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Netflix: Hacker erpressen Streaming-Dienst

Hacker erpressten Netflix mit geklauter Serie „Orange is the new Black“. Netflix hat die Zahlungsaufforderungen ignoriet. Darum ist es nun illegal verfügbar

Die Hacker-Gruppe „Thedarkoverlords“ hat zehn neue Folgen der fünften Staffel von „Orange is the new Black“ veröffentlicht. Vorher haben sie versucht, Netflix mit den gestohlenen Episoden zu erpressen, jedoch der Streaming-Dienst habe die Geldforderung offenbar ignoriert, berichtet „New York Times“.

Netflix wird von Hackern erpresst

Netflix hatte in diesem Jahr angekündigt, dass die 5. Staffel der beliebten Serie von „Orange Is the New Black“ am 9. Juni erscheinen würde. Nun ist jedoch die Staffel bereits fast komplett erhältlich auf einschlägigen Torrent-Seiten, wie The Pirate Bay, bereits Wochen vor ihrem offiziellen Juni-Release-Datum, da Netflix offenbar der an sie gerichteten, erpresserischen Zahlungsaufforderung nicht nachkam. Die erste Episode wurde bereits am Freitag auf einer File-Sharing-Website veröffentlicht, die mit einem Twitter-Link der Hacker versehen war, der zu der Drohung geführt haben soll: “Lasst uns nun konkreter werden, Netflix.”, woraufhin auch die anderen Folgen am Samstag öffentlich illegal verfügbar waren.

Als verantwortlich, sowohl für das Einstellen der Links auf den illegalen Downloadportalen, als auch für die Erpressung von Netflix, bekannte sich die Hacker-Gruppe „Thedarkoverlords“. Die Hacker veröffentlichten auf der Plattform „Pastebin“, auf der man anonym Texte hochladen kann, eine Art Bekennerschreiben. „Wir sind es wieder“, heißt es darin. „Habt ihr uns vermisst?“ Und an die Adresse von Netflix: „Es hätte nicht so kommen müssen, Netflix. Ihr verliert jetzt viel mehr, als ihr uns hättet zahlen müssen.“

Thedarkoverlords veröffentlichten Bekennerschreiben

Zudem drohten die Verfasser anderen Produzenten: Man sei im Besitz von unveröffentlichtem Material von National Geographic, Fox, ABC und IFC. „Ihr habt noch Zeit, um euch zu retten.“ Gleichzeitig drohten „Thedarkoverlords“ auf einem eigenen Twitter-Account den anderen großen TV-Anbietern: „Wer ist der nächste auf der Liste?“ […] „Oh, was für ein Spaß wir alle haben werden. Wir machen keine Spielchen mehr.“ Nach Angaben der „New York Times“ weigern sich die bedrohten TV-Stationen, zu der Drohung öffentlich Stellung zu beziehen.

Gemäß Netflix haben sich die Hacker bei einem kleinen Unternehmen in Los Angeles, den Larson Studios, einer in Hollywood ansässigen Post-Production-Firma, die offensichtlich nicht ausreichend gegen Hacker-Angriffe geschützt war, Zugang zu den Folgen verschafft. Der Streamingdienst hatte das Material zur Nachbearbeitung an die Firma Larsen Studios geschickt, die laut Netflix von etlichen großen Fernsehstudios benutzt wird. Die Folgen sind also möglicherweise nicht gänzlich fertiggestellt, sollen aber eine hohe Bild- und Tonqualität haben. Die Staffel Fünf der Serie hat insgesamt 13 Episoden. Es fehlen in dem Leak die Episoden 11 bis 13, weil diese das Studio zum Zeitpunkt des Hacks noch nicht von Netfix erhalten hatte.

Hacker haben drei große Krankenversicherungsunternehmen erleichtert

Von der Serie hat Netflix sich erhofft, seine Abonenntenzahl weiter steigern zu können. Zudem ist „Orange is the new Black“ ein Quotenhit und spielt viel Geld ein in die Kassen des Unternehmens. Netflix selbst reagierte bereits mit einer Stellungnahme auf den Fall: „Wir wissen von der Situation. Sie hat sich aus einem Sicherheitseinbruch bei einer Nachproduktionsfirma ergeben, der sich etliche größere Fernsehstudios bedienen. Die zuständigen Strafverfolgungsbehörden sind eingeschaltet.“ Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Hacker auch über Material von anderen Serien-Produktionen verfügen. Das FBI habe schon im Januar davon erfahren, Netflix aber erst vor einem Monat informiert, sie ermitteln bereits in diesem Fall.

Die Hacker-Gruppe „Thedarkoverlords“ wird nach Informationen der „New York Times“ mit weiteren Internet-Verbrechen der jüngsten Vergangenheit in Verbindung gebracht. So sollen die Hacker auch hinter einer Attacke aus dem Sommer 2016 stehen. Damals waren mindestens drei große Krankenversicherungsunternehmen in den USA gehackt worden. Danach sollen die Täter versucht haben, die Daten im Netz zu verkaufen. Zudem stecken die Hacker, dem Bericht zufolge, auch hinter einem Angriff auf eine kleine Wohltätigkeitsorganisation für Krebskranke. Bei dem Angriff wurden im Januar sämtliche Server des Unternehmens leergeräumt. Die Täter verlangten 43.000 US-Dollar für die Rückgabe der Daten. Das Unternehmen zahlte nicht. Nun sind die Datendiebe bei Netfix erneut mit einem Erpressungsversuch gescheitert.

Update

Es könnte sich statt einer Hacker-Gruppe auch um einen Einzeltäter handeln. Das genau festzustellen, war uns leider nicht möglich. Die Medien berichten jeweils verschieden darüber. Einerseits heißt es bei Twitter „thedarkoverlord“, also Einzahl, dann wieder schreiben sie: „We are releasing the remainder of OITNB Season 5“, was auf eine Gruppe hindeutet. Es ist also bisher fraglich.

Bildquelle: Fanette, thx! (CC0 Public Domain)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.