.

Auf die mutmaßlichen Täter haben die Beamten bereits 2018 erste Hinweise zur Sachlage erhalten. Die Spur führte sie zu zwei Personen im Alter von 25 und 37 Jahren. Diese hatten in der Schweiz den sogenannten „Da Vinci Investment Club“ oder auch „Da Vinci Fintech Executives Switzerland“ gegründet. Ein dritter Mann im Bunde war „ein Mitläufer, der erst später dazugekommen ist“.

Die Ergreifung der Tatverdächtigen gestaltete sich infolge als schwierig, obwohl sie namentlich bekannt waren. Vor ihren Opfern hielten sie unter anderem ihre Ausweise in die Kamera, um Vertrauen aufzubauen. Es gelang den Verdächtigen zunächst in Scheinwohnsitzmeldungen im Bundesgebiet unterzutauchen. Mit Unterstützung durch andere Organisationseinheiten (WEGA, DSE Cobra, Bundeskriminalamt) gelang es den Beamten schließlich, die Täter aufzufinden. Der Hauptbeteiligte stammt aus Niederösterreich, der ältere Komplize aus Wien.

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Opfer waren teilweise Krypto-Insider

Auch weitere Details hat man bekannt gegeben. So hat sich der Haupttäter das Trading selbst beigebracht. Bevor er den exklusiven Bitcoin-Investmentclub gründete, hat er für Privatpersonen erfolgreich in Kryptos investiert. Für daran interessierte Investoren bot man im Club zudem Webinare mit Insiderinfos an. Die Opfer waren teilweise mit der Kryptoszene vertraut. Der weitere Beschuldigte ist Akademiker. Seine Aufgabe lag in der Kundenakquise.

Im Juli 2021 klickten für die Männer die Handschellen. Sieben Hausdurchsuchungen in Wien und Niederösterreich schlossen sich an. Ermittler stellten dabei Handys, Computer und Bargeld sowie zwei Waffen sicher. Darüber informierte Matthias Hawlena vom Ermittlungsdienst des Landeskriminalamtes. Die Waffen hätte sich der Haupttäter für seinen Selbstschutz beschafft. Er gab an, ein Unbekannter bedrohe ihn. Die Verdächtigen führten 30 Kontoöffnungen durch, auch Zugangsdaten zu Bitcoin-Wallets konnten die Beamten sicherstellen. Bitcoins selbst konnten man hingegen nicht beschlagnahmen.

Der Hauptverdächtige befindet sich seit dem Tag seiner Verhaftung weiterhin in U-Haft. Sein Mitstreiter hingegen kam nach mehreren Monaten U-Haft bereits wieder auf freien Fuß. Am 24. Februar beginnt der Prozess am Wiener Landesgericht. Beide Beschuldigte zeigten sich bisher nicht geständig.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.